Innenpolitik - Psychologe: Der Erfolg der AfD ist kein Selbstläufer
Die Leipziger Psychologin Fiona Kalkestein glaubt, dass die großen politischen Parteien in Deutschland angesichts des Wachstums der Alternative für Deutschland nicht machtlos sind. „Der Erfolg der Alternative für Deutschland ist nicht garantiert“, sagte der Leipziger Universitätswissenschaftler der dpa. „Man sollte sich nicht an den Erfolg gewöhnen und denken, man könne nichts dagegen tun.“
Als Beispiel nannte sie soziale Maßnahmen. Vor allem in Ostdeutschland herrschten noch Sonderbedingungen. „Der Osten ist immer noch strukturell schwach und die Krisen sind hier schädlicher als im Westen. Das macht die Menschen anfällig für autoritäre Zustände.“ Diese Zustände seien im Westen zunehmend Realität geworden.
Nach den AfD-Landesverbänden in Thüringen und Sachsen-Anhalt wurde letzte Woche auch die Partei in Sachsen vom Verfassungsschutz als deutlich rechtsextreme Partei eingestuft. Aber Kalkstein sagte, das Wachstum der Partei habe die Wähler nicht abgeschreckt. Kalkstein ist stellvertretender Direktor des Els-Frenkel-Braunschweiger Instituts an der Universität Leipzig, wo er antidemokratische Einstellungen untersucht. „Je mehr Rechtsextremismus die AfD wird, desto erfolgreicher ist sie. Wir haben überhaupt keine Abschreckungswirkung, ganz im Gegenteil. Man könnte fast sagen: Rechtsextremismus ist das Erfolgsgeheimnis der AfD.“
Aktuelle Untersuchungen zum Autoritarismus an der Universität Leipzig zeigten zudem, dass AfD-Wähler tendenziell weniger rechtsextremistisch seien als die AfD selbst, sagte Kalkstein. „Die Beweggründe, diese Partei zu wählen, sind unterschiedlich. Es gibt keine 100-prozentige ideologische Übereinstimmung.“ Mittlerweile sei die AfD in Ostdeutschland kein besonderes Problem mehr, in Bayern sei sie drittstärkste Kraft bei Landtagswahlen geworden, in Schwarz die drittstärkste Kraft Sembilan belegt den zweiten Platz. „Aber den größten Erfolg hatte es im Osten.“
Über die trotzige Reaktion der Ostdeutschen wollte Kalkstein nicht sprechen. Die Wähler würden eine solche Aussage nicht ernst nehmen. Allerdings haben die ostdeutschen Bundesländer in den 1990er Jahren – als sich rechte Strukturen herausbildeten – viel verpasst. „Dagegen hat man längst nichts unternommen. Die Menschen hier sind nicht plötzlich zu Rechtsextremisten geworden, das Problem gibt es schon seit dreißig Jahren. Jetzt ist es seit ein paar Jahren nur noch ein gesellschaftliches Problem. Die Menschen hatten Zeit dafür.“ Akzeptieren Sie, dass der rechte Flügel wie gewohnt weitermacht. Jetzt stehen Sie vor einem Trümmerhaufen.“
Fiona Kalkestein hofft, dass der Erfolg der AfD nicht zur Norm wird. Es ist wichtig, dieser Entwicklung entgegenzutreten. „Es gibt Studien, die zeigen, wo das Problem liegt. Wir müssen nur strukturelle und gesellschaftliche Ursachen finden. Dazu fehlt mir noch die Entschlossenheit.“ Es hat keinen Sinn, die Themen der AfD zu reproduzieren. Wählen Sie normalerweise das Original. Wenn die Alternative für Deutschland gegen demokratische Konventionen verstößt, müssen dies auch andere Parteien deutlich machen. „Demokrat zu sein und demokratische Wahlen durchzuführen, sind zwei verschiedene Dinge.“
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Quelle: www.stern.de