Orban erzwingt eine Sonderbehandlung einer kleinen Gruppe von Menschen
Auf dem EU-Gipfel versuchte der ungarische Premierminister Orban, eingefrorene Gelder aus Brüssel abzuziehen, um die EU-Beitrittsverhandlungen der Ukraine zu unterstützen. Bundeskanzler Scholz, Frankreichs Präsident Macron und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen ringen nun die Hände um ihn, um den Streit beizulegen.
Der Beginn eines EU-Gipfels in Brüssel hat sich verzögert, nachdem der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban damit gedroht hatte, ihn zu blockieren. Wie der Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel ankündigte, soll es vor dem Spitzentreffen kleine Gespräche mit Orban geben. Nach Angaben eines Sprechers werden auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, der französische Präsident Emmanuel Macron und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen teilnehmen.
Beim diesjährigen letzten regulären EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag werden tatsächlich Entscheidungen über Themen wie die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldawien sowie die Überarbeitung des langfristigen EU-Haushalts getroffen. Allerdings hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban damit gedroht, diese Entscheidungen bis zum Ende zu blockieren. Er glaubt unter anderem, dass die Ukraine noch nicht alle Reformforderungen erfüllt hat und dass die Vorschläge zur Haushaltsänderung nicht den Erwartungen Ungarns entsprechen.
EU-Diplomaten glauben, dass Orbans Äußerungen lediglich ein Versuch sein könnten, den Druck zu erhöhen, eingefrorene EU-Gelder weiter freizugeben. Andere weisen jedoch darauf hin, dass der Rechtspopulist zuletzt immer wieder behauptet habe, er wolle auch bei Freigabe der Gelder keine Zugeständnisse gegenüber der Ukraine machen.
Freigabe von rund 10 Milliarden Euro
Orban schrieb kürzlich in einem Brief an EU-Ratspräsident Charles Michel, er fordere dringend, auf dem Gipfel keine Entscheidungen zu treffen, da dies zum Scheitern aufgrund mangelnden Konsenses führen würde. Im Interesse der Einheit der EU muss diese kontraproduktive Situation vermieden werden.
Am Mittwoch, kurz vor dem Gipfel, kündigte die Europäische Kommission an, dass sie etwa 10 Milliarden Euro eingefrorener EU-Gelder an Ungarn freigeben werde, wenn die Justizreform den Reformanforderungen entspreche. Allerdings bleiben weitere Haushaltsmittel in Höhe von insgesamt knapp 12 Milliarden Euro sowie milliardenschwere Corona-Hilfen eingefroren.
Die Kiewer Regierung warnte kürzlich davor, dass es „verheerende Folgen“ haben würde, wenn ein EU-Gipfel zur Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine am Veto Ungarns scheitern sollte. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte Anfang dieser Woche, dass die Motivation des ukrainischen Volkes sehr gering wäre, wenn keine positiven Entscheidungen getroffen würden. Darüber hinaus wird nach außen der Eindruck entstehen, dass die EU nicht in der Lage ist, eine historische Entscheidung zu treffen.
Neben den Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldawien soll auf dem Gipfel auch über den langfristigen Finanzplan der EU entschieden werden. Im Einklang mit den Wünschen der Europäischen Kommission sollten der Ukraine unter anderem neue Finanzierungsinstrumente zur Verfügung gestellt werden. 50 Milliarden Euro könnten in den nächsten Jahren den von russischen Angriffen betroffenen Ländern zur Verfügung gestellt werden.
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Quelle: www.ntv.de