- UniCredit schließt sich der Commerzbank an, was Spekulationen über eine mögliche Übernahme auslöst.
Italienische Großbank Unicredit erhöht ihre Investitionen in Commerzbank und schürt Gerüchte über eine mögliche Übernahme des in Frankfurt ansässigen deutschen Finanzriesen. Die Italiener erwarben Aktien im Rahmen des Regierungsverkaufs und weitere auf dem Markt, wie Unicredit in Mailand mitteilte. Dadurch halten die Italiener nun etwa 9 % der Commerzbank-Aktien.
Der Gewerkschaft Verdi ist eine mögliche Übernahme des zweitgrößten privaten deutschen Bankinstituts ein Dorn im Auge, sie fordert Regierungsunterstützung. Die Regierung hat kürzlich begonnen, sich aus Commerzbank zurückzuziehen.
Unicredit hat noch nicht entschieden, ob sie ihre Beteiligung an Commerzbank erhöhen werden. Sie warten auf die Genehmigung der Aufsichtsbehörden, um die 9,9-%-Grenze zu überschreiten und ihre Beteiligung weiter zu erhöhen. Nach der Ankündigung schnellten die Commerzbank-Aktien um etwa 19 % in die Höhe. "Commerzbank ist in unserem Blickfeld ein potenzielles Übernahmeziel", schrieb Analyst Philipp Häßler von DZ Bank.
Unterdessen wird Commerzbank-CEO Manfred Knof seinen Vertrag nicht verlängern, der Ende 2025 ausläuft. Die DAX-Gesellschaft teilte dies überraschend am Dienstagabend mit und begann umgehend die Suche nach einem Nachfolger.
Im Licht der Nachrichten aus Mailand erklärte Commerzbank, dass Vorstand und Aufsichtsrat im Interesse aller Anteilseigner, Mitarbeiter und Kunden handeln werden. Unicredits Beteiligung wird als "Zeugnis der Bedeutung von Commerzbank" betrachtet.
Die Arbeitnehmervertreter äußerten jedoch Bedenken. Stefan Wittmann, Gewerkschaftssekretär der Verdi und Mitglied des Aufsichtsrats von Commerzbank, zeigte Widerstand und warnte, dass sie "mit allen Mitteln zurückschlagen" würden. Er erinnerte an die Übernahme der Münchner Hypo-Vereinsbank durch Unicredit, die zu Entlassungen und dem Transfer zahlreicher Kompetenzen nach Mailand führte. Wittmann appellierte an die Bundesregierung, eine ungünstige Übernahme von Commerzbank zu verhindern.
Unicredit überbot andere Angebote
Unicredit erwarb rund die Hälfte der 9-prozentigen Beteiligung von der Regierung. Die Regierung verkaufte Nearly 4,5 % ihrer Beteiligung an die Italiener im Rahmen ihres Ausstiegs aus Commerzbank. Unicredit zahlte mehr als den damaligen Börsenwert der Aktien, wie das Bundesfinanzamt mitteilte. Alle von der Regierung angebotenen Aktien gingen an Unicredit aufgrund "einer signifikanten Überbietung aller anderen Angebote".
Die Regierung nahm rund 700 Millionen Euro ein, indem sie rund 53 Millionen Aktien verkaufte. Die Beteiligung der Regierung an Commerzbank, die während der Finanzkrise eine Teilnationalisierung durchlief, beträgt nun 12 %, bleibt jedoch vorerst der größte Anteilseigner.
Unicredit stark engagiert im deutschen Retailbanking
Mit einer 9-prozentigen Beteiligung ist Unicredit nun der zweitgrößte Anteilseigner. Unicredit hatte bereits vor fast 20 Jahren in den deutschen Bankensektor investiert. 2005 kaufte sie die deutsche Hypovereinsbank für rund 15 Milliarden Euro und ist seitdem stark im deutschen Einzelhandelsmarkt vertreten.
Both Unicredit und Commerzbank befanden sich während der Finanzkrise 2008/2009 und der Eurokrise auf dem absteigenden Ast. Seitdem hat sich ihre Situation jedoch dank steigender Zinsen deutlich verbessert.
Unicredit hat einen Börsenwert von fast 60 Milliarden Euro und ist finanziell in der Lage, Commerzbank zu übernehmen, deren Börsenwert etwa 15 Milliarden Euro beträgt, oder etwa ein Viertel davon. Gerüchte über eine italienische Übernahme kursieren bereits seit Jahren.
Commerzbank sucht neuen CEO
Während der Nachfolge von CEO Knof, der überraschend seinen Abgang zum Ende von 2025 aus persönlichen Gründen angekündigt hat, befindet sich die Commerzbank in einem Umbruch. Unter Knofs Führung wurden Sparmaßnahmen implementiert, was zu Entlassungen und einer erheblichen Reduzierung des Filialnetzes führte. Dank der Restrukturierung und steigender Zinsen konnte Commerzbank jedoch die Wende schaffen.
Die wahrscheinlichste Kandidatin für die Nachfolge ist die Finanzchefin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Commerzbank, Bettina Orlopp (54). Sie wird seit langem als Aspirantin für die Spitzenposition gehandelt. Die Frage, wer Commerzbank in Zukunft führen wird, hat Unruhen in der Institution ausgelöst und Gerüchte über Machtkämpfe geschürt.
Unicredit erwägt derzeit, ihre Beteiligung an der Großbank Commerzbank über die 9,9-%-Grenze hinaus zu erhöhen, wobei die Genehmigung der Aufsichtsbehörden erforderlich ist. Der Erwerb der Großbankaktien durch Unicredit hat den Börsenwert von Commerzbank deutlich angehoben.