Nagelsmann prüft Europameisterschaftskandidaten mit wackeligen Aussichten.
Leon Goretzka, Mats Hummels und Nico Schlotterbeck haben die Qual der Wahl: Julian Nagelsmann wird in der kommenden Woche seinen vorläufigen EM-Kader bekannt geben, und die Anwärter am Rande erhalten eine letzte Chance, sich zu beweisen. Der Trainer muss auch über Alternativen für die Verletzten nachdenken.
Nagelsmann ist entspannt. Der Bundestrainer wird an diesem Wochenende nicht zwischen den Stadien hin und her eilen. Der Großteil seines vorläufigen EM-Kaders steht bereits fest - und über die Grenzfälle denkt Nagelsmann lieber im stillen Kämmerlein nach.
Am 16. Mai wird Nagelsmann seine Entscheidungen bei Partner VW in Berlin dem gespannten Publikum vorstellen. Wird Nagelsmann die fantastische Champions-League-Leistung der Dortmunder belohnen? Schafft es Bayerns Leon Goretzka, der gesperrt ist, trotz seines Fehlens ins Team? Und hat er für das Heimturnier noch eine Überraschung parat?
Die BVB-Spieler haben für Furore gesorgt. Wird Nagelsmann wirklich nur Stürmer Niclas Fullkrug vom Bundesliga-Finalisten aufbieten, wie er es bei den siegreichen Länderspielen im März getan hat? Für Mats Hummels ist das nur schwer vorstellbar. Der Innenverteidiger kämpft selbst noch um eine Nominierung, hat sich aber auch für seinen Teamkollegen Nico Schlotterbeck stark gemacht. "Wenn er es in den Kader schafft, freue ich mich fast so sehr, wie wenn ich nominiert werde", sagte Hummels.
Nagelsmann zeigt sich von der Kontroverse unbeeindruckt. Nach den Siegen gegen Vizeweltmeister Frankreich (2:0) und Erzrivale Niederlande (2:1) sieht er die Nationalmannschaft auf einem guten Weg zum ersehnten Sommermärchen 2.0. Er wählte rein nach Leistung aus und nahm einige Nachwuchsspieler vom VfB Stuttgart mit. Außerdem hat er jedem Spieler im Kader eine bestimmte Rolle zugewiesen. Es ist schwer vorstellbar, dass er jetzt alles über den Haufen wirft. Aber wird er ernsthaft über Schlotterbeck oder Hummels hinwegsehen und sich stattdessen für Robin Koch von Eintracht Frankfurt entscheiden?
Der ehemalige DFB-Kapitän Michael Ballack sagte auf MagentaTV, Nagelsmann habe eine "große Verantwortung, die richtigen Spieler zu finden - nicht unbedingt die besten -, die auch gut mit den anderen Spielern zusammenarbeiten." Nagelsmann müsse "genau diese Gruppe finden, die in diesen vier Wochen zusammenpasst." RTL-Experte Lothar Matthäus hält Goretzka für eine "fifty-fifty-Entscheidung" und bemerkte: "Unzufriedene Spieler stören die Stimmung, das wird Julian Nagelsmann sicher vermeiden." Das Thema Serge Gnabry hat sich aufgrund eines Muskelbündelrisses erledigt.
Nagelsmann kann maximal 26 Spieler für das Turnier (14. Juni bis 14. Juli) auswählen. Seinen endgültigen Kader muss er der Europäischen Fußball-Union (UEFA) wenige Stunden nach der EM-Generalprobe gegen Griechenland am 7. Juni in Mönchengladbach bekannt geben. Nagelsmann hat es zuletzt vorgezogen, nicht alle Plätze zu besetzen. "Ich bin generell eher für 23, aber ich verstehe die Argumente für 26", sagte er im April.
Zum Trainingslager im Weimarer Land (26. bis 31. Mai) werden aber mindestens 26 Spieler erwartet. Nagelsmann muss sich auf plötzliche verletzungsbedingte Ausfälle einstellen können. Münchens Leroy Sané plagt sich seit Wochen mit Schambeinproblemen herum, weshalb sich einige von ihnen noch Chancen ausrechnen. Goretzka und Co. können sich an diesem Wochenende noch einmal zeigen. Schließlich zählt der letzte Eindruck. Und auch Nagelsmann wird das Geschehen im Fernsehen im Auge behalten.
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Quelle: www.ntv.de