Russland-Deutsches Theater: Maria Warkentin spielt Katharina von Bora
Katharina von Bora, eine Frau aus der Zeit, als man noch Hexen verbrannte und Frauen der Mundunter der Haube verbunden und jede eigenständige Handlung verboten wurde. Eine solche Frau wagte es, sich über alle Regeln und Moralvorstellungen hinwegzusetzen, ihren Ehemann selbst zu wählen und ihm offiziell ihren Heiratsantrag überbringen zu lassen: „Sagt dem Doktor Martinus, ihn würde ich nehmen.“
Katharina von Bora – die starke Frau an der Seite des großen Reformators Martin Luther. Sie legte ihre Kopfbedeckung und ihr Nonnengewand ab, verließ das Kloster, heiratete, bekam sechs Kinder. Diese Frau hielt nicht nur dem Doktor den Rücken frei, sondern stärkte ihn und beflügelte ihn sogar bei der Durchführung seiner Reformen der Kirche vor 500 Jahren, die auch die Stellung der Frau in der Gesellschaf veränderten. Zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation zeigen Maria und Peter Warkentin vom Russland-Deutschen Theater Niederstetten ein abendfüllendes Programm (Dauer ca. 70 Minuten): ein Schauspiel mit Texten aus Christine Brückners „Bist du sicher, Martinus?“ und Texten aus Tischreden von Martin Luther. Christine Brückner (geb. 1921), die 1983 unter dem Titel „Wenn du geredet hättest, Desdemona“ elf „ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ veröffentlichte, entstammt selbst einem evangelischen Pfarrhaus. Eine dieser Reden war „Bist du sicher, Martinus? Die Tischreden der Katharina Luther, geborene von Bora“.
Maria Warkentin als kluge, schelmisch-heitere und manchmal aufgebrachte Katharina von Bora wird unterstützt von ihrem Mann Peter Warkentin, der Passagen aus Luthers Tischreden vorliest.
Fürs das Jahr des Reformationsjubiläums hat sich Maria Warkentin seit dem vergangenen Sommer intensiv mit Brückners Bora-Text auseinander gesetzt. In ihrer Interpretation wird Katharina von Bora faszinierend lebendig: eine warmherzige, kraftvolle Frau, die den komplexen berühmten Mann umsorgte und ihm den Rücken frei hielt für allfällige Auseinandersetzungen mit kirchlich wie weltlich gekrönten Häuptern, Theologen und Anführern jedweder Provenienz. Maria Warkentin präsentiert eine Liebende, die dem Vaterunser eine weitere Bitte hinzufügen möchte: „Meinen täglichen guten Willen gib mir heute! Aber er reicht nicht an jedem Tag bis zum Abend.“
Gekonnt bringt das Russland-Deutsche Theater den Brückner-Text auf die Bühne: Tisch, Bank und Stuhl, dazu eine Zinkwanne, etwas Geschirr und Wäschestücke genügen Maria Warkentin, einen ganzen Hausstand in die Vorstellungswelt zu holen, samt Garten, großem Mittagstisch, Scholaren, Pfleglingen und Gesinde. Bernhard Klein rundet die Darstellung mit Luther-Vertonungen auf der Gitarre ab.
Weitere Vorstellungen:
• 2. September: evangelische Kirche in Oberstetten;
• 24. September: evangelische Kirche im Kloster Frauental;
• 14. Oktober: Amtshaus Oberstetten;
• 31. Oktober: evangelisches Gemeindehaus Hengstfeld.
Weitere Informationen finden Sie unter www.rdtheater.de