Günter Netzer lehnt die Teilnahme an Videovernehmungen ab.
Im laufenden Sommermärchenprozess hätte der ehemalige deutsche Fußballstar und Geschäftsmann Günter Netzer Licht in den umstrittenen Fall der Millionen-Zahlungen des DFB an die FIFA bringen können, doch er hat sich dagegen entschieden. Das Gericht ist entmutigt über diese Entscheidung. Es bleibt unklar, welche Rolle Netzer in dem Skandal um die Gelder an die FIFA gespielt hat.
Netzer lehnte auch die Möglichkeit ab, per Videoschaltung als Zeuge vor dem Frankfurter Landgericht auszusagen, wie die Vorsitzende Richterin Eva-Marie Distler mitteilte. Er habe seinen Unwillen geäußert, an einer Videovernehmung teilzunehmen, sagte sie. Das Gericht könne ihn aber nicht zwingen, seine Meinung zu ändern, da er in der Schweiz wohne.
In dem Prozess geht es um ehemalige Spitzenfunktionäre des Deutschen Fußballbundes - Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt - die in diesem aufsehenerregenden Fall wegen Steuerhinterziehung angeklagt sind. Sie sollen eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die FIFA im Jahr 2005 in ihrer Steuererklärung für 2006 fälschlicherweise als Betriebsausgabe angegeben haben. Durch diesen Abzug verringerten sich ihre Steuern während des WM-Jahres um etwa 13,7 Millionen Euro. Alle drei Angeklagten streiten die Vorwürfe entschieden ab.
Netzers Verwicklung in die Geschäfte des DFB mit der FIFA ist noch unklar. Der 79-Jährige, der für seine Zeit auf dem Fußballplatz bekannt ist, ist seit Jahrzehnten tief in das Fußballgeschäft verstrickt. Ursprünglich sollte er am Donnerstag vor dem Landgericht erscheinen. Seine plötzliche Absage, für die es keine Erklärung gab, wurde am Tag vor Beginn der Verhandlung bekannt gegeben. Wie sich herausstellte, wird er auch nicht in den Gerichtssaal reisen. "Jeder muss seine eigenen Interpretationen aus dieser Situation ziehen", so Distler.
Das Gericht kann Netzer nicht zum Erscheinen zwingen, da er in der Schweiz wohnt. Auf ein Rechtshilfeersuchen hat die Schweiz bisher nicht reagiert. Unterdessen haben sich der ehemalige FIFA-Präsident Joseph Blatter und der ehemalige FIFA-Generalsekretär Urs Linsi bereit erklärt, per Videoschaltung auszusagen. Für den 11. Juli hat das Gericht zwei weitere prominente Zeugen angesetzt: den ehemaligen DFB-Präsidenten Fritz Keller und Markus Höfl, einen ehemaligen Manager des verstorbenen Franz Beckenbauer.
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Quelle: www.ntv.de