zum Inhalt

Was bedeutet der umstrittene Einstieg von MSC für den Hamburger Hafen?

Kritiker warnen vor "Fehler"

Hafenmitarbeiter demonstrieren im Februar in Hamburg gegen den Verkauf der HHLA-Anteile an die...
Hafenmitarbeiter demonstrieren im Februar in Hamburg gegen den Verkauf der HHLA-Anteile an die Schweizer Reederei MSC.

Was bedeutet der umstrittene Einstieg von MSC für den Hamburger Hafen?

Die weltgrößte Schifffahrtsgesellschaft, MSC, plant, Hamburg Port Logistics AG (HHLA) einzusteigen und einen bedeutenden Anteil an der Gesellschaft zu erwerben. Das Hamburger Senat soll am Donnerstag als letzte Instanz das Deal genehmigen. Allerdings ist das Deal umstritten.

Das Hamburger Senat plant, am Donnerstag als letzte Instanz das umstrittene Deal zwischen MSC und HHLA zu genehmigen. Wenn die rot-grüne Koalition zustimmt, kann ein Vertrag mit mindestens 40 Jahren Laufzeit in Kraft treten. Die Opposition plant, die endgültige Entscheidung bis nach den Sommerferien hinauszuzögern, indem sie das zweite Lesen am Donnerstag ablehnt. Es gibt jedoch keinen Zweifel an der Hamburger Senats-Genehmigung des mindestens 40-jährigen Vertrags, gegebenenfalls mit der rot-grünen Koalition. Aber was genau ist das Deal darüber?

Ein kurzer Überblick: Was ist HHLA?

Die Hamburg Hafen und Logistik AG (HHLA) ist kein normales Umschlagsunternehmen. Das Unternehmen, das aus der Hamburg Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft hervorging, die 1885 gegründet wurde, ist das Herz des Hamburger Hafens. In letztem Jahr wurden bei seinen drei Container-Terminals - Tollerort, Altenwerder und Burchardkai - etwa 5,9 Millionen Standardcontainer (TEUs) umgeschlagen, was für rund 77% des Gesamtaumschlags Hamburgs entspricht. Darüber hinaus ist HHLA in Terminals in den ukrainischen Hafen Odessa, den italienischen Hafen Trieste und den estnischen Hafen Muuga aktiv. Neben Terminals sind HHLA's Geschäfte zum Straßenumschlag und zum Eisenbahnumschlag von gleich großer Bedeutung. Für den Eisenbahnumschlag hat HHLA seine Tochtergesellschaft Metrans. Besonders auffällig an HHLA's Aktivitäten ist sein Engagement im Wohnungsbaubereich, einschließlich des UNESCO-Weltkulturerbes Speicherstadt.

Wie tut es HHLA?

Die Lage ist herausfordernd. Als international orientiertes Unternehmen ist die HHLA oft direkt und hart von globalen Krisen betroffen. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen mit einem Umsatz von rund 1,45 Mrd. Euro ein Gewinn von lediglich 20 Mio. Euro. Der Umschlag von Containern sank um 7,5%, und der Containertransport um 5,4%. Das bestätigte eine seit der Finanzkrise 2008 bestehende Trendpersistenz. In den ersten drei Monaten dieses Jahres geriet HHLA auch ins Minus. Zudem sorgen Umstände bei großen Schifffahrtsgesellschaften, wie Maersk und Hapag-Lloyd, für Besorgnis. Sie schließen sich der "Gemini-Kooperation" an und bevorzugen anschließend Häfen, in denen sie eigene oder kontrollierte Terminals besitzen - in Deutschland beispielsweise Bremerhaven und Wilhelmshaven. HHLA benötigt Geld für die Modernisierung und Automatisierung seiner Terminals.

Was soll getan werden?

Das rote-grüne Hamburger Senat - das etwa 70% der Aktien hielt, der Rest in verstreutem Besitz - hat überraschend entschieden. Im September wurde plötzlich bekanntgegeben, dass MSC HHLA beitreten und 49,9% der Aktien besitzen werde, während die Stadtanteile auf 50,1% reduziert würden.

Was ist vereinbart?

Für fast die Hälfte der Aktien wird die Mediterranean Shipping Company (MSC) den Umschlagvolumen an HHLA-Terminals erhöhen, wie in einer Pressemitteilung des Hamburger Senats aus dem Jahr 2025 festgelegt, auf eine Million TEU jährlich bis 2031 ansteigen lassen. Darüber hinaus werden sie ein neues deutsches Hauptquartier in der HafenCity errichten, in dem die Kreuzfahrdivision MSC Cruises auch einziehen wird; der Arbeitseinsatz in Hamburg wächst um über 700 Stellen. Weiterhin plant MSC und die Stadt, die Kapitalerhöhung von HHLA um 450 Mio. Euro zu ermöglichen. Der Finanzsenator Andreas Dressel erklärte in den Verhandlungen für den über 40-jährigen Vertrag, dass zwei Punkte wesentlich waren: "Wir müssen die Mehrheit behalten und wir müssen Mitspracherecht sichern." Beides ist erreicht. "Als Stadt haben wir auch noch das Recht der Vorschlagstellung für die CEO- und Aufsichtsratspositionen."

Was geschah nach der Ankündigung?

Kurz: Es brach eine Welle von Entrüstung los. Hafenarbeiter und Hafenarbeiter gingen mehrfach auf die Straße, um ihre Wut in wütenden Demonstrationen auszulassen. Tarifvertreter, die Verdi-Gewerkschaft, und sogar Experten warnten in Sachverständigenhörungen und einer Öffentlichen Anhörung des Hamburger Senats vor einem "historischen Fehler". Hauptpunkt der Kritik ist der Preis. Viele Kritiker sind überzeugt, dass die vereinbarte Preis von 16,75 Euro pro Aktie und damit etwa 233 Mio. Euro für die von der Stadt gehaltenen HHLA-Aktien viel zu niedrig sind. So erzählte der ehemalige Präsident des Hafen Hamburg-Vereins, Gunter Bonz, dem "Hamburger Abendblatt": "Herzlichen Glück zu MSC. Das Unternehmen hat seine Karten richtig gespielt und hat das Senat über den Knie gezogen." HHLA ist viel mehr wert als das. Allein Metrans ist zwei Milliarden Euro wert.

Der umstrittene Vertrag zwischen MSC und HHLA, falls genehmigt, könnte zu einem bedeutenden Anstieg des Frachtvolumens bei HHLA-Terminals führen, wobei MSC das Ziel hat, jährlich eine Million TEUs ab 2031 abzuverarbeiten. Trotz der Umstrittenheit kann der Vertrag auch die Schöpfung von über 700 Neujobs in Hamburg zur Folge haben, da MSC ein neues deutsches Hauptquartier errichten und seine Kreuzfahrt-Sparte in den HafenCity verlegen will.

Trotz der potenziellen Vorteile haben sich Kritiker jedoch über die vereinbarte Aktienpreis von 16,75 Euro je Stück beunruhigt, die sie als deutlich unzureichend empfinden, insbesondere im Hinblick auf den Wert von HHLA's Tochtergesellschaft Metrans, der auf zwei Milliarden Euro geschätzt wird.

Lesen Sie auch:

Kommentare

Aktuelles