Scholz liegt am Ende der Ampel-Rangliste
Fast jedes Kabinettsmitglied erhielt am Jahresende schlechtere öffentliche Bewertungen als im Dezember. Ausgerechnet die Kanzlerin steht auf dem letzten Platz. Eine überwältigende Mehrheit empfindet die anhaltende Haushaltskrise als peinlich.
Auf halbem Weg nach der Ampel haben die Deutschen der Bundesregierung einen schrecklichen Bericht vorgelegt. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das RTL/ntv-Trendbarometer wurden fast alle Kabinettsmitglieder schlechter bewertet als vor einem Jahr.
Die Frage ist, ob einzelne Kabinettsmitglieder für ihre Positionen geeignet sind. Besonders hart traf es Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Im Dezember 2022 sagten noch 37 Prozent, die SPD-Politikerin sei für ihr Amt geeignet, mittlerweile sind es nur noch 20 Prozent, ein Rückgang um 17 Prozentpunkte. Für Bundesaußenministerin Annalena Baerbock betrug der Abstand 13 Prozentpunkte, ging aber von 55 % auf 42 % zurück. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält derzeit 39 % der Deutschen für geeignet. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei 49 %.
Bundesfinanzminister Christian Lindner macht kaum einen Unterschied: Vor einem Jahr sagten 42 %, er sei für das Amt geeignet. Das sagen derzeit 40 %. Allerdings ist die Zahl derjenigen, die den FDP-Chef für das Amt des Bundesfinanzministers für ungeeignet halten, deutlich gestiegen: von 44 % auf 54 %. Forsa berechnet die Differenz zweier Werte als „Exponent“. Bei Lindner lag der Index bei minus 14.
Nur jeder fünfte Deutsche hält Scholz für geeignet
Nur sechs Kabinettsmitglieder hatten einen positiven Index, das heißt, mehr Deutsche hielten sie für geeignet als für ungeeignet. So galt beispielsweise Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius von den Sozialdemokraten mit 75 % als geeignet, dem höchsten Wert im Ranking. Nur 16 % hielten es für unangemessen. Pistorius trat sein Amt erst im Januar 2023 an, ein Vergleichswert zum Vorjahr liegt also nicht vor.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den schlechtesten Indexwert aller Kabinettsmitglieder: minus 54. Nur 19 % der Deutschen glauben, dass er für seinen Job geeignet ist. 73 % hielten es für unangemessen. Nur zwei Minister sahen keine Verschlechterung des Index: Bundeskanzler Scholz Wolfgang Schmidt (von 11 auf 12) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (unverändert auf 5).
Für dieses Ranking wurden nur diejenigen befragt, die die Namen der jeweiligen Politiker kannten. Der Bekanntheitsgrad unter den Kabinettsmitgliedern ist sehr unterschiedlich:
- 99 % der Deutschen kennen Beerbock, Habeck und Lindner.
- Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kommt auf eine Zustimmungsrate von 99 %.
- Im Gegensatz dazu kennen nur 50 % der Deutschen den Namen von Bundeskanzler Schmidt.
- Bekanntheitssteigerung bei Bundesfamilienministerin Lisa Paus (von 49 % auf 72 %) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (von 46 % auf 65 %) maximal.
Die meisten Menschen verstehen die aktuelle Haushaltskrise nicht
Der Grund für die niedrigen Zustimmungswerte unter den Kabinettsmitgliedern dürfte darin liegen, dass die Haushaltskrise weiterhin ungelöst ist – die Verhandlungen zwischen Scholz, Habeck und Lindner haben bisher zu keinem Ergebnis geführt. Die Koalition verzichtete auf Pläne, den Haushalt 2024 noch in diesem Jahr vom Bundestag verabschieden zu lassen.
Nur wenige Deutsche verstehen, dass die Regierungspartei noch keine Lösung gefunden hat. Auf die Frage, ob sie den mangelnden Konsens der Ampel-Allianz zum Bundeshaushalt 2024 verstehen würden, antworteten 22 Prozent, dass dies der Fall sei, und 75 Prozent sagten: „Nein, das ist peinlicher für die Regierung.“ Weitere Ergebnisse:
- Die Verteilung der Verständnisniveaus ist zwischen Ost (25 % bis 74 %) und West (22 % bis 76 %) ähnlich.
- Anhänger der Sozialdemokraten (40 %) und der Grünen (45 %) äußern eher Verständnis als Anhänger der Liberaldemokraten (28 %), der Bundespartei (16 %) und der AfD (6 %).
- Aber auch eine Mehrheit der Anhänger von SPD und Grünen hält die anhaltende Haushaltskrise für eine Schande (SPD: 57 %, Grüne 52 %).
Gewerkschaften machen leichte Fortschritte bei der Sonntagsfrage
Die schlechten Zustimmungswerte der Kabinettsmitglieder spiegeln sich auch in den Zustimmungswerten der politischen Parteien im wöchentlichen Trendbarometer wider. Hier erreichten die drei Ampelparteien zusammen nur 32 % der Stimmen, wobei die Grünen einen weiteren Punkt gegenüber der Vorwoche verloren. Allianz bekommt einen Punkt. Alle anderen Parteien bleiben unverändert.
Sollte in dieser Woche die Bundestagswahl stattfinden, rechnen die Parteien mit folgenden Ergebnissen: CDU/CSU 31 % (Bundestagswahl September 2021: 24,1 %), AfD 22 % (10,3 %), SPD 14 % (25,7 %). %), Grüne 13 % (14,8 %), Liberaldemokraten 5 % (11,5 %), Linke 4 % (4,9 %). 11 % der Wähler würden sich für andere Parteien entscheiden.
Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen beträgt 27 Prozent und liegt damit erneut deutlich über dem Anteil der Nichtwähler bei der letzten Bundestagswahl (23,4 Prozent).
Scholz verliert Punkte bei Kanzlerfrage
Beim Thema Kanzleramt verliert der amtierende Kanzler Olaf Scholz in beiden untersuchten Sternzeichen einen Punkt. Bei einer Direktwahl zum Kanzler wird Scholz voraussichtlich 15 Prozent der Stimmen erhalten, wenn er gegen CDU-Chef Friedrich Merz und Vizekanzler Robert Habeck antritt. Mertz erhielt immer noch 24 Prozent der Stimmen, 18 Prozent stimmten ebenfalls für Habeck.
Hätte Berbock statt Harbeck die Grünen vertreten, wäre für Scholz mit 18 Prozent der Stimmen zu rechnen. Auf Merz entfielen 28 %, ein Plus von 1 Prozentpunkt gegenüber der Vorwoche. 17 % der Wähler würden sich immer noch für Bell Bock entscheiden.
Bei der Einschätzung der politischen Leistungsfähigkeit der Parteien glauben mittlerweile 16 %, dass die CDU/CSU die Probleme Deutschlands am besten lösen kann, ein Plus von 1 Prozentpunkt. Nur 6 % glauben, dass SPD und Grüne dies schaffen können, wobei beide Parteien einen Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche haben. Immer noch 2 % glauben, dass die FDP die Probleme Deutschlands am besten lösen kann. 8 % sagten dies über die AfD. 60 % der Deutschen glauben nicht, dass irgendeine Partei die Probleme Deutschlands lösen kann.
Die Daten für das RTL/ntv-Trendbarometer wurden zwischen dem 5. und 11. Dezember vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland erhoben. Datenbank: 2501 Befragte. Statistische Fehlerquote: plus oder minus 2,5 Prozentpunkte. Vom 8. bis 11. Dezember wurden Daten zur aktuellen Haushaltskrise erhoben.Datenbank: 1003 Befragte. Statistische Fehlerquote: plus oder minus 3 Prozentpunkte. Die Daten des Bundeskabinetts wurden zwischen dem 6. und 11. Dezember erhoben. Datenbank: 1006 Befragte. Statistische Fehlerquote: plus oder minus 3 Prozentpunkte.
Weitere Informationen zu Forsa finden Sie hier klicken.Untersuchung durchgeführt von Forsa im Auftrag von RTL Deutschland.
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Quelle: www.ntv.de