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Stegner: "Die USA würden auch einen Donald Trump überleben"

Harris setzt die falschen Prioritäten, findet Journalist Jörg Wimalasena.
Harris setzt die falschen Prioritäten, findet Journalist Jörg Wimalasena.

Stegner: "Die USA würden auch einen Donald Trump überleben"

Mit Kamala Harris starten die US-Demokraten mit neuer Energie in den Präsidentschaftswahlkampf. Allerdings sehen nicht alle Gäste in der Sendung "Hart aber fair" in der jetzigen Vizepräsidentin die richtige Kandidatin. Für den CDU-Außenpolitiker Röttgen ist Deutschland nicht ausreichend auf einen Trump-Sieg vorbereitet.

Kann Kamala Harris Donald Trump herausfordern? Darüber gab es am Montagabend in "Hart aber fair" Uneinigkeit. Die USA seien bereit für ihre erste weibliche Präsidentin, ist Journalistin und Autorin Alice Hasters überzeugt. "Es geht nicht nur um eine typische Wahl zwischen Republikanern und Demokraten, sondern wir haben mit Donald Trump einen Präsidenten, der im Laufe der Jahre immer radikalisiert wurde", sagt sie. "Und es wäre sehr tragisch zu sagen, dass die Tatsache, dass Harris eine Frau ist, im Weg stünde, um gewählt zu werden."

"Es gibt wieder Spannung im Spiel", sagt SPD-Politiker Ralf Stegner. Und CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen fügt hinzu: "Der Wettkampf ist wieder offen." Viel steht auf dem Spiel für Deutschland, Europa und die Welt. Die BSW-Parteivorsitzende Amira Mohamed Ali möchte lieber nicht sagen, wen sie als neuen US-Präsidenten sehen würde: "Wir müssen auf beide Szenarien vorbereitet sein." Die deutsche politische Welt sollte sich auch darüber im Klaren sein.

Jörg Wimalasena, der politische Korrespondent der "Welt", teilt diese Meinung. Allerdings hält er Kamala Harris für die falsche Kandidatin. Er beschreibt sie als völlig politisch unbeständig. Bei der letzten US-Präsidentschaftswahl, bei der sie früh ausgestiegen ist, setzte sich Harris zunächst für die Einführung einer allgemeinen Gesundheitsversicherung ein, oppositionierte sich später jedoch dagegen. Sie kritisierte Joe Biden auch in einem Interview, indem sie ihm vorwarf, mit rassistischen Senatoren zusammengearbeitet zu haben. Später wollte sie jedoch seine Vizepräsidentin werden. "Ich glaube, diese Unbeständigkeit wird weitergehen", fürchtet Wimalasena. Außerdem setze Harris Schwerpunkte auf Themen, die für die US-Bevölkerung sehr niedrig auf der Prioritätenliste stehen, wie das Recht auf Abtreibung. "Das Prioritätsthema ist die Inflation", bewertet Wimalasena die Situation in den USA, in der er seit mehreren Jahren lebt. "Die Menschen können sich nicht mehr den Kinobesuch, das Tankstellenfüllen oder das Essen gehen leisten. Amerikaner wollen nicht mehr von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck leben. Das sind die Prioritäten, die zählen."

Wimalasenas Meinung hat insbesondere bei Alice Hasters Unmut hervorgerufen. Sie glaubt, dass Kamala Harris' Frauenpolitik in den USA sehr gut angenommen wird. Beide können ihre Thesen nicht beweisen.

"Amerika kann nicht ersetzt werden"

Aber was könnte das Ergebnis der US-Wahl für Deutschland bedeuten? Ralf Stegner macht klar, dass die SPD lieber mit Kamala Harris zusammenarbeiten würde. Natürlich müsse man für jede Wahlentscheidung und Zusammenarbeit mit allen Vorbereitungen treffen, sagt er. Aber als Demokrat müsse man auch eine klare Position haben. "Es macht einen Unterschied, ob jemand, der die USA führt, Wahlergebnisse anerkennt oder nicht, ob er Gewalt schürt oder ob er ein verurteilter Verbrecher ist. Viel steht auf dem Spiel, für Amerika und die Welt", sagt Stegner. Aber die amerikanische Demokratie sei stark. "Sie würde auch einen Donald Trump überleben. Aber das wünscht sich niemand, weder in Europa noch in Amerika. Zumindest niemand, der Amerika und seinem Volk gutwillig ist", sagt Stegner.

Röttgen zweifelt hingegen daran, dass die Bundesregierung auf einen möglichen zweiten Trump-Besuch vorbereitet ist. Bundeskanzler Scholz hatte vor ein paar Monaten gesagt, dass sie für einen solchen Fall nicht vorbereitet seien, was Röttgen bestreitet. "Man muss für diesen Fall vorbereitet sein." Deutschland und Europa müssten klarstellen, dass es unter Donald Trump eine completely different Ukraine- und Russlandpolitik geben würde. Alles deute darauf hin, dass Trump die "Grundlagen der amerikanischen Außenpolitik, wie wir sie kennen, aufgeben" würde. "Das ist eine ganz andere Perspektive." Die Sicherheitsgarantie der USA für Europa wäre unter einer Trump-Administration nicht gewährleistet, sagt Röttgen. "Wer sich nicht darauf vorbereitet, verliert wertvolle Zeit, die dann die europäische Aufgabe wäre, Sicherheit und Frieden zu gewährleisten."

Stegner argumentiert jedoch, dass der Bundeskanzler sich dessen bewusst ist und gesagt hat, dass man mit jeder gewählten US-Administration arbeiten müsse. Die Gefahr einer Änderung der US-Außenpolitik nach einem möglichen Trump-Sieg sei ihm klar. Und hier ist der SPD-Politiker pessimistisch. Deutschland sei eine Mittelmacht, sagt er. "Amerika kann nicht ersetzt werden."

Es gehe nicht darum, die USA in militärischen und sicherheitspolitischen Fragen zu ersetzen, kontert Röttgen. "Amerika ist mit seinen Fähigkeiten global nicht ersetzbar." Trotzdem bleibe die Aufgabe, Frieden und Sicherheit in Europa zu gewährleisten. "Und wenn das nicht mehr von den Amerikanern erfüllt wird, bleibt das unsere Aufgabe in Europa."

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