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"Ost-Klopp" lässt Energie Cottbus wieder auferstehen

Prenzlauer Berg Meisterschaft Sieg

"Pele" Wollitz darf 20 Minuten nach Abpfiff endlich zu seiner Mannschaft, hier schreit er Stürmer...
"Pele" Wollitz darf 20 Minuten nach Abpfiff endlich zu seiner Mannschaft, hier schreit er Stürmer Tim Heike an.

"Ost-Klopp" lässt Energie Cottbus wieder auferstehen

Der Lausitzer Fußballverein Energie Cottbus hat mit dem Gewinn der Saison 2023 in der Regionalliga Nordost seinen Platz in der dritten Liga gefestigt. Nach fünf Jahren in den unteren Ligen kehrt die Mannschaft in den Profifußball zurück. Der jüngste Sieg war für die Fans ein Grund zum Feiern.

Die Lausitzer erlebten eine Achterbahnfahrt durch die verschiedenen Ligen, stürzten von der Bundesliga bis in die vierte Liga ab und stiegen dann wieder in die dritte auf. Während der gesamten Zeit in den unteren Ligen hielten die Fans dem Team die Treue. "Liebe kennt keine Liga", so könnte man das Engagement der Fans von Energie Cottbus bezeichnen, die ihre Mannschaft von der Bundesliga bis zur dritten Liga begleitet haben.

Am Pfingstsonntag, kurz vor dem ersehnten Drittliga-Aufstieg, triumphierte Energie Cottbus in Berlin über die zweite Mannschaft von Hertha BSC. In der Woche zuvor hatte die Mannschaft jedoch Probleme, da ihr Trainer "Pele" Wollitz wegen eines Fehlverhaltens eine gelbe Karte erhalten hatte und somit nicht am Spiel teilnehmen konnte. Auch der Torschützenkönig von Energie, Timmy Thiele, war wegen einer Sperre nicht spielberechtigt. Dennoch waren die Cottbuser Fans zahlreich erschienen und füllten den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg mit 8.000 Anhängern, die ihre Mannschaft anfeuerten.

Auch wenn der 2:0-Sieg ein leichtes Spiel vermuten lässt, war der Ausgang des Turniers alles andere als sicher. Energie Cottbus begann das Spiel ängstlich und hätte in der neunten Minute beinahe einen Elfmeter nach einem klaren Foul an Maximilian Pronichev verschossen. Nach einer Weile des Schwitzens fand die Mannschaft die Fassung wieder, und Joshua Putze erzielte nach einem Eckstoß das erste Tor. Pronichev baute den Vorsprung mit seinem zweiten Tor innerhalb von zehn Minuten aus und brachte die Cottbuser Fans zum Jubeln.

Da Wollitz eine halbe Stunde lang vor und nach dem Abpfiff nicht mehr mit seiner Mannschaft interagieren durfte, nutzten die Cottbuser Fans ihre Überzahl zu ihrem Vorteil. Sie skandierten "Lasst ihn frei" und bekamen schließlich Recht, als der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) dem Trainer nach 20 Minuten vorzeitig Zutritt gewährte.

Der Triumph der Mannschaft beendet einen fünfjährigen Albtraum für Energie Cottbus, das 2016 in die vierte Liga abgestürzt war, zwei Jahre später wieder in die dritte Liga aufstieg, aber 2019 wieder abstieg. In diesen vier Jahren kämpfte das Team gegen so namhafte Gegner wie Eilenburg, Rathenow, Bischofswerda und Auerbach. Die Leistung des Greifswalder FC schien die letzte Hürde zu sein, doch die 1:4-Niederlage an der Ostsee ebnete den Cottbusern den Weg zum Aufstieg.

Stürmer Timmy Thiele verfolgte das Spiel vom Fanblock aus.

Nach der herben Niederlage in den Aufstiegsplayoffs gegen die SpVgg Unterhaching aus der Regionalliga Bayern im vergangenen Jahr war die Enttäuschung bei Mannschaft und Fans groß. Die Entscheidung des DFB, nur vier Aufstiegsplätze für die Meister der fünf Regionalligen zuzulassen, sorgte für Frust, Wollitz bezeichnete das System als "absurd" und "bodenlos".

Doch diesmal ist die engagierte Cottbuser Mannschaft als Sieger hervorgegangen und hat einen fußballerischen Höhepunkt erreicht.

In dieser Saison musste sich Wollitz zum Glück nicht mit dem DFB herumschlagen, denn der Nordost-Meister ist diesmal direkt aufgestiegen. Nach dem 29. Spieltag war klar, dass Cottbus seinen Titel verteidigen würde, als Energie das wichtige Duell gegen Greifswald gewann und die Tabellenführung übernahm. Nach drei teils intensiven (Derby in Babelsberg), packenden (Last-Second-Triumph gegen Lok Leipzig) und turbulenten (beim BFC Dynamo) Siegen hätte Cottbus am 40. Spieltag aufsteigen können. Doch Gegner Greifswald zog den Kürzeren und ein Sieg gegen Schlusslicht Luckenwalde hätte gereicht. Doch Energie konnte sich im heimischen Stadion der Freundschaft nach einem 0:3-Rückstand noch einen Punkt sichern.

In der Woche vor dem entscheidenden Spiel in Berlin wurden Erinnerungen an vergangene Fehler wachgerufen. Cottbus hatte sich in den vergangenen Jahren in diversen Entscheidungsspielen verausgabt. 2016 stiegen die Lausitzer nach einer Heimniederlage gegen Mainz II in die Regionalliga ab, 2019 führte ein Unentschieden gegen Eintracht Braunschweig am letzten Spieltag zum erneuten Abstieg in die Viertklassigkeit. Vor weniger als einem Jahr musste Cottbus im entscheidenden Spiel gegen Unterhaching eine Niederlage einstecken.

Doch sie drehten den Spieß um und stiegen auf. Als Cottbus die Führung übernahm, wurden sie Meister. Meister müssen aufsteigen. So musste sich "Pelé" Wollitz nicht mehr mit der umstrittenen Aufstiegsregelung herumschlagen.

Nach dem Schlusspfiff gab es für die Cottbuser Fans kein Halten mehr.

Trainer-Legende

Wollitz ist der Dreh- und Angelpunkt des Cottbuser Erfolgs. Von 2009 bis 2011 leitete "Pele", 58 Jahre alt, Cottbus in der 2. Bundesliga. 2016 kehrte er zurück, seine zweite Amtszeit endete 2019. Zwei Jahre später kehrte Wollitz noch einmal in die Lausitz zurück. Sein Heldenstatus ist fest verankert, die Fans verehren ihn wie Klopp in Liverpool, Streich in Freiburg oder Schmidt in Heidenheim.

Auch über die Grenzen von Cottbus hinaus ist Wollitz eine kulturelle Ikone. Gelegentliche emotionale Ausbrüche während, nach oder vor Spielen könnten seinen Bekanntheitsgrad erhöht haben. Ein kürzlich veröffentlichter Dokumentarfilm des rbb könnte seinen Ruf weiter gestärkt haben. Wollitz wird weithin als hervorragender Motivator bewundert, der eine Mannschaft, die nach jahrelangen Rückschlägen stagnierte, wieder auf Vordermann gebracht hat. Ähnlich wie ein anderer bekannter Trainer in England, der eine ähnliche Leistung vollbracht hat. In gewisser Weise kann "Pele" Wollitz als der Klopp des Ostens bezeichnet werden.

Wollitz wird noch ein Jahr lang Trainer sein, bevor er die Rolle des Sportdirektors bei Energie Cottbus übernimmt. Trotz der Liga überwiegt das leidenschaftliche Engagement. Liebe geht bekanntlich über Ligengrenzen hinweg.

Meister der Regionalliga Nordost und zurück in der dritten Liga: Energie Cottbus

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Quelle: www.ntv.de

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