Die «Psalmenschatulle» der Anna Kasdorf
Eine kleine vergilbte Schachtel mitKärtchen, beschriftt mit Psalmen. Für Anna Kasdorf, geb. Vogt, eine gläubige Mennonitin aus dem Dorf Grischkowka, Altairegion, eine Art Bibel in der Trudarmee in Fergana.
Anfang 1942 wurde sie in eine der NKWD-Arbeitskolonnen eingezogen und musste bis 1950 in einer Ziegelei Schwerstarbeit leisten. Wie viele andere russlanddeutsche Frauen hat sie Unmenschliches erlebt und dem Tod nicht nur einmal in die Augen geschaut.
In der Trudarmee legte Anna Kasdorf diese Schatulle mit handgeschriebenen Psalmen an. Der Glaube – für viele der einzige Rückenhalt in diesen unheilvollen Zeiten – hat ihr geholfen, zu überleben in den schwierigsten Zeiten und nicht zu verzweifeln.
1975 siedelte sie nach Deutschland aus, wo sie bis zu ihrem Tod 1988 in Schwäbisch Gmünd lebte. Die Psalmen-Schatulle und das kleine «Vergissmeinnicht» ‑Büchlein (eine Art Familienkalender) brachte ihre Nichte Katharina Töpfer 1994 nach Deutschland.