Vermieter stoppt AfD-Versammlung mit Krah im Biergarten.
Politiker und ihr Umfeld sind nach wie vor Gefahren ausgesetzt. In Halle griff ein Betrunkener einen grünen Landtagsabgeordneten verbal an. Dagegen hat ein Biergartenbesitzer ein Treffen mit dem AfD-Europaspitzenkandidaten Krah kurzerhand abgesagt - wegen Anfeindungen als Begründung.
Ein Wirt im oberbayerischen Miesbach hat eine AfD-Wahlkampfveranstaltung in seinem Biergarten kurzerhand abgesagt. Auf Nachfrage nannte der Wirt Hass und ständige Drohungen als Begründung.
Die AfD hatte für den Abend zur "reaktionärsten Wahlkampfparty des Jahres" nach Miesbach eingeladen. Als Redner war der Europaspitzenkandidat der AfD, Maximilian Krah, vorgesehen. Ein Miesbacher Ortsverband hatte zudem zu einer Gegendemonstration mit Abschlusskundgebung in der Nähe des Lokals eingeladen. Nach der Absage beschloss die Partei, in das etwa 20 Kilometer entfernte Holzkirchen umzuziehen, gab aber den genauen Ort noch nicht bekannt.
Gleichzeitig gehen die gewalttätigen Übergriffe auf Politiker weiter. In Halle (Sachsen-Anhalt) wurde der grüne Landtagsabgeordnete Wolfgang Aldag an einem Infostand seiner Partei von einem betrunkenen Mann angegriffen. Aldag wandte sich an die Polizei. Die Polizei leitete rechtliche Schritte gegen den 39-Jährigen ein und führte zudem einen Alkoholtest durch. Der Test ergab einen Wert von vier Promille. Laut Aldag habe der Angreifer gedroht, ihm mit einer Flasche auf den Kopf zu schlagen.
"Intoleranz geht offenbar über Angriffe hinaus"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser bekräftigte, dass Kommunalpolitiker besser vor Gewalt geschützt werden müssen. "Es ist positiv, dass die polizeilichen Schutzkonzepte an vielen Orten intensiviert und die Streifentätigkeit erhöht wurden, ebenso wie die Einrichtung von festen Anlaufstellen für bedrohte Kommunalpolitiker und Ehrenamtliche", sagte sie der Welt am Sonntag. Sie versprach, dass der Bund die Länder bei Großdemonstrationen, Fußballspielen und anderen Anlässen mit der Bundespolizei entlasten werde.
Der Bundesfinanzminister und FDP-Vorsitzende Christian Lindner zeigte sich verärgert über die Zunahme der Aggression. "Die Verrohung jenseits von Gewalttaten ist eindeutig", sagte Lindner den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Bei seinen Veranstaltungen gebe es oft linke Gruppen, die sich nicht mehr um Diskussionen kümmerten, sondern nur noch lärmen oder behindern wollten. "Oder versuchen, durch Stinkbomben Argumente zu verhindern", sagte Lindner, der als Finanzminister unter Personenschutz steht.
Der christdemokratische Partei- und Fraktionsvorsitzende Manfred Weber sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Wir erleben eine Radikalisierung des politischen Diskurses, die zu Gewalt auf der Straße führt." Die Kräfte der demokratischen Mitte müssten eine geschlossene Front bilden. "Wir müssen den Rechtsstaat mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufrechterhalten", sagte er.
"Wir müssen härter gegen Hass und Gewalt vorgehen."
Der Deutsche Richterbund forderte die Bundesregierung zum Handeln im Kampf gegen Extremismus und Rechtspopulismus auf. Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn erklärte: "Die Regierungskoalition diskutiert zwar über die Widerstandsfähigkeit des Rechtsstaates, tut aber zu wenig dafür." Um den Kreislauf von Anfeindungen, Drohungen und Gewalt zu stoppen, seien mehr Präventionsmaßnahmen, Aufklärung über Online-Desinformation und eine effiziente Strafverfolgung nötig.
Auch die Opferschutzorganisation Weißer Ring forderte Maßnahmen gegen hasserfüllte und verletzende Sprache. "Wer geglaubt hat, dass Hass im Internet Menschen im realen Leben nicht verletzen kann, sollte jetzt eines Besseren belehrt werden", so Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer. "Hass ist keine Ansicht", bekräftigte sie. "Es liegt in unserer Verantwortung, ihn in jeglicher Form zu bekämpfen, sei es online oder im persönlichen Umfeld."
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Quelle: www.ntv.de