Gedenken an die Opfer zum 75
Berlin (28. August 2016) – „Wer die Vergangenheit kennt und die richtigen Lehren zu ziehen weiß, kann die Weichen für eine friedliche Zukunft stellen. Der 28. August als 75. Jahrestag der Zwangsdeportation der Russlanddeutschen dient dem Gedenken an die Opfer des stalinistischen Terrors, ist aber auch ein wichtiges Datum, um gemeinsam für Menschenrechte, Toleranz und ein friedliches Miteinander in Europa und der ganzen Welt einzutreten. Gerade in Deutschland, von wo aus die Gräuel und Vertreibungen des Zweiten Weltkriegs ihren Anfang nahmen, ist heute und in Zukunft eine starke Erinnerungskultur gefordert“, so Walter Gauks, Bundesvorsitzender der Jugendorganisation und Mitglied im Bundesvorstand der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR).
„Für die jungen Russlanddeutschen ist der 28. August ein wichtiges Datum, um sich ihrer Herkunft und der Geschichte ihrer Familien zu widmen. Die Erzählungen von Eltern und Großeltern, die Vertreibung, Gewalt, Leid und Diskriminierung erfahren mussten, sind wichtig für unsere Identität. Und sie mahnen uns, als aktive Mitglieder für ein demokratisches, tolerantes und friedliches Miteinander einzutreten“, so Walter Gauks.
Gedenkveranstaltung in Berlin
Im Namen der LmDR-Jugendorganisation dankte Walter Gauks allen Vertretern aus Politik und Gesellschaft, die sich aktiv an dem Gedenken beteiligen. An der Gedenkveranstaltung im Berlin am heutigen Sonntag, 28. August in der Konrad-Adenauer-Stiftung und bei der anschließenden Kranzniederlegung auf dem Parkfriedhof Marzahn nehmen zahlreiche Gäste, Zeitzeugen und Redner teil.
Darunter sind Dr. Thomas de Maizière (MdB, Bundesminister des Innern), Hartmut Koschyk (MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten), Heinrich Zertik (MdB, Bundesreferent für politische Bildung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland) und Frank Henkel (MdA, Bürgermeister und Senator für Inneres und Sport).
Partnern und Organisatoren der Gedenkveranstaltung sind die Deutsche Gesellschaft e.V., die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. sowie das Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte.
Der 28. August 1941 und die Deportation im Zweiten Weltkrieg
Durch einen Erlass des Obersten Sowjets am 28. August 1941 begann die Deportation der Russlanddeutschen, die damals vor allem im westlichen Staatsgebiet der UdSSR lebten. Damit reagierte die kommunistische Führung unter Diktator Josef Stalin auf den deutschen Überfall im Zweiten Weltkrieg. Innerhalb weniger Wochen wurden Hunderttausende von Menschen unter schrecklichen Bedingungen nach Osten – vorwiegend Sibirien, Kasachstan und an den Ural – deportiert. Etwa 80 Prozent der deutschstämmigen Sowjetbürger, Schätzungen zufolge über 1,2 Millionen Menschen, mussten gegen ihren Willen die Heimat verlassen. Sie verloren ihr Eigentum und alle Rechte, hatten oft kein Dach mehr über dem Kopf und ein großer Teil kam in Arbeitslager. Schätzungen zufolge starben 700.000 Menschen an den katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen.
Aussiedler und Spätaussiedler: Erfolgsbeispiele für Integration
Jahrzehntelang wurden Russlanddeutsche in der Sowjetunion diskriminiert. Als Aussiedler bzw. Spätaussiedler kamen ab den 1980er Jahren rund zwei Millionen Menschen in die Bundesrepublik. Ihre Integration, bei der sich zahlreiche Verbände und Organisationen beteiligen, ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Vereine wie LYRA im Berliner Stadtteil Lichtenberg spielen dabei eine aktive Rolle und engagieren sich – über den Bereich Spätaussiedler hinaus – für ein verständnisvolles Miteinander von Einheimischen und Zugewanderten.