SPD fordert Schuldenbremsen-Moratorium im Jahr 2024
Um der anhaltenden Haushaltskrise zu begegnen, haben die Sozialdemokraten eine erneute Aussetzung der Schuldenbremse im neuen Jahr gefordert. Einen entsprechenden Antrag verabschiedeten die Sozialdemokraten auf einem Parteitag. Kanzler Scholz versprach, den Haushaltsstreit beizulegen.
Da die Haushaltskrise weiterhin ungelöst ist, fordert die SPD nun eine erneute Aussetzung der Schuldenbremse im Jahr 2024. Auf dem Bundesparteitag in Berlin verabschiedeten die Delegierten den entsprechenden Antrag einstimmig, nachdem viele sozialdemokratische Politiker eine Aussetzung der Schuldenbremse gefordert hatten. Nächstes Jahr wird der Ausnahmezustand ausgerufen. Der Antrag wurde vom Parteivorstand kurz vor der Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz eingebracht.
Die Sozialdemokraten begründeten ihr Vorgehen mit den Folgen des anhaltenden russischen Angriffskrieges in der Ukraine. In dem Antrag hieß es, der weitere Verlauf des Krieges liege nicht nur außerhalb der Kontrolle des deutschen Staates, „sondern beeinträchtige auch die Finanzlage des Bundes und anderer öffentlicher Haushalte erheblich“. „Aus unserer Sicht und aus politischer Sicht sind bereits die Voraussetzungen für einen Ausnahmezustand gegeben, der eine Ausweitung der Kreditaufnahme zur Bewältigung der Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ermöglichen wird.“
Fünfte Sperre in Folge?
Die Bundesregierung sucht derzeit nach einer Möglichkeit, eine 17-Milliarden-Dollar-Lücke im Haushalt 2024 zu schließen. Darüber hinaus gingen durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse riesige Milliardenbeträge beim Klima- und Transformationsfonds verloren. Auf dem Bundesparteitag warnten mehrere Redner, dass der Staat weiterhin den wirtschaftlichen Umbau finanzieren müsse, um Klimaneutralität zu erreichen, Schlüsselindustrien zu schützen und aufzubauen und die Ukraine zu unterstützen, ohne die Sozialausgaben zu kürzen.
„Folglich müssen die in der Verfassung vorgesehenen Haushaltsspielräume zum Wohle des Volkes genutzt werden“, heißt es in dem Antrag weiter. Das Grundgesetz sieht die Aussetzung der Schuldenbremse nur in „Notsituationen“ vor, die den Staatshaushalt erheblich beeinträchtigen. Darüber hinaus müssen nach dem Beschluss vom 15. November in Karlsruhe Notfälle jedes Jahr erklärt und begründet werden. Die Bundesregierung hat die Schuldenbremse aufgrund der Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 ausgesetzt und die Finanzierung einer Benzinpreisbremse im Jahr 2022 bereitgestellt. In diesem und im nächsten Jahr will Bundesfinanzminister Christian Lindner wieder für die Einhaltung der Schuldenbremse sorgen.
Da sich das Karlsruher Urteil indirekt auch auf den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) auswirkt, der die Energiepreisbremse finanziert, muss der Haushalt 2023 ergänzt werden und die Bundesregierung hat erneut eine Ausnahmesituation festgestellt. Nun wetteifern SPD und Grüne mit der FDP darum, im nächsten Jahr dasselbe zu tun, doch die FDP weigert sich bislang standhaft.
Die Zeit ist begrenzt
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte heute Morgen in seiner Grundsatzrede, dass Deutschland seine finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine nicht lockern werde. Allerdings müsse die Bundesregierung „Entscheidungen treffen, die uns die Möglichkeit dazu geben“, sagte Scholz zur Schuldenbremse. „In diesem Fall wird der deutsche Sozialstaat nicht abgeschafft“, sagte Scholz. Die Bundesregierung stehe „nicht vor einer unüberwindbaren Aufgabe.“ Es wird sicher eine gute Lösung gefunden. Darüber hinaus ist die Herausforderung des Klimawandels real, weshalb an einem wirtschaftlichen Umbau zur Erreichung der Klimaneutralität kein Weg vorbeiführt. Die entsprechenden Projekte sollen durch die KTF finanziert werden, der nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts in den nächsten Jahren 60 Milliarden Euro fehlen werden.
Im Anschluss an die Rede des Ministerpräsidenten sprach sich auch Sozialdemokraten-Chefin Saskia Esken für eine Aussetzung der Schuldenbremse im nächsten Jahreshaushalt aus. „Mit einem normalen Haushalt können wir auf eine Krise nicht reagieren“, sagte Esken. Daher muss wieder die Schuldenbremse-Ausnahme gelten. Scholz verhandelt derzeit mit Lindner und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck über eine Lösung der Haushaltskrise.
Am Donnerstag musste die Ampelpartei ihre Pläne zur Verabschiedung des diesjährigen Haushalts aufgeben. Zumindest eine politische Einigung soll nun erzielt werden, um die sogenannte Anpassungsvorlage noch vor Weihnachten dem Haushaltsausschuss vorzulegen. Dies würde genügend Zeit für Gespräche in der ersten Januarhälfte bieten. Allerdings drängt die Zeit: Scholz, Habeck und Lindner werden sich erst am Sonntag wieder zu persönlichen Gesprächen treffen. Am Mittwoch wird Scholz im Vorfeld eines EU-Gipfels eine Regierungserklärung im Bundestag abgeben, bevor er nach Brüssel reist. Daher muss am Mittwochabend eine Einigung erzielt werden.
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Quelle: www.ntv.de