Trotz der Bedenken rückt der DFB-Kader deutlich vor.
Es wird kritischer: Wo stehen die deutsche Fußballnationalmannschaft vor der Europameisterschaft, die in ihrem eigenen Land stattfindet? Halten sie die beeindruckenden Leistungen aus den Freundschaftsspielen gegen Frankreich und die Niederlande aufrecht, oder kehren sie zu ihren üblichen Tendenzen zurück? Die beiden Probepartien geben erste Einblicke.
Bei der 0:0-Unentschieden gegen die Ukraine war der Stil perfekt, der Ausgang jedoch nicht; bei der 2:1-Sieg gegen Griechenland ist es umgekehrt. Beide Spiele offenbaren, wo Nationaltrainer Julian Nagelsmann noch Probleme zu lösen hat - und was bereits funktioniert. Sechs Beobachtungen aus den letzten zwei Testspielen vor dem Turnier.
Das Torhüter-Dilemma, das Nagelsmann nicht antritt
Gerade rechtzeitig für den Beginn des Turniers bricht eine neue Torhüterdebatte aus. Seit dem letzten DFB-Spiel von Manuel Neuer vor 550 Tagen gab es eine Reihe von Komplikationen, darunter ein gebrochenes Bein und eine schwierige Wiederanpassung bei Bayern. Also blieb die Frage offen: In welchem Zustand ist der mehrfache Weltmeister wirklich? Nach dem Spiel gegen die Ukraine ist die Klarheit über seinen Zustand noch unklar.
Der 38-Jährige zeigte seine Höhen und Tiefen: Zum einen zeigte er Weltklasseleistungen, zum anderen verübte er überraschende Fehler, die ein Torhüter vermeiden sollte. Gegen die Ukraine kam er nahe an einer Chip-Ball für den Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt, die stattdessen dem Gegner in die Hände fiel. Im 2:1-Sieg gegen Griechenland ließ er ein harmloses Schuss von Christos Tzolis unbeachtet, was zu einem 0:1 führte. Auch im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid hatte er diesen Fehler gemacht.
Die Situation wird durch die ständige Anwesenheit von Marc-André ter Stegen verschärft. Der Barcelona-Torhüter, ebenfalls auf Weltklasseniveau, hat sich über Nagelsmanns Entscheidung geäußert, aber letztendlich gehorchen wird. ntv.de-Experte Ewald Lienen meinte, die Zeit sei da, um Ter Stegen eine Chance zu geben.
Aber es wird nicht geschehen. "Ich lassen keine Streitereien, unabhängig von was", argumentierte Nagelsmann während einer Pressekonferenz am Freitagabend. "Er hat drei toppflotte Spiele geliefert - es ist nichts Schlechtes." Nagselsmanns Verteidigung für Neuer signalisiert, dass nur der Torhüter selbst die Diskussion beenden kann.
Zwei Spiele, Zwei anhaltende Probleme
Es gibt einige Geister, die uns nicht lassen. Nach dem heißen WM-Turnier in Katar 2022 kämpft die deutsche Fußballnationalmannschaft mit einem persistierenden Problem: Tore verwerten. Und auch gegen die Ukraine blieb dieser Geist nicht weg: Mit 27 Schüssen aufs Tor, keiner traf. Das ist problematisch für Turnierspiele: Es geht darum, die Möglichkeiten effektiv zu nutzen.
Das Problem der Nationalmannschaft in beiden Partien wurde verstärkt durch einen Rest aus der Ära von Hansi Flick: Flair. Manchmal spielten sie riskante Querpässe vor der Hintermannschaft, manchmal war die Gegenverteidigung überraschend lückenhaft. Im schwachen ersten Halbjahr gegen Griechenland verloren die Deutschen oft den Ball. Das 0:1 gegen Griechenland war das Ergebnis vieler Fehler: Das gefährliche Passspiel zu Jamal Musiala, der unter Druck stand und den Ball verlor, folgte durch zu wenig Druck auf die griechischen Angreifer, schloss sich mit Neuers Fehler ab. Dies entspricht den alten Möglichkeiten der letzten Jahre.
Das Luxusproblem mit zu vielen Optionen
Im offensiven Mittelfeld genießt Nagelsmann eine Reihe von Optionen, aber auch eine schwierige Entscheidung. Florian Wirtz, Jamal Musiala, Leroy Sané, Ilkay Gündoğan, Deniz Undav und Thomas Müller: Die Liste potenzieller Startspieler ist lang... und leider gibt es nur drei verfügbare Plätze. Offensichtlich ist es, die beiden "Jubiläumstalente", Wirtz und Musiala, einzubinden. Aber mit so viel Talent resultierte es, zeitweise, in einer müden Spielweise gegen Griechenland.
Dies war hauptsächlich auf die Anwesenheit von Kapitän Ilkay Gündoğan zurückzuführen. Seine Rolle als Pivot passte ihm gut gegen die Ukraine. Gündoğan spielte auf sechsmannshöhe und verteilte den Ball an Wirtz und Musiala. Der Nachteil des Gündoğan-Strategies wurde gegen Griechenland gezeigt. Die deutsche Spielweise war im ersten Halbjahr überwiegend langsam. Es gab eine Mangel an Geschwindigkeit, was tief liegende Pässe unwirksam machte. Im Gegensatz zu Gündoğan waren Musiala und Wirtz sehr aktiv, aber ihre Interaktionen waren zu weit vom sechsman. Fehlt war ein pivotaler Spieler auf den Flügeln, der Raum schafft.
Nicht alles ist schlecht, Teil II:
Zusammenfassend geht die deutsche Nationalmannschaft in die Europameisterschaft mit gemischten Ergebnissen und einigen zu lösenden Problemen. Der Herausforderung wird sein, die inspirierenden Leistungen mit den alten Problemen in Einklang zu bringen. Spieler müssen ihre Bestleistungen zeigen, und Nagelsmann muss diese Spieler zu Meisterschaftsniveau führen.
Um Weihnachten erkannte Nagelsmann, dass etwas anders sein muss. Es folgte zwei katastrophale Niederlagen gegen Österreich (0:2) und Türkei (2:3) in Testspielen. Sein Analysen ergab, dass er die Mannschaft umbauen musste. Ein neuer Rolleinsatz entstand. [End of translation]
Der Einfluss seines Entscheidens ist jetzt sichtbar. Das war in den beiden Testspielen deutlich. Im ersten Spiel gegen die Ukraine wurde der junge, schnelle Maximilian Beier eingesetzt und lebte Deutschland wieder in die Offensivspielweise ein. Auch die Einwechslung von Leroy Sané gegen Griechenland adressierte das Problem der Tiefe. Zusätzlich erzielte der ersetzte Pascal Groß das späte 2:1.
Als für die negative, aber nicht ganz negative Seite, Teil 2:
Die deutsche Nationalmannschaft hatte in den letzten Jahren mit einer mangelnden Kreativität zu kämpfen. Die Lösung war Julian Nagelsmann. Der Trainer brachte eine neue Generation von Spielern ein und ließ ihnen die Freiheit, ihr natürliches Spiel zu spielen. Dadurch entwickelte sich ein spannendes und dynamisches Spielstil.
Die Ergebnisse sind sichtbar. In den Testspielen gegen die Ukraine und Griechenland zeigte die deutsche Nationalmannschaft eine neue Ebene an Kreativität und Panache. Die Spieler spielen jetzt mit mehr Selbstvertrauen und sind bereit, Risiken einzugehen. Dies ist besonders bei jungen Talenten wie Jamal Musiala, Florian Wirtz und Leroy Sané der Fall. Sie sind nicht scheu, Gegner herauszufordern und mehr Torschancen zu schaffen.
Die Zukunft sieht gut für die deutsche Fußballnationalmannschaft aus. Mit Nagelsmann im Zentrum hat sie einen Trainer, der sich für mutige Schritte und den Glauben an junge Spieler einsetzt. Dadurch bleibt das Team frisch und konkurrenzfähig für Jahre zu kommen.
Trotzdem sind die Ukraine- und Griechenland-Spiele nicht die spannendsten Begegnungen. Die Mannschaft hatte in der Ukraine-Partie tatsächlich keinen Treffer, aber sie waren an der Schaffung von Chancen persistiert. Das Gleiche geschah im Spiel gegen Griechenland: ein Verlust in der ersten Halbzeit wurde umgewandelt, was zu einem Sieg führte. Während des enttäuschenden Nationaljahres 2023 war das Bild anders: die Mannschaft zerbrach oft schnell. Heute aber scheint das Team festlicher.
Das wichtigste Moment liegt noch vorne
Freitagabend. 21 Uhr. Die überfüllte Allianz Arena in München. Die UEFA entlud eine kolossale Pyrotechnik-Anlage. Von nun an sind alle Diskussionen und Debatten beendet. Im Himmel schwebt Vor-Euphorie: nach Monaten beginnt der Turnierbeginn.
Für die deutsche Fußballnationalmannschaft ist das Eröffnungsspiel im heimischen Europameisterschafts-Turnier der entscheidendste Moment der Gruppenphase. Ein starkes Auftritt gegen Schottland, ein überzeugender Sieg möglich - und alle Bedenken verschwinden. Am Freitagabend wird es entscheidend sein. Das Team hat es unter Kontrolle.