zum Inhalt

Der ungelöste Bayer-Konflikt um Ademola Lookman

Hält Leipzig für einen Misserfolg [

Drei Tore, Mann des Spiels, Europapokalsieger: Ademola Lookman erlebt einen märchenhaften Abend in...
Drei Tore, Mann des Spiels, Europapokalsieger: Ademola Lookman erlebt einen märchenhaften Abend in Dublin.

Der ungelöste Bayer-Konflikt um Ademola Lookman

Im Jahr 2022 verlässt Ademola Lookman die Bundesliga durch einen Geheimgang. Im Jahr 2024 vernichtet er das bis dahin makellose Leverkusen im Finale der Europa League. War seine phänomenale Leistung der Höhepunkt seiner Karriere oder einfach "nur der Anfang"?

Das bemerkenswerteste Ereignis in Ademola Lookmans Bundesligazugehörigkeit fand gleich zu Beginn statt. Am 3. Februar 2018 kam der zierliche Stürmer, der in der Saisonpause vom FC Everton in England gekommen war, in der Schlussphase von der Bank. Der Spielstand war ein Patt zwischen Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig, Lookmans neuem Verein. Was sich danach abspielt, offenbart die Zweifel von Trainer Ralph Hasenhüttl. Lookman hat Probleme, auf dem Gladbacher Boden Fuß zu fassen und rutscht immer wieder weg. An einen Wechsel des Schuhwerks ist nicht zu denken, der gebürtige Londoner hatte den Rest seiner Schuhe in England vergessen. Und so will Hasenhüttl den 20-Jährigen ersetzen. Doch Ademola Lookman erzielt in der 89. Minute unerwartet den Siegtreffer. "Er hatte Glück, dass er auf dem Platz blieb", scherzte Hasenhüttl später.

Die zweite Saisonhälfte verlief für die Leihgabe vielversprechend. Zwar kam er nur in zwei Spielen über 90 Minuten zum Einsatz, doch mit neun Toren in elf Partien, davon drei am letzten Spieltag der Saison 2017/18 gegen Hertha BSC, zeigte er immer wieder seine Qualitäten. Dies sollten seine letzten Torerfolge für RB sein.

Keine Leihe will zünden

Und das, obwohl Lookman - nach einem Jahr in Everton - im Sommer 2019 für 20 Millionen Euro fest zu RB wechselte. Dennoch kam er in der ersten Saisonhälfte nur 130 Minuten in der Bundesliga zum Einsatz. Es folgten Leihstationen bei Fulham und Leicester City. Lookman steht noch bis zum Sommer 2022 in Leipzig unter Vertrag. Danach erhalten die Sachsen fast die Hälfte der ursprünglichen Ablösesumme von 9,5 Millionen von Atalanta Bergamo. Der schnelle Stürmer hat sich auf Leihbasis nicht sonderlich bewährt und in Leipzig ist zwischen Weltklasse-Stürmern wie Dani Olmo und Dominik Szoboszlai kein Platz für Lookman.

In Bergamo hingegen wird er sich wohlfühlen. Der vielseitige Offensivspieler, den viele Leipziger Manager in Lookman zu sehen glaubten, ist in Norditalien mit reichlich Spielzeit ausgestattet. In 76 Spielen für Atalanta schoss er insgesamt 30 Tore und lieferte 16 Assists. Das Euroleague-Finale gegen Bayer wurde zum Schaulaufen für Lookman. Im Strafraum verwertete er souverän Abpraller und Pässe (wie beim 1:0 gegen Leverkusen). Mit seiner Technik und seiner Schnelligkeit kreiert er aber auch eigene Torchancen (wie bei den beiden anderen Toren gegen Bayer).

All diese Talente sind für die Bayer-Abwehr zu viel. Gegen so viel Gelassenheit, Schnelligkeit und Können scheint Leverkusen machtlos zu sein. Laut "Kicker" suchte Bayer im vergangenen Sommer einen Spieler, der für mehr Breite sorgen kann, doch Lookman kam nicht in die engere Wahl. Auch bei Atalanta hat er sich zum zuverlässigen Elfmeterschützen entwickelt, doch eine Vertragsverlängerung in Dublin ist aufgrund seiner starken Leistungen unwahrscheinlich.

Nur Vini Junior ist besser

Ein genauer Blick auf seine Statistiken zeigt, dass Lookmans Spielmacherqualitäten nicht unterschätzt werden sollten. Im Durchschnitt spielt er elf "raumgewinnende" Pässe pro neunzig Minuten, wobei er entweder zehn Meter des Feldes abdeckt oder einen Mitspieler im Strafraum erreicht. Diese Zahl übertrifft die der meisten anderen Stürmer in den europäischen Top-Ligen, wobei Reals Vinicius Junior mit 12,6 Pässen das Feld anführt. Seine gute Übersicht stellt andere Stürmer in den Schatten, während seine Konkurrenten im offensiven Mittelfeld weniger torgefährlich sind als Lookman. Die Mischung aus Torjäger und Spielmacher erinnert an ein früheres Leipziger Projekt, das in Sachsen mehr Erfolg hatte: Christopher Nkunku.

Lookman gab nach dem Finale zu, dass er sein Spiel in den letzten Jahren auf "ein neues Niveau" gehoben hat. Zu diesem Fortschritt gehört auch eine unerwartete Zuverlässigkeit in K.o.-Spielen. Im Achtelfinale der Europa League erzielte er im Rückspiel gegen Sporting Lissabon den Ausgleichstreffer. Das Halbfinal-Rückspiel gegen Olympique Marseille entschied er mit einem Tor und einer Vorlage für sich, ebenso wie das Finale gegen Leverkusen. Im italienischen Pokal sicherte er Atalanta mit einem Tor und einer Vorlage im Halbfinal-Rückspiel den Einzug ins Finale, nachdem er das Hinspiel gegen Florenz verloren hatte. Beim Afrika-Cup schoss er für Nigeria im Achtel- und Viertelfinale alle drei Tore und scheiterte erst im Halbfinale nach Elfmeterschießen.

Mit 26 Jahren scheint Ademola Lookman den Zenit seiner Karriere erreicht zu haben. Oder hat er das? "Das ist erst der Anfang", sagte der Mann des Abends nach dem Triumph in der Europa League. Die Plattform für solche Leistungen wird bald noch größer sein. Zum ersten Mal seit seinem Leipziger Intermezzo wird Lookman in der nächsten Saison wieder in der Champions League antreten - vielleicht gegen Bayer Leverkusen.

Lesen Sie auch:

Quelle: www.ntv.de

Kommentare

Aktuelles