Papageien exekutieren oder ziehen Halbwaisen auf.
Der Tod eines Elternteils kann für die Jungtiere von Grünbürzel-Sperlingspapageien unterschiedliche Folgen haben - von mäßig bis geradezu grausam. Einige dieser jungen Papageienküken werden von dem neuen Partner des verstorbenen Elternteils aufgenommen, während andere ein tragisches Ende nehmen müssen.
Steven Beissinger von der University of California und Karl Berg von der University of Texas Rio Grande Valley decken in einem Artikel in den "Proceedings" der US National Academy of Sciences die Gründe für diese beiden unterschiedlichen Ergebnisse auf. Grünbürzelsperlingspapageien bewohnen vorwiegend tropische Savannen im hohen Norden Südamerikas. Diese Vögel sind monogam und bleiben in der Regel über lange Zeit mit ihren Partnern zusammen. Das Verhältnis von Männchen zu Weibchen ist schief, auf ein Weibchen kommen etwa 1,5 Männchen. Gute Nistplätze sind ebenfalls recht rar.
Diese Knappheit führt zu einem intensiven Wettbewerb um Nistplätze und Partner. Beissinger und Berg berichten in einer 27-jährigen Beobachtungsstudie in Venezuela, dass von mehr als 2700 Nestern fast 260 Küken starben. In den meisten Fällen war es ein kinderloses Paar auf der Suche nach einem Nistplatz, das das brütende Paar vertrieb und dessen Küken mitnahm. Diese Angriffe traten am häufigsten auf, wenn die Papageienpopulationen besonders groß waren, was auf einen erheblichen Wettbewerb um geeignete Nistplätze schließen lässt.
Etwas seltener, aber immer noch bemerkenswert, waren die Fälle, in denen ein Elternteil verstorben war und der neue Partner in etwa einem Drittel der Fälle die vorhandenen Küken tötete. Die Tötung des Nachwuchses durch den neuen Partner des überlebenden Elternteils ist sowohl bei Menschen als auch bei Tieren recht häufig, wobei die Beweggründe dafür nicht immer klar sind.
Auch weibliche Papageien machen mit
Während die Tötung von Kindern durch Männchen bei Tieren wie Löwen bekannt ist, stellt das Forscherduo fest, dass bei bestimmten Vögeln nicht nur die Männchen fremde Nachkommen töten. Auch die Weibchen können ihre Aggressionen an nicht verwandten Nachkommen auslassen. Allerdings sind die Belege für Adoptionen zu diesem Zweck meist anekdotischer Natur, so die Autoren.
Bei Grünbürzelsperlingspapageien adoptierte der neue Partner in knapp 50 % der Fälle den vorhandenen Nachwuchs, anstatt ihn zu töten. Dieses Verhalten kommt sowohl dem männlichen Adoptivvogel zugute, da er schneller für seine neue Brut sorgen kann, als auch dem verwitweten Weibchen, was zu früheren und mehr Paarungsmöglichkeiten führen könnte.
Da der Wettbewerb um die Nester abnimmt, profitieren auch die Weibchen davon, wenn sie die bereits vorhandenen Küken eines verwitweten Männchens adoptieren und sich selbst einen Nistplatz sichern. "Außerdem", fügen die Forscher hinzu, "haben die Männchen oft den Nistkasten der Witwe geerbt und damit eine wichtige Ressource für sich selbst gesichert". Die Adoption hat also sowohl für männliche als auch für weibliche Papageien Vorteile.
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Quelle: www.ntv.de