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Merkels Abschied und die Gefahren von Trump – Gregor Peter Schmitz über den aufgehenden Stern

Neben der Lustgain-Titelgeschichte konzentriert sich das aktuelle Stern-Magazin auch auf die politische Lage in den USA und Angela Merkel, die aus der Adenauer-Stiftung ausgetreten ist. Chefredakteur Gregor Peter Schmitz ordnet dieses Thema ein.

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Stern-Chefredakteur - Merkels Abschied und die Gefahren von Trump – Gregor Peter Schmitz über den aufgehenden Stern

Olaf Scholz könnte tolle Reden halten und Menschen begeistern. Dieser Artikel wurde als Reaktion auf den enthusiastischen Auftritt des Ministerpräsidenten auf dem SPD-Parteitag gehört und gelesen. Dies scheint jedoch nur unter begrenzten Umständen zu funktionieren. Scholz schafft es, die Menschen zu bewegen, wenn er dem Saal genau das sagt, was sie hören wollen: Die SPD macht keinen Sozialabbau, Punkt! Sofern er nicht tatsächlich unzumutbare Forderungen stellt. Sparen, gibt es etwas? SPD-Chefin Saskia Esken flüsterte ihm hinterher zu, dass er einer von ihnen sei. Daraus ergeben sich zwei Probleme: Aktuellen Umfragen zufolge stellen „sie“, Anhänger der Sozialdemokraten, nur 14 % der Wahlberechtigten. Viele verdächtigen ihn, ein starker Anführer der Ampel-Allianz zu sein. Scholz blieb seiner Partei treu. Seine Vorgängerin Angela Merkel setzte trotz Differenzen mit ihrer Partei weitgehend auf ihre Popularität. Der Altkanzler hat inzwischen die parteinahe Konrad-Adenauer-Stiftung verlassen. Wird Merkel bald auch die CDU verlassen? Dies wird konsistent sein.

Der amerikanische Journalist Robert Kagan schrieb vor vielen Jahren, die Europäer kämen von der Venus und die Amerikaner vom Mars, weshalb sie in der Außenpolitik selten gemeinsam denken. Dies verunsicherte viele Europäer, wurde aber später durch die Realität bestätigt. Nun prognostiziert Kagan mit gleicher Nachdruck die Entstehung einer Diktatur in den Vereinigten Staaten, da Donald Trump als Präsidentschaftskandidat nahezu unaufhaltbar ist und seine Wahl sehr wahrscheinlich ist – danach wird er keine Hindernisse mehr akzeptieren. Auch Anne-Marie Slaughter, eine der einflussreichsten Denkerinnen Amerikas und Planungsleiterin im Außenministerium unter Präsident Obama, sieht diese Gefahr und ist aufgrund der Konflikte im Nahen Osten sehr besorgt über eine Wiederwahl Joe Bidens. Das Gespräch meines Kollegen Steffen Gassel mit Slaughter ist nicht gerade ein Gespräch, das gute Laune macht, aber einen guten Überblick über die Ängste Amerikas gibt.

Zwanzig Jahre später wiederholte das Fossa-Institut für Stern eine große Studie zur Verbreitung antisemitischer Einstellungen in Deutschland. Die gute Nachricht: Seit 2003 ist der Anteil der Bundesbürger mit antisemitischen Grundeinstellungen von 23 % auf 7 % gesunken. Gleichzeitig haben die Deutschen jedoch den Eindruck, dass sich die Stimmung gegenüber Juden in den letzten Jahren verschlechtert hat: 53 % gaben an, dass die Einstellung gegenüber Juden negativer geworden sei. Im Jahr 2003 waren nur 30 % dieser Meinung. Fast ein Viertel (24 %) stimmt der Aussage zu: „Viele Juden versuchen heute, die nationalsozialistische Vergangenheit auszunutzen und die Deutschen dafür büßen zu lassen“ (2003: 38 %). Fast alle (45 %) wollen nicht mehr viel über die Judenverfolgung im Nationalsozialismus reden und sich von der Vergangenheit distanzieren; im Jahr 2003 waren es jedoch noch 61 %. Trotz des Preisverfalls sehen Experten keinen Grund, den Alarm aufzuheben. Das Bundeskriminalamt verzeichnete in den Wochen nach dem Hamas-Anschlag vom 7. Oktober einen deutlichen Anstieg antisemitischer Straftaten. Samuel Salzborn, der Antisemitismus-Beauftragte der Berliner Regierung, sagte zu meinem Kollegen Jan Fedders: „Der Kern des Antisemitismus wird radikaler, brutaler, wahrscheinlich sogar gewalttätiger.“

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Quelle: www.stern.de

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