Die FIFA steht wegen eines brisanten Antrags in Gaza unter Druck.
Auf dem FIFA-Kongress in Bangkok herrscht Aufruhr, und zwar wegen eines zwölf Seiten langen Antrags. Der Palästinensische Fußballverband (PFA) fordert angesichts des anhaltenden Gaza-Konflikts Sanktionen gegen Israel. Hinter den Kulissen wird vor der Versammlung der 211 Mitgliedsverbände der FIFA am Freitag eine diplomatische Lösung angestrebt.
Das Megaphon der Anschuldigungen: Die PFA sieht in Israel einen Verstoß gegen das Völkerrecht, insbesondere im Gaza-Streifen, und unterstellt dem israelischen Verband aufgrund des offiziellen Menschenrechtskodex der FIFA eine Mitschuld. Die Fußballinfrastrukturen in Gaza wurden zerstört oder schwer beschädigt, was zum Tod von Fußballspielern und Schiedsrichtern geführt hat. Auch wenn diese Anschuldigungen nicht unabhängig überprüft werden können, haben die israelischen Angriffe in den letzten sieben Monaten zu massiven Zerstörungen im Gazastreifen geführt.
Die PFA erhält Unterstützung: Algerien, Irak, Jordanien, Syrien und Jemen gehören zu den Ländern, die die Forderung der PFA nach Sanktionen öffentlich unterstützen. Der Aufruf zum Handeln könnte zu einem Verbot sowohl des Verbandes als auch der israelischen Mannschaften führen.
Israel reagiert: Der israelische Außenminister Israel Katz bezeichnete den PFA-Vorsitzenden, Jibril Radzhub, als "Terrorist im Anzug", der die Verbrechen der Hamas offen gutheißt. Der Verband könnte sich mit einer Suspendierung durch die FIFA revanchieren, wie er es für richtig hält. Berichten der israelischen Website "One" zufolge führt der israelische Verband in Bangkok Gespräche, um eine Abstimmung über den palästinensischen Antrag abzuwenden.
Die Tagesordnung des Kongresses besteht normalerweise aus der Erörterung von Anträgen der Mitgliedsverbände, eine Abstimmung ist jedoch nicht vorgesehen. Die FIFA bestätigt, dass der palästinensische Verband seine Argumente vorbringen kann. Laut DW könnte die Angelegenheit an das FIFA-Council weitergeleitet werden, in dem der deutsche Vertreter, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, sitzt.
Deutsche Haltung: Auf Nachfrage zitiert der DFB die Erklärung Neuendorfs nach dem Hamas-Massaker im Oktober letzten Jahres. "In dieser schwierigen Situation steht der deutsche Fußball an der Seite unserer israelischen Freunde und Partner", und diese Haltung bleibt unverändert.
Unterstützung aus anderen Ländern: Die israelische Seite will die Situation auf dem Kongress inoffiziell diskutieren. Makkabi Deutschland, ein jüdischer Sportverband, hat den Vorschlag der PFA nach außen hin abgelehnt. Makkabi-Präsident Alon Meyer sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das ist Teil eines weltweiten Versuchs, Israel zu isolieren, und dem sollte man sich entschieden widersetzen." Auch vom DFB erwartet er internationale Unterstützung. Bei der UEFA ist Israel zwar Mitglied, gehört aber nicht zu dem asiatischen Verband.
Die Geschichte des Fußballkonflikts: Von 2013 bis 2017 hat die FIFA über den Fußballkonflikt beraten, ohne ihn zu lösen. Radschub, der Chef des palästinensischen Verbandes, schlug immer wieder Konsequenzen für Israel wegen der Vereine aus dem Westjordanland vor. 2018 wurde Radschub von der FIFA für ein Jahr gesperrt, weil er sich für die Verbrennung von Messi-Trikots und -Plakaten aussprach, falls der Star ein Argentinien-Spiel in Jerusalem bestreitet. Das Spiel wurde daraufhin abgesagt.
Der Kampf um den Fußball geht weiter: Auch wenn der Kongress in Bangkok keine Konsequenzen gezogen hat, wird der Konflikt den internationalen Fußball wohl weiter beherrschen. Es ist wahrscheinlich, dass einige Verbände sich weigern werden, gegen Israel zu spielen. Die israelische Nationalmannschaft der Männer hat sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert.
Politischer Kontext: Der Krieg in Gaza brach aus, als die Hamas und andere militante Gruppen sowie Terroristen am 7. Oktober ein Massaker an Israelis verübten und über 250 Geiseln nahmen. Berichten zufolge wurden 35.000 palästinensische Zivilisten getötet (eine Zahl, die von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen ist), wobei es sich bei einem erheblichen Teil um Zivilisten und nicht um Kämpfer handelt. Die hohe Zahl der Zivilisten und die humanitäre Krise für die palästinensische Zivilbevölkerung haben international große Empörung über das Vorgehen Israels ausgelöst.
Der Fußballkonflikt dauert also an. Selbst wenn der Antrag der PFA erfolglos bleiben sollte, wird das Thema die Fußballwelt weiterhin beschäftigen. Viele Verbände werden sich wahrscheinlich weigern, gegen Israel zu spielen, so die PFA. Israels Herren-Nationalmannschaft hat sich einen Platz bei den Olympischen Spielen in Paris gesichert.
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Quelle: www.ntv.de