Jubilаеumsfeier der Gruppe «Kulturerbe» war ein voller Erfolg!
Die Gruppe wurde 2006 als Nachfolgerin der Gruppe „Kulturerbe“ gegründet. Ihre Tätigkeit aktivierte sich nach dem Eintritt in den HVDaR. Die Zusammensetzung der Gruppe hat sich im Laufe der Jahre verändert. Aber von der ersten Stunde bis zum heutigen Tag sind ihr ihre Mitglieder Katharina Michaelis, Katharina Schaab, Elmira Stahl und Irma Wunder treu geblieben.
Von Anfang an stellte sich die Gruppe einer großen Aufgabe:
Die Geschichte, die Muttersprache, das Brauchtum und das Liedgut unserer Volksgruppe zu pflegen und zu bewahren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
In der Sowjetunion war es schwer, sich zur eigenen Kultur und Sprache zu bekennen. Aber trotz aller Schwierigkeiten haben es viele getan. So konnte unser Kulturerbe überleben. Das war für die Gruppe „Kulturgut“ der Kernpunkt ihres Selbstverständnisses, sich dafür einzusetzen, die russlanddeutsche Kulturtradition hier in Deutschland zu erhalten und Berührungspunkte mit der einheimischen Bevölkerung zu finden.
Es wurde eine ganze Reihe von Veranstaltungen durchgeführt:
„Wo meine Wurzeln sind?“, „Der Lohn für die Treue“ (mit verschiedenen Inszenierungen) und andere, die einen Überblick über die Geschichte der Russlanddeutschen in den letzten 250 Jahren gaben.
Als Tradition wurden die alljährlichen Gedenktage an die Russlanddeutschen Oper „Wir gedenken ihrer in Ehre“, „Keiner ist vergessen, nichts ist vergessen“ usw. gefeiert.
Einen großen Eindruck hinterließ die Veranstaltung „Hab ich mit meiner Liebe dich gekrönt“, die mehrmals aufgeführt wurde, über die Vielfalt der deutschen Dialekte und die tragische Geschichte unserer Muttersprache.
Ein wichtiges Kapitel unserer Kultur ist die Volkskunst. Diesem Thema hat unsere Gruppe große Aufmerksamkeit gewidmet. Alle Veranstaltungen „Sammeln, Bewahren, Präsentieren“, die Aufführungen „Eine echte Frau für einen Mann“, „Was die Frauen alles können“, immer mit zahlreichen Ausstellungen begleitet, fanden ihren Weg in die Herzen der Gäste.
Aber im Mittelpunkt der vielfältigen Tätigkeit unserer Gruppe stehen unsere deutschen Lieder. Mit dem musikalischen Leiter der Gruppe, einem begabten Musiker, Herrn Krämer, ist es uns gelungen, das deutsche Liedgut erneut ins Leben zu rufen. Heute haben wir in unserem Repertoire beinahe 60 alte deutsche Lieder; lyrische, Balladen, Scherzlieder, Advents- und Weihnachtslieder. Unsere Lieder erklangen in verschiedenen Statteilen Hamburgs. Durch die Lieder ist es unserer Gruppe gelungen, Beziehungen mit verschiedenen einheimischen Organisationen aufzubauen: Mit der deutschen Hilfsgemeinschaft, mit dem Wilhelm-Leuschner-Seniorenzentrum, mit der Auferstehungskirche, mit dem Hamburger Kulturschlüssel und anderen. Mit großem Erfolg war unsere Gruppe bei den Konzerten der Kulturen in Bergedorf Lohbrügge beteiligt und auch bei den Sommerfesten Neuallermöhe, über die eine Stadtteilzeitung berichtete.
Die Gruppe „Kulturgut“ engagiert sich tatkräftig in dem HVDaR und präsentiert auf allen möglichen Ebenen die Kulturgeschichte der Deutschen aus Russland.
Als Ergebnis der zehnjährigen Tätigkeit dieser Gruppe entstand unsere große Jubiläumsfeier:
Die Gäste traten dabei in den Saal ein und wurden von den herrlichen Klängen der deutschen Volksmusik empfangen, die von den Musikern Herrn Krämer (Bajan), Herrn Jeckel (Zimbel) und Herrn Konstanz (Balalajka) gespielt wurde.
Herr Krune, der damalige Vorsitzende des HVDaR, eröffnete die Veranstaltung…
In voller Stille, ganz in weiß, betrat das historische Andenken den Saal, gespielt von Larissa Satir. Sie begrüßte das Publikum mit dem Text: „Ich bin das Andenken, das historische Andenken meines kleinen und standhaften Volkes“.
Sie erinnerte an die tragische Zeit der Deportation vor 75 Jahren.
Sie wendete sich zum Publikum und sprach weiter: „Ich sehe, in diesem Saal befinden sich diejenigen, die als Kinder deportiert oder in den Orten der Deportation geboren wurden. Ich möchte gerne erfahren, was ihr bewahrt habt, von dem nationalen Erbe unseres Volkes. Ich suche schon lange nach Menschen, die sich mit der Frage des kulturell-historischen Erbes der Russlanddeutschen befassen. Ich wurde an die Gruppe „Kulturgut“ verwiesen und jetzt bin ich hier und ich möchte diese Menschen sehen. Wo sind diese Menschen?“
„Wir sind da“ – mit diesen deutlichen Worten trat die Gruppe (Nadezda Bespomestnaa, Irina Kraft, Lidia Bott, Katharina Schaab, Berta Sokolowa, Lydia Moor, Elmira Stahl und Katharina Michaelis) in den Saal und begann mit dem Singen der deutschen Lieder „Drunten im Tale“, Heimat, wie bist du schön“, „Annemarie“.
Und dann begann das inhaltsreiche Gespräch zwischen der Moderatorin, Frau Schneider und dem historischen Andenken, Frau Satir, über alle erwähnten Fragen und Probleme.
An erster Stelle stand das Liedgut der Russlanddeutschen, das einen weiten Weg, vom Totschweigen der Kriegs- und Nachkriegsjahre bis zu seinem Durchringen an die Öffentlichkeit am Ende der siebziger Jahre ging.
Während der Worte, dass trotz aller Strapazen in vielen deutschen Familien doch gesunden wurde – und nur so konnte das deutsche Liedgut überleben – erklang leise im Saal ein altes Volkslied „Hätt ich dich nicht gesehen“, gesungen von Lilia Günter, Mina Altergott und anderen Gästen. Und schon trat die Gruppe mit den Liedern „Es wollt ein Mann nach seiner Heimat reisen“ und „Lustig ist das Zigeunerleben“ hinzu.
Die Sänger der Gruppe „Kulturgut“ begleiteten mit entsprechenden Liedern die ganze Jubiläumsfeier.
Rührend war das Gespräch über die Muttersprache, die den Anwesenden Generationen genommen, aber – trotz aller Zeitwirren – erhalten geblieben ist. Tief bewegte die Seelen der Zuhörer das Gedicht von Waldemar Herdt „Mein Mutterlaut“, vorgetragen von Eleonora Sauerwein. Die Stimmung wurde auch wieder angeheizt durch Sprichwörter, Sprüche, Anekdoten in Hochdeutsch und in verschiedenen Dialekten, vorgetragen von Eleonora Sauerwein, Sofia Wagner, Mitgliedern der Gruppte „Kulturgut“ und dem Publikum aus dem Saal.
Das Publikum hat immer mitgespielt, oft auch mitgesungen. Im Chor ertönten die russlanddeutschen Scherzreime, wie „Uns geht’s gut, uns geht’s gut“, „Haste net mein Mann gesehe?“, usw.
Beeindruckend und emotional wurde auch die über 200 Jahre erhalten gebliebene Esskultur dargestellt.
Schön gekleidet, alle in Schürzen, wie es bei den deutschen Frauen üblich war, traten im richtigen Moment, von heftigem Applaus begleitet, Ella Dornhof, Irma Stehle, Maria Zenner, Ella Holzhausen, Nelli Allerdings, Larissa Brauer, Lilia Günter in den Saal und präsentierten die deutschen Gerichte.
Herr Michael Kaul vollendete die Prozession mit selbstgebackenen Krepeln.
Dazu passten ausgezeichnet das Gedicht „Strudelrezept“ im Dialekt, vorgetragen von Eleonora Sauerwein und das Lied „Hefeklöß mit Kraut“.
Mit großem Interesse wurden die Erinnerungen an unsere Traditionen wahrgenommen:
- An die Weihnachtsfeier (Lydia Moor)
– An das Osterfest (Nadezda Bespomestnaa).
Über die Ordnungspflege und die Zimmereinrichtung sprach Katharina Schaab; Berta Sokolowa präsentierte speziell zu dieser Feier gestrickten Bettvorleger, wie es sie in allen unseren Familien gab und einen Kissenbezug mit dem aufgenähten Spruch „Schlaf ohne Sorgen, erwache froh am Morgen“.
Über die Hochzeitsbräuche erzählte Sophia Wagner und Lidia Bott präsentierte dazu den selbstangefertigten Rosenkranz mit dem Schleier. Es wurde gelacht, gejubelt und fotografiert; alle erinnerten sich an die eigenen Hochzeiten und wollten ein Andenken dieser Kunst festhalten. Das Entzücken nahm kein Ende. Der Beifall galt auch dem dargestellten Handtuch aus den siebziger Jahren mit dem drauf genähten Spruch „Guten Morgen“ und dem Spitzbettmäntelchen.
Große Aufmerksamkeit wurde der russlanddeutschen Literatur gewidmet, die in der Sowjetunion viele Krisen überstehen musste, aber, Dank unserer Schriftsteller und Dichter, wieder zum Aufleben kam und hier in Deutschland die Geschichte unserer Volksgruppe der Weltöffentlichkeit vermittelte.
Es wurde auch an die Opfer unseres Volkes erinnert, an das Drittel aller Deutschen in der Sowjetunion, die in der Zeit der Deportation vernichtet wurden oder umkamen. Das historische Andenken betonte „Ich flehe euch an, vergesst sie nicht!“ Die Gruppe „Kulturgut“ antwortete im Chor „Wir gedenken ihrer in Ehre“. Wie eine Hymne an die Opfer erklang das Lied „Ballade über die Trudarmisten“.
Der erste Teil war zuende. In der Pause spielte wieder die Musik und die Gäste hatten die Möglichkeit, die Gerichte unserer Esskultur zu kosten. In guter Stimmung verlief auch der zweite Teil. Herr Krune berichtete über die vielseitige Tätigkeit der Gruppe „Kulturgut“; es wurde wieder gesungen; die Frauen zeigten sich von ihren besten Seiten. Unter der musikalischen Leitung von Herrn Krämer ist es ihnen gelungen, das Publikum immer wieder zu begeistern.
Die Herzen der Gäste eroberten die Solisten des Chors „Abendstern“ Tatjana Jundt und Klaudia Fleyder.
Diese Jubiläumsfeier hinterließ einen großen Eindruck bei den Anwesenden und bewegte sie zum Nachdenken.