Ministerpräsident - Denn: Ich möchte kein Stehverbot im Stadion
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil forderte die Vereine angesichts der Debatte über Gewalt in Fußballstadien auf, für mehr Sicherheit zu sorgen. „Wir müssen alles besprechen, auch personalisierte Tickets oder mehr Videoüberwachung“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.
Sie sollten sich auch andere Länder ansehen, wie zum Beispiel das Vereinigte Königreich, das sich aufgrund von Problemen mit Hooligans in den 1980er Jahren dazu entschlossen hat, Sitzplätze nur noch anzubieten. „Ich möchte nicht, dass so etwas in deutschen Stadien passiert. Aber wenn die Sicherheit von Zuschauern und Polizei nicht auf andere Weise gewährleistet werden kann, dann muss das eine Option sein“, sagte Weil, selbst großer Fan von Hannover 96 .
Fußballvereine der Premier League können ab 2022 unter bestimmten Voraussetzungen nur noch eine begrenzte Anzahl an Stehplätzen in Stadien regulär anbieten. Diese Praktiken waren zuvor mehr als 25 Jahre lang gesetzlich verboten. Das Verbot ist größtenteils auf die Hillsborough-Katastrophe in Sheffield im Jahr 1989 zurückzuführen. Auf den überfüllten Rängen kam es zu einem gewaltigen Gedränge, bei dem 97 Menschen ums Leben kamen. Nach jahrelangen Schulddebatten entschied das Gericht 2016, dass es sich bei der Katastrophe nicht um einen Unfall handele, sondern dass die Polizei für das Fehlverhalten mitverantwortlich sei.
Zur Debatte in Deutschland über die Abwälzung der Polizeikosten auf Fußballvereine sagte Weir: „Die Arbeitsteilung muss stimmen: Die Polizei ist für Sicherheit und Ordnung an öffentlichen Orten verantwortlich, aber innerhalb von Stadien sind die Veranstalter verantwortlich. „Bisher gibt nur Bremen die Polizeikosten an den Verein weiter.
Anfang Dezember forderten die Innenminister von Bund und Ländern zudem die Profivereine und die Deutsche Fußball Liga (DFL) zu mehr Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt in Stadien auf. Als Reaktion auf den Konflikt zwischen Fans und Polizei forderte der Deutsche Fußball-Bund beide Seiten zu mehr gegenseitigem Respekt auf.
In Niedersachsen sorgten Ausschreitungen während des Zweitliga-Derbys von Hannover 96 gegen Braunschweig im November für öffentliche Empörung. Innenministerin Daniela Behrens sagte, die Polizei habe dort 2.000 Einsatzkräfte, ein Reitergeschwader, Hubschrauber und Drohnen stationiert. „Die Gesamtkosten des Polizeieinsatzes beliefen sich auf mehr als eine Million Euro, aber wir haben immer noch jede Menge Trümmer“, sagte der SPD-Politiker mit Blick auf verletzte Polizisten, Schäden am Stadion und Feuerwerkskörper in der Fanzone.
Behrens sagte, die Vereine seien daher verpflichtet, die Sicherheitsvorkehrungen durch bauliche Maßnahmen, strengere Zugangskontrollen und konsequente Stadionverbote zu verbessern. Bei näherer Betrachtung wird das Derby-Rückspiel in Braunschweig im April ein Knackpunkt sein. Der Minister sagte, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet sei, müsse man irgendwann darüber nachdenken, Gebühren für Polizeieinsätze zu erheben.
Die Fußball-Europameisterschaft findet nächstes Jahr in Deutschland statt. Allerdings werden in Niedersachsen keine Spiele ausgetragen.
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Quelle: www.stern.de