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Zossens Bürgermeister spricht über jugendliche Aggression

Dialog über Lanz' Notlage

Zossens Bürgermeisterin Wiebke Sahin-Schwarzweller beschreibt ihre Rezepte gegen Jugendgewalt.
Zossens Bürgermeisterin Wiebke Sahin-Schwarzweller beschreibt ihre Rezepte gegen Jugendgewalt.

Zossens Bürgermeister spricht über jugendliche Aggression

Der Mordanschlag auf den sächsischen SPD-Spitzenkandidaten Matthias Ecke hat zu einer breiten Diskussion über das Thema Gewalt geführt. Auch ein anderer Bürgermeister aus der ostdeutschen Stadt Zossen sieht sich mit ähnlichen Fragen konfrontiert. In der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" schildert sie ihre Erfahrungen und Lösungsansätze für diese Probleme.

Die Kleinstadt Zossen in Brandenburg, eine knappe Stunde von Berlin entfernt, steht kurz vor der Wahl eines neuen Landtags. Die Stadt wird derzeit von einer FDP-Bürgermeisterin, Wiebke Sahin-Schwarzweller, regiert. Wie viele andere Kommunen hat auch Zossen mit angespannten Haushalten, einer steigenden Zahl von Flüchtlingen und verärgerten Bürgern zu kämpfen. Die Bürgermeisterin ist es gewohnt, mit Gewalt umzugehen, wie sie in der Sendung beteuert.

Wenige Wochen zuvor kam es in Dresden zu einem beunruhigenden Vorfall: Eine Frau, die Wahlwerbung der Grünen aufhängen wollte, wurde von einer Gruppe gewalttätiger Erwachsener bedrängt, die sie mit sexuellen Äußerungen und körperlicher Gewalt bedrohten. "Das ist AfD-Territorium" war deutlich zu hören. Markus Lanz teilte das Filmmaterial in seiner Sendung. "Mein Wahlkampf 2019 war nicht viel anders", gibt Sahin-Schwarzweller zu. "Die Videos, die wir jetzt sehen, sind erschreckend und natürlich sind sie eine Gefahr für die Demokratie." Die Situation in Zossen habe sich jedoch in mancher Hinsicht verbessert, so die Bürgermeisterin.

Zossen beherbergt 22.000 Einwohner, darunter ein Hauptaufnahmezentrum für Asylbewerber. Diese Einrichtung kann bis zu 1.500 Personen aufnehmen und beherbergt derzeit fast 1.100 Flüchtlinge. Der Bürgermeister warnt jedoch, dass die Stadt mit der Situation nur schwer zurechtkommt.

Die vorherige Regierung in Zossen, bekannt als "Plan B", trug teilweise zu ihrer misslichen Lage bei. Dabei handelte es sich um ein Bündnis rechtsgerichteter Bürger und Parteien, zu denen die AfD nicht gehörte. Während ihrer Amtszeit wurde der Gewerbesteuersatz auf 200 % festgesetzt. Das war ein verblüffend niedriger Wert. Folglich gab die Stadt für jeden Euro, den sie einnahm, einen Euro und neun Cent aus. Für die Stadt war das ein Verlustgeschäft. Dennoch konnten viele Unternehmen davon überzeugt werden, sich in Zossen niederzulassen. Viele dieser Unternehmen waren jedoch nur auf dem Papier registriert, was Zossen zu einem beliebten Ziel für "Briefkastenfirmen" machte.

Bis 2021 wurde festgestellt, dass etwa 2.000 solcher Firmen in Zossen ansässig sein sollen. In einem zweistöckigen Wohnhaus in einer abgelegenen Dorfstraße gab der Vermieter an, Räume an rund 200 verschiedene Firmen vermietet zu haben. Die Stadt wurde zu einem Magneten für Briefkastenfirmen, die völlig legal arbeiteten - die Gemeinden können den Gewerbesteuersatz selbst festlegen.

Die Unternehmen waren dankbar. Um diese Unternehmen anzuziehen, hatte Zossen einen der niedrigsten Gewerbesteuersätze des Landes - nur 7 % bis 2021. Dies hatte jedoch einen hohen Preis. Der Stadtrat hob den Steuersatz an, aber die Stadt geriet in die Haushaltssicherung, was fast dem Bankrott gleichkommt. Deshalb versucht die Stadt nun, die Mittel zurückzubekommen, die sie aufgrund der Politik der vorherigen Verwaltung an andere Gemeinden zurückzahlen musste.

Sahin-Schwarzweller hat für Kommunalpolitiker Wahlkampf gemacht, aber persönlich hat sie in letzter Zeit nicht viel Gewalt erlebt. Dennoch ist sie mit dem Thema vertraut: Ende 2021 blockierte eine unbekannte Gruppe von Personen den Schornstein eines Stadtratsmitglieds, und während der Ratssitzungen kam es immer wieder zu Streitereien. Dies führte dazu, dass häufig die Polizei eingesetzt werden musste, um den ordnungsgemäßen Ablauf der Sitzungen zu gewährleisten.

Um hier Abhilfe zu schaffen, führte Sahin-Schwarzweller Sprechstunden für geschädigte Bürger ein. Diese Sprechstunden waren gut besucht, viele Bürgerinnen und Bürger machten einfach ihrem Frust Luft. Die Bürgermeisterin wies auch darauf hin, dass ein großes Problem in Zossen die Gewalt unter Jugendlichen sei. Sie behauptete jedoch, sie habe praktikable Strategien, um dieses Problem zu lösen. "Ich bin davon überzeugt, dass man die Kreativität der Jugendlichen fördern kann, wenn man sie frühzeitig erkennt und ihnen ein gewisses Maß an Verantwortung überträgt - vielleicht in einem Jugendparlament."

Dank ihrer Initiativen hat die Stadt begonnen, sich von ihrem Ruf als "Hafen der Briefkastenfirmen" zu erholen. Außerdem arbeitet die Stadtverwaltung mit der Steuerfahndung zusammen, um herauszufinden, welche Firmen Mitarbeiter in Zossen hatten und welche nicht.

Die Jugend braucht praktische Aufgaben, die sie auf die Herausforderungen des Lebens und die gesellschaftlichen Normen vorbereiten. Deshalb muss die Zahl der Sozialpädagogen erhöht werden, insbesondere in benachteiligten Gemeinden, Schulen und Jugendzentren. Sahin-Schwarzweller, eine örtliche Beamtin, erklärt, dass ihre nächste Initiative in Zossen den Bau eines Mehrgenerationenhauses vorsieht, in dem junge Menschen Jugendeinrichtungen nutzen können. Offensichtlich führen solche Projekte zu einem Rückgang der Jugendkriminalität: "Unsere Städte verzeichnen einen Rückgang der Kinder- und Jugendgewalt, da wir uns auf mehr präventive Maßnahmen konzentrieren".

Trotz der eingeleiteten Maßnahmen sind sich die Verantwortlichen in den Gemeinden einig, dass es bei der Unterstützung junger Menschen durch die Gesellschaft noch viel zu tun gibt. Diese Kinder sind schließlich unsere Zukunft.

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Quelle: www.ntv.de

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