Morawiecki wirft Vertrauensfragen auf
Polens derzeitiger Premierminister Mateusz Morawiecki hofft, am Montag (10 Uhr) eine Regierungserklärung abgeben zu können und hat für den Nachmittag eine Vertrauensabstimmung für sein neues Kabinett beantragt. Da die nationalkonservative Partei „Recht und Gerechtigkeit“ keine Mehrheit im Parlament hat, dürfte Morawieckis Kabinett bei einer Vertrauensabstimmung scheitern.
Dies wiederum macht den Weg frei für einen Machtwechsel in Polen, einen Prozess, den die Justiz lange verzögert hat. Das Parlament wird voraussichtlich bereits am Montagabend den ehemaligen EU-Ratspräsidenten Donald Tusk mit der Regierungsbildung beauftragen.
Bei der Parlamentswahl am 15. Oktober gewannen die drei proeuropäischen Parteien in Tusks bisheriger Opposition die absolute Mehrheit von 248 der 460 Sitze im Repräsentantenhaus. Der gemeinsame Vertrag wurde vor einigen Wochen unterzeichnet und die Geschäftsbereichsverteilung geklärt. PiS sicherte sich lediglich 194 Sitze und keinen Koalitionspartner.
Der bevorstehende Regierungswechsel in Warschau könnte auch zu Veränderungen in der polnischen Außenpolitik führen. Der Rechts- und Justizminister streitet mit Brüssel über die Justizreform. Auch die Beziehungen zu Berlin sind durch Forderungen nach 1,3 Billionen Euro Entschädigung auf einem Tiefpunkt angelangt. Die drei Oppositionsparteien vertreten eine proeuropäische Linie und eine versöhnlichere Politik gegenüber Deutschland. Der 66-jährige Tusk war von 2007 bis 2014 Chef der polnischen Regierung.
Allerdings hat Präsident Andrzej Duda, Mitglied der Partei „Recht und Gerechtigkeit“, diese Änderung lange hinausgezögert. Obwohl er über eine Mehrheit im Parlament verfügte, beauftragte er Morawiecki mit der Regierungsbildung und wurde Ende November als Kabinett vereidigt. Die Verfassung sieht vor, dass der Regierungschef innerhalb von 14 Tagen nach seiner Vereidigung dem Parlament ein Vertrauensvotum vorlegen muss. Morawiecki wird dies nun tun, wenn die Frist am Montag abläuft – eine nahezu aussichtslose Aufgabe.
Erst wenn Morawiecki bei der Vertrauensabstimmung scheitert, ist das Parlament am Zug. In einem zweiten Schritt kann es nun eine Regierung mit Mehrheit beschließen. Vertreter der Drei-Parteien-Koalition werden voraussichtlich am Montagabend den Regierungsbildungsauftrag an Tusk vergeben – der vom Präsidenten in der zweiten Runde nicht vergeben wird.
Lesen Sie auch:
- Jahr der Klimarekorde: Extreme sind die neue Normalität
- Vorbeugende Festnahmen offenbaren die Bedrohung durch islamistischen Terror
- SPD schließt Haushaltsbeschluss vor Jahresende aus
- Zahlreiche Öl-, Gas- und Kohlelobbyisten nehmen an der Klimakonferenz teil
Quelle: www.ntv.de