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Die Landwirte werden unerwartet von einem Spätfrost getroffen.

Weltweiter Temperaturanstieg und intensive Wettermuster

In einigen Regionen sind die Blüten von Obstbäumen, wie diesem Apfelbaum, erfroren.
In einigen Regionen sind die Blüten von Obstbäumen, wie diesem Apfelbaum, erfroren.

Die Landwirte werden unerwartet von einem Spätfrost getroffen.

Das Winterwetter wird immer extremer, mit nassen Wintern und trockenen Sommern, was zu größeren Problemen für die Landwirtschaft führt. Dies hat sich in diesem Jahr gezeigt, als die Landwirte aufgrund von frühem Frost und schwierigen Anbaubedingungen mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.

Das Jahr ist noch nicht einmal zur Hälfte vorbei, aber die Landwirte haben bereits mit den Elementen zu kämpfen: Der nasse Winter hat die Aussaat erschwert, und Spätfröste haben die Erntehoffnungen der Obst- und Weinbauern in Ostdeutschland zunichte gemacht. Was passiert auf Deutschlands Feldern, und wie hängt der Klimawandel mit diesen Veränderungen zusammen?

"Das hat es noch nie gegeben", räumt Felix Hößelbarth, Vorsitzender des Sächsischen Weinbauverbandes, ein. Er spricht vom strengen Frost, der in den Weinbauregionen Sachsens und Sachsen-Anhalts Zerstörungen angerichtet hat. "Kein Hektar Rebfläche im Anbaugebiet ist verschont geblieben", zeigt sich der Experte schockiert über die Schwere des Frostes. Die Nächte ab dem 21. April fielen auf bis zu minus 6 Grad Celsius. Solch extreme Kälte ist selten, sie trifft typischerweise Mulden- und Tallagen, nicht aber Steillagen.

Drastische Frostschäden in Sachsen

Die Frostschäden waren so gravierend, dass der Frühling früher als sonst einsetzte und die Rebknospen wachsen konnten. Leider verschonten die anhaltenden Kälteeinbrüche auch die Steillagen nicht, eine Seltenheit. Hößelbarth beschreibt den Frühling als außergewöhnlich warm: "Es war schon zu Ostern sehr warm und der Austrieb war drei bis vier Wochen früher als normal." Den ersten 30-Grad-Tag in Deutschland gab es am 6. April - so früh wie nie zuvor. Damit waren die jungen Triebe diesem plötzlichen, strengen Frost schutzlos ausgeliefert.

Viele Winzer befürchten erhebliche Ernteausfälle. Hößelbarth rechnet mit einem Verlust von 30 bis 40 % der üblichen Ernte - eine optimistische Schätzung. Die Reben haben sich zwar regeneriert, aber die Erfahrung zeigt, dass sie nach solchen Frösten deutlich weniger Trauben tragen. Für kleinere Betriebe, die nicht über die nötigen Reserven verfügen, um diese Herausforderungen zu meistern, könnte dieser Frost ein Todesstoß sein: "Die Liquidität könnte zum Problem werden."

Noch härter hat es die Obstbauern in Sachsen getroffen. Die Obstbäume in tieferen Lagen trugen bereits Früchte, und die Frostschäden waren extrem. "Die Fröste werden erhebliche Auswirkungen auf die Erntemengen haben", bestätigte Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther. Die Schäden am Steinobst sind katastrophal, Äpfel, Kirschen, aber auch Quitten und Aprikosen entlang der Elbe sind in unterschiedlichem Ausmaß betroffen.

Landwirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe

"Vereinigte Hagel" geht davon aus, dass die Schäden deutschlandweit über 500 Millionen Euro betragen könnten. Dieser enorme Schaden ist das Ergebnis von Ausgaben in allen landwirtschaftlichen Regionen Deutschlands. Der extreme Frost hat in Sachsen und Sachsen-Anhalt große Verwüstungen angerichtet, auch Rheinhessen war stark betroffen.

Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd führt die Schäden auf den Klimawandel zurück. "Früher gab es um diese Jahreszeit Fröste, früher sogar stärkere Fröste", sagte er. Die frühe Blütezeit hat jedoch das Risiko von Frostschäden erhöht. Früher dachte man, dass der deutsche Wein vom Klimawandel profitieren würde. Doch diese Einschätzung ändert sich für viele Winzer.

Sehr nass im Norden und trocken im Osten

In Norddeutschland haben die Landwirte mit einer anderen Problematik zu kämpfen. Der April war in der Region unglaublich nass, mit Niederschlagsmengen, die zweieinhalb Mal so hoch waren wie im Durchschnitt des Monats. Dieser übermäßige Regen stellt für die Landmaschinen ein Problem dar.

Gegen Ende April besserte sich das Wetter jedoch etwas, und die windigen Bedingungen trugen zur Verbesserung der Situation bei. Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, sprach mit ntv.de über den unerwarteten Aufwind. "Über mögliche Ernteausfälle wollen wir nicht spekulieren", sagt sie. "Die Natur hat eine hohe Kompensationsfähigkeit", glaubt Rixen. Dennoch hat der verregnete Winter die Aussaat von Winterweizen erheblich verzögert oder sogar ganz zum Erliegen gebracht. Aber die Landwirte beeilen sich jetzt, ihre Felder zu bestellen.

Im Osten würden die Landwirte jedoch lieber etwas von dem Wasser aus dem Norden haben. Andreas Jahnel, Leiter der Abteilung Acker- und Pflanzenbau beim Sächsischen Bauernverband, wünscht sich "einen nassen Mai - und nicht zu warm, das wäre schön." Angesichts des Wassermangels in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, vor allem in tieferen Lagen, drohen Ernteausfälle. "Dort, wo Pflanzen Fehlstellen aufweisen, könnte dies ein Vorbote für eine Dürre sein", warnt er.

Die sich ändernden Witterungsbedingungen stellen die Landwirte jedes Jahr vor neue Herausforderungen, darunter Wasserüberschuss in einigen Gebieten und extremer Frost in anderen. Da sich der Klimawandel weiterhin auf unsere Umwelt auswirkt, muss sich die Agrarindustrie anpassen und innovative Lösungen finden.

Die Landwirte haben erneut Probleme mit der Wasserverfügbarkeit im Oberboden, auch wenn sie nicht mehr so gravierend ist wie während der Dürre, die 2018 begann. Trotzdem stehen vielen Landwirten die Sorgenfalten auf der Stirn. "Landwirte überlegen immer, was für ihr Land funktioniert, und suchen nach geeigneten Lösungen. Ihre Anpassungsmöglichkeiten sind jedoch begrenzt, denn der Anbau muss sich wirtschaftlich lohnen. Warum sollten sie etwas anbauen, das sie nicht verkaufen können?", kommentiert Jahnel.

Ein trauriger Anblick: Frostschäden an einer Rebe. Viele Rebstöcke haben den strengen Frost nicht überlebt.

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Quelle: www.ntv.de

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