EU-Gipfel - Milliarden von Dollar und die Ukraine: EU-Gipfel verschoben
Gibt es eine Menge Aufregung und dann ein Happy End? Oder kommt es diesmal zu einer großen Kernschmelze und einem Zusammenbruch? Kurz vor dem letzten regulären EU-Gipfel des Jahres ist überhaupt nicht klar, wie die Staats- und Regierungschefs nach den Beratungen auseinandergehen werden.
Auf dem zweitägigen Treffen in Brüssel soll der Vorschlag der Europäischen Kommission zur Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit der Ukraine und Moldawien diskutiert werden. Außerdem soll über eine mögliche Aufstockung des langfristigen EU-Budgets diskutiert werden.
Nach dem Willen der Europäischen Kommission sollen u.a. neue Finanzierungsinstrumente für die Ukraine zur Verfügung gestellt werden. Für Länder, die von Russland angegriffen werden, könnten in den kommenden Jahren 50 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden.
Es ist unklar, ob der Gipfel in der Lage sein wird, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Hauptgrund dafür ist die Blockadedrohung des ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán. Er hat in den letzten Wochen mehrfach deutlich gemacht, dass seiner Meinung nach zum jetzigen Zeitpunkt keine Beschlüsse zum Haushalt oder zu den Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine gefasst werden sollten - etwa, weil die von Russland angegriffenen Länder noch nicht alle Anforderungen erfüllt haben. Reformanforderungen. Da die Entscheidungen zu beiden Themen im Konsens getroffen werden müssen, könnte Orbán sie theoretisch mit seinem Veto blockieren.
Start des EU-Gipfels verzögert sich
Wie ein Sprecher des EU-Ratspräsidenten Charles Michel mitteilte, sollten dem Gipfel kleine Gespräche mit Orbán vorausgehen. Nach Angaben des Sprechers werden auch Bundeskanzler Olaf Scholz, der französische Präsident Emmanuel Macron und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen teilnehmen.
Veto als Druckmittel?
EU-Diplomaten glauben, dass Orbans Äußerungen lediglich ein Versuch sein könnten, den Druck zur Freigabe weiterer eingefrorener EU-Gelder zu erhöhen. Es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass der Rechtspopulist in letzter Zeit mehrfach erklärt hat, er wolle in der Ukraine-Frage nicht nachgeben, selbst wenn die Gelder freigegeben würden.
In einem Brief an EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb Orbán kürzlich, dass er dringend darum bittet, auf dem Gipfel keine Entscheidungen zu treffen, da dies zum Scheitern des Gipfels führen würde, da es keinen Konsens gibt. Im Interesse der EU-Solidarität müsse diese kontraproduktive Situation vermieden werden.
Am Mittwoch gab die Europäische Kommission kurz vor dem Gipfel bekannt, dass 10 Milliarden Euro an eingefrorenen EU-Mitteln für Ungarn freigegeben würden, da die Justizreformen die Reformanforderungen erfüllt hätten. Andere Haushaltsmittel in Höhe von fast 12 Milliarden Euro sowie neue Kronenhilfen in Milliardenhöhe bleiben jedoch eingefroren.
Bundesregierung: Neue Mittel nur für die Ukraine
Zu dem Gipfel wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet. Er hat bereits seine Unterstützung für die Entscheidung zur Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine bekundet.
Den Vorschlag der Europäischen Kommission, den EU-Haushalt bis Ende 2027 um Milliardenbeträge aufzustocken, um beispielsweise die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie besser fördern zu können, lehnt die Bundesregierung jedoch ab. Aus deutscher Sicht sollten zusätzliche Mittel nur zur Unterstützung der Ukraine eingeplant werden, andere, noch nicht geplante Ausgaben sollten durch Umschichtungen finanziert werden.
Ukraine warnt EU vor Verweigerung
Die Regierung in Kiew warnte kürzlich vor "verheerenden Folgen", sollte ein EU-Gipfel zur Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit der Ukraine an einem ungarischen Veto scheitern. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte Anfang der Woche, dass ohne eine positive Entscheidung die Motivation des ukrainischen Volkes sehr gering wäre. Außerdem würde der Eindruck entstehen, dass die EU nicht in der Lage ist, historische Entscheidungen zu treffen.
Um die Beitrittsverhandlungen mit der EU wie erwartet aufnehmen zu können, argumentierte Kuleba, dass sein Land bereits einen großen Teil der bis vor kurzem noch nicht erfüllten Verpflichtungen erfüllt habe. Dazu gehören neben dem Anti-Korruptionsgesetz auch die von Ungarn geforderten Regelungen zur Bildung und zum Gebrauch von Minderheitensprachen.
Orban verweist auf Gipfelbeschluss
Orbán sieht jedoch das öffentliche Eingeständnis der Ukraine, dass noch nicht alle Anforderungen vollständig erfüllt sind, als Problem an sich. Der Vorschlag der Europäischen Kommission, Beitrittsverhandlungen aufzunehmen, sei mit dem Gipfelbeschluss vom Juni 2022 nicht vereinbar. Dieser legt nahe, dass eine Entscheidung über weitere Schritte im Beitrittsprozess erst dann getroffen werden sollte, wenn "alle diese Bedingungen vollständig erfüllt sind".
Befürworter der positiven Entscheidung weisen jedoch darauf hin, dass die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen durch die EU in erster Linie ein symbolischer Schritt ist, da die Verhandlungen viele Jahre dauern könnten und ein Beitritt der Ukraine vor dem Ende des russischen Angriffskrieges als unmöglich gilt.
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Quelle: www.stern.de