Können schwangere Frauen unpasteurisierte Milch konsumieren?
Unbehandelte Rohmilch mit ihrem angeblich "vollmundigen und aromatischen" Geschmack erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei einigen Personen, die schwangeren Frauen empfehlen, sie für die Gesundheit ihres Kindes zu konsumieren. Experten raten jedoch dringend davon ab.
Bei Rohmilch gibt es weder eine Wärmebehandlung noch eine strenge mikrobielle Kontrolle. Folglich werden die vorhandenen Mikroorganismen nicht abgetötet, so dass sie sich in der Rohmilch vermehren können. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Pasteurisierung eingesetzt, um diese Mikroben zu beseitigen. Bei diesem Verfahren wird die Milch 15 Sekunden lang auf 72 Grad Celsius erhitzt.
Ursprünglich sollte die Pasteurisierung die Menschen vor Krankheiten wie Tuberkulose schützen, die durch Milch übertragen werden können. Aber die Wärmebehandlung kann jetzt auch einem anderen Zweck dienen: Sie könnte uns vor dem Vogelgrippevirus H5N1 schützen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nur Produkte aus pasteurisierter Milch zu konsumieren, um eine Ansteckung mit dem Virus zu vermeiden.
Unbehandelte Milch kann auch zahlreiche Krankheitserreger wie Salmonellen, Listerien, EHEC und Campylobacter beherbergen, die schwere Infektionskrankheiten verursachen. Diese Krankheitserreger stellen ein erhebliches Risiko für bestimmte Gruppen dar, darunter Kleinkinder, ältere Menschen und immungeschwächte Personen. Besonders gefährdet sind schwangere Frauen, da ihr Immunsystem geschwächt ist und sie anfällig für Infektionen sind, die sowohl der Mutter als auch dem Fötus schaden können.
Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat vor einigen Jahren in etwa 5 % der 360 untersuchten Rohmilchproben potenziell gefährliche Keime gefunden. Etwa 10% enthielten multiresistente Bakterien. Deren Verzehr kann zu akuten Darmentzündungen oder anderen Komplikationen führen.
Das Wohlbefinden von Mutter und Kind sollte während der Schwangerschaft an erster Stelle stehen. Das Netzwerk "Gesund ins Leben", eine vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützte Initiative, rät werdenden Müttern, auf rohe tierische Lebensmittel zu verzichten, auch auf solche aus Rohmilch, rohem Fleisch oder Fisch. Das Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg schließt sich dieser Aussage an: "Rohmilchprodukte - nichts für Schwangere".
In Supermärkten ist die Verbrauchersicherheit gewährleistet, da die dort verkaufte Milch in der Regel vor dem Verkauf wärmebehandelt wird. Wer Rohmilch von einem lokalen Anbieter kauft, sollte sie jedoch zu Hause abkochen, um das Risiko einer Ansteckung mit Krankheitserregern zu minimieren. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen gibt eine Anleitung: "Erhitzen Sie die Milch für 20 bis 30 Sekunden auf mindestens 72 Grad Celsius. Wenn die Milch anfängt zu sprudeln und zu schäumen, nehmen Sie sie vom Herd." Diese kleine, aber entscheidende Vorsichtsmaßnahme kann schwangere Frauen und ihre sich entwickelnden Babys schützen.
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Quelle: www.ntv.de