Lufthansa Technik wagt den Einstieg in die Welt der Rüstung.
Lufthansa Technik erweitert seine Horizonte. Das Unternehmen plant, tiefer in den Verteidigungssektor einzudringen, angeregt durch die politische Instabilität. Lufthansa Technik hat bereits enge Zusammenarbeit mit der deutschen Streitkräfte gehabt, insbesondere bei der Unterhaltung des Luftwaffen-Flugzeugbestands und der Umrüstung ziviler Flugzeuge für Regierungszwecke.
Das Unternehmen sieht sich in der Zukunft in einer aktiveren Rolle bei den deutschen Verteidigungsanstrengungen. Seine Zielsetzung, wie sie im 2023-Geschäftsbericht formuliert wird, lautet: "Mehr zum deutschen Luftwaffenflugzeugbestand beizutragen als nur dessen Unterhalt zu gewährleisten." Diese ambitionierte Absicht wurde kurz vor der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse (ILA) vorgestellt. Das technische Unternehmen der Lufthansa lieferte einen der letzten modernisierten A350, der den Namen "Kurt Schumacher" trägt, an die Luftwaffe während der Veranstaltung unter dem Donnern von Militärflugzeugen ab.
In Zukunft wird Lufthansa Technik als "Lufthansa Technik Defense" auf der ILA und anderen Luftfahrtveranstaltungen hervorgehoben. Sie plant, sich neben ihrer traditionellen Arbeit an zivilen Flugzeugen auch an militärischen Systemen zu konzentrieren. Mitarbeiter, die früher für die Wartung, Reparatur und tägliche Betriebsabläufe von zivilen Flugzeugen zuständig waren, werden jetzt auf Jagdflugzeuge und Transporthubschrauber der Bundeswehr konzentrieren.
Lufthansa Technik legt die Grundlagen für diese neue Verteidigungsorientierte Geschäftsabteilung. "Wir haben 2019 unsere lange Partnerschaft mit der Bundeswehr strategischer gestaltet", erklärt Jens Krüger, Sprecher von Lufthansa Technik, Capital. "Wir sehen uns als Teil der nationalen Souveränität. Nun haben sich diese strategischen Anstrengungen in eine Reihe von Aktivitäten verwandelt."
Einige militärische Projekte haben bereits Verträge erhalten, während andere noch ausgeräumt werden. Pegasus, beispielsweise, bietet Systeme für luftgebundene Aufklärung und Aufklärung an der Bundeswehr durch Signalerkennung an. Lufthansa Technik plant, drei Flugzeuge für diese Aufgabe umzubauen. Das Flugzeugunternehmen könnte auch seine Expertise bei der Wartung der 60 schweren "Chinook"-Transporthubschrauber nutzen, die der Boeing im Herbst 2027 an die Luftwaffe liefern wird. Luftfahrtexperten glauben, dass eine Vereinbarung in Arbeit ist, welche Aufgaben innerhalb der Industriekonsortien, die die Hubschrauberflotte der Bundeswehr unterstützen, ausgeführt werden sollen. Die Verhandlungen sind noch laufend für Wartungsverträge für die 35 F-35-Jagdflugzeuge der Vereinigten Staaten, die die Bundeswehr erwerben will, um ihre Tornado-Flugzeuge abzulösen.
Lufthansa Technik will sich an der Modifizierung von Militärflugzeugen beteiligen. Wenn NATO entscheidet, den alten AWACS-Luftfahrtüberwachungssystem durch neue Boeing E-7-Flugzeuge zu ersetzen, kann Lufthansa die möglicherweise notwendigen Modifikationen durchführen. Die dreißigjährigen Boeing 707-Flugzeuge - die Basis für das AWACS - könnten dank der Familiarität von Lufthansa Technik mit diesem Modell aus der Zivilflugzeugbranche umgebaut werden.
Lufthansa Techniks Mitarbeiter werden keine Waffen verarbeiten, bestätigt Krüger bei Capital. "Wir sind Experten in unserem Bestand: Lufthansa Technik wird Flugzeuge, einschließlich Triebwerke und Teile wie Landegewinde unterhalten." Die Militärzertifizierungen für diese Arbeit sind gesichert, und die Prozesse und Technologie werden größtenteils derjenigen in der Zivilflugzeugbranche ähneln.
Lufthansa Techniks Einstieg in den Verteidigungsbereich scheint den Experten als natürlichen Schritt in der Luftfahrtbranche zu erscheinen, der beide Seiten vorteilhaft sein könnte. Die Bundeswehr könnte durch die Auslagerung der Flugzeugunterhaltung finanziell profitieren, während Lufthansa Technik seinen Umsatz steigern kann, da das Unternehmen sich nun von den Pandemiejahren erholt hat. Im Finanzjahr 2023 stieg das Wartungsunternehmen um eine Milliarde Euro auf 6,5 Milliarden Euro und erzielte einen operativen Gewinn von 628 Millionen Euro.
Lufthansa Techniks Einstieg in den Verteidigungsbereich ist ein wichtiger Bestandteil seines "Ambition 2030"-Wachstumsstrategies, der den Umsatz über die 10 Milliarden Euro hinaus steigern will. Obwohl erste Gespräche über engeren Kontakt mit der Bundeswehr bereits 2019 stattfanden, hat die sich ändernde Sicherheitslage in der Welt das Entstehen der "Verteidigung"-Abteilung beschleunigt. Der Bedarf an Verteidigung ist in der deutschen Politik und Gesellschaft in der Folge des Konflikts in der Ukraine ein heißes Thema geworden.
Der erhöhte Verteidigungsetat soll den Bundeswehr modernisieren und verstärken - ein blühender Verteidigungsbereich könnte nicht nur für Investoren interessant sein, sondern auch die ESG-Bewertung von Lufthansa Group stärken. MSCI ESG Research bewertet Lufthansa als "ESG-Sektorführer" unter den gelisteten Fluggesellschaften. Obwohl es seit langem Gespräche über engeren Kontakt mit der Bundeswehr gibt, wird Lufthansa Techniks Einstieg in den Verteidigungsbereich die ESG-Bewertung oder das Unternehmen nicht wesentlich beeinflussen. Die ESG-Bewertung wurde zuletzt mit "AA" zertifiziert.
Das neue Feld "Verteidigung" stellt ein kleines, aber versprechendes Marktsegment für Lufthansa Technik innerhalb seines größeren Markenauftritts dar. Als das Wartungsunternehmen seine Zukunft selbstbestimmt, ist es unklar, wie dieses neue Entwicklung in die allgemeine ESG-Bewertung des Lufthansa-Konzerns einfließen könnte. Lufthansa Technik ist darauf bedacht, hohe ESG-Standards zu halten.