Bundesregierung - Sparen: Mutzenic warnt vor gesellschaftlicher Spaltung
Sozialdemokraten-Fraktionschef Rolf Mützenich forderte eine Aussetzung der Schuldenbremse im nächsten Jahr und warnte vor gesellschaftlicher Spaltung.
„Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten. Der Krieg stört jede Normalität“, sagte Mützenich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland in einer Ampel-Regierungsansprache. Das Risiko einer erneuten Klage vor dem Bundesverfassungsgericht hielt er für angemessen.
Mitzenichs Anliegen
Wie Russland weiterhin Krieg gegen die Ukraine führe, welche Länder die Ukraine weiterhin unterstützen und ob die USA noch existieren – all das habe Auswirkungen, die über nationalstaatliches Handeln hinausgehen, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende. Die Zukunft Deutschlands liegt in weit mehr als weiteren Waffenlieferungen. Mutzenic erwähnte Hilfe beim Wiederaufbau und bei wirtschaftlichen Fragen.
„Da wir im Kernhaushalt nicht weiter sparen können, müssen wir diese zusätzlichen Mittel über eine Ausnahme von Artikel 115 des Grundgesetzes, nämlich die Aussetzung der Schuldenbremse, finanzieren“, sagte Mutzenich. Es erscheint verfassungsgemäß, dass er diese Entscheidung mit der Bereitstellung von Hilfe für die Ukraine rechtfertigt.
Mutzenich sagte: „Wenn die Hilfe für die Ukraine auf Kosten wichtiger Ausgaben geht, die auch für die Menschen daheim wichtig sind, dann droht uns eine große Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung.“ Der sozialdemokratische Politiker wies darauf hin, dass das derzeit geplante Vorgehen zielführend sei zu „Häuslichen Verteilungskonflikten, bei denen eine Partei gegen eine andere antritt“.
Kritik am Sparprogramm
Angesichts der Kontroverse um den Bundeshaushalt 2024 haben die Verantwortlichen der Ampel-Allianz entschieden, dass es im nächsten Jahr keine umfassende Aussetzung der Schuldenbremse geben wird. Ausnahmen für die Hochwasserentlastung im Ahrtal werden derzeit konkret geprüft. Allerdings hätte die Schuldenbremse wegen des Krieges in der Ukraine nicht von vornherein außer Kraft gesetzt werden dürfen, wie Mutzenich forderte. Die Liga behält sich das Recht vor, diesen Schritt nur dann zu unternehmen, wenn sich die Situation wesentlich ändert.
Das Grundgesetz sieht vor, dass im Falle einer Naturkatastrophe oder einer anderen besonderen Notlage die Schuldenbremse ausgesetzt werden kann, wenn die finanzielle Lage des Landes erheblich geschädigt wird. Insbesondere die FDP und Finanzminister Christian Lindner stehen diesem Thema bislang sehr zurückhaltend gegenüber. Die Schuldenbremse wurde in diesem Jahr jüngst erneut pausiert – zum vierten Mal in Folge.
Am milliardenschweren Sparplan des Ampelprogramms gab es in den vergangenen Tagen viel Kritik. Verbände und Oppositionspolitiker beklagten die Kürzungen vor allem im Sozialbereich. Tausende Landwirte in Berlin haben sich zuletzt gegen die Abschaffung der Agrardieselrabatte und die Befreiung landwirtschaftlicher Fahrzeuge von der Kfz-Steuer ausgesprochen.
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Quelle: www.stern.de