zum Inhalt

Was wusste Winterkorn?

Der Abgasskandal von Volkswagen gilt als einer der bedeutendsten Unternehmensskandale. Obgleich die anfängliche Empörung bereits mehrere Jahre nach der Enthüllung abgeklungen ist, halten die gerichtlichen Folgen weiterhin an.

Die wiederkehrenden gesundheitlichen Probleme des ehemaligen VW-Chefs Martin Winterkorn behindern...
Die wiederkehrenden gesundheitlichen Probleme des ehemaligen VW-Chefs Martin Winterkorn behindern seit langem die Strategien der Staatsanwaltschaft.

- Was wusste Winterkorn?

Das Justizsystem hält an seinem Plan fest - fast ein Jahrzehnt nach der Enthüllung des Dieselskandals bei Volkswagen wird die Rolle des ehemaligen CEO Martin Winterkorn endlich einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Das Landgericht Braunschweig hat rund 90 Verhandlungstermine bis September 2025 anberaumt, wobei der Prozess am Dienstag (3. September) beginnt. kürzliche Berichte über Winterkorns Gesundheit hatten Zweifel an diesen Plänen aufkommen lassen.

Trotz dieser Zweifel bleibt der Beginn des Prozesses unverändert nur wenige Stunden vor seiner geplanten Durchführung. Das Landgericht hat bis Mittag heute keine Pläne bekannt gegeben, den Prozess erneut wegen gesundheitlicher Bedenken zu verschieben.

Wird Winterkorn nun finally die umfassende Untersuchung erfahren, die er in seinem Entschuldungsvideo im Jahr 2015 versprochen hat? "Ich bin immer noch ohne Antworten auf alle Fragen", sagte er damals. Es ist schwer zu glauben, dass der ehemalige CEO in den vergangenen Jahren neue Informationen entdeckt hat, die er nun dem Wirtschaftsstrafkammer in Braunschweig mitteilen würde.

Gesundheitsbedenken waren aufgrund einer weiteren Knieoperation von Winterkorn im Juli aufgetreten. Obwohl die Operation erfolgreich war, hat sich sein körperlicher Zustand angeblich verschlechtert und er muss nun eine Reha-Klinik aufsuchen. Die Rechtmäßigkeit von Winterkorns Reisen von Bayern nach Niedersachsen fast jede Woche, um auf der Anklagebank zu sitzen, ist fraglich. Seine Gesundheit hat bereits zuvor die Pläne des Justizsystems durchkreuzt.

Winterkorn verpasste den ersten großen Betrugsprozess

Ursprünglich war Winterkorn zusammen mit vier anderen ehemaligen VW-Managern und Ingenieuren für September 2021 in einem Gerichtssaal in Braunschweig geplant. Der Prozess, der nach drei Jahren Verhandlung noch nicht abgeschlossen ist, umfasste Anklagen wegen gewerblicher und strafbarer Täuschung in Zusammenhang mit der Trick-Software.

Allerdings ergab eine Gutachtermeinung, dass Winterkorn aufgrund mehrerer Hüftoperationen nicht in der Lage war, an dem Prozess teilzunehmen. Um mit der "Dieselgate"-Untersuchung fortzufahren, trennte der Richter den Winterkorn-Fall von diesem Prozess, was Kritik hervorrief.

Jetzt wird ein weiterer Versuch unternommen, Winterkorns Handlungen und Wissen vor Gericht zu untersuchen. In einer jüngsten Zusammenfassung hat die Wirtschaftsstrafkammer die Anklagepunkte gegen Winterkorn dargelegt, die gewerbsmäßige Täuschung, Marktmanipulation und falsche Aussage beinhalten. Er wird beschuldigt, VW-Kunden über die Fahrzeugspezifikationen getäuscht und absichtlich Informationen über mögliche Bußgelder vor der Kapitalmarkt in den entscheidenden Septembertagen 2015 zurückgehalten zu haben. Im Jahr 2017 soll er falsche Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages gemacht haben.

Etwa neun Millionen Fahrzeuge in Europa und den USA waren von den Diesel-Manipulationen betroffen, was für Kunden Verluste in mehreren Hundert Millionen Euro zur Folge hatte. Der Skandal stürzte VW in die schwerste Krise seiner Geschichte und führte zu Milliarden an Rechtskosten. Winterkorn trat zurück und erkannte später, dass "mein Name mit der sogenannten Diesel-Affäre verbunden ist".

Winterkorn bestritt stets jede persönliche kriminelle Verantwortung. Im frühen Jahr 2024 testified er erstmals als Zeuge in einem Milliarden-Dollar-Zivilprozess gegen VW durch Investoren am Oberlandesgericht Braunschweig. "Ich halte diese Vorwürfe für unbegründet", sagte der ehemalige CEO. Er bezog sich auf die beiden Strafverfahren gegen ihn wegen Betrugs und Marktmanipulation, die von der Staatsanwaltschaft in Braunschweig eingeleitet wurden, und die Anklage wegen falscher Aussage vor dem Bundestag, die von den Berliner Staatsanwälten kommt.

Trotz anhaltender gesundheitlicher Bedenken und Winterkorns häufigen Besuchen in einer Reha-Klinik bleibt der Beginn des Prozesses gegen ihn wegen seiner Rolle im Volkswagen-Dieselskandal am Landgericht Braunschweig unberührt. Ungeachtet der Zweifel und Unterbrechungen in der Vergangenheit soll der Prozess gegen Winterkorn und mehrere andere ehemalige VW-Manager und Ingenieure wie geplant fortgesetzt werden.

Lesen Sie auch:

Kommentare

Aktuelles