Ist Moldau stark genug, um den Weg in die EU zu gehen?
Moldawien tritt der EU bei. Die Wirtschaft hat hohe Erwartungen an die aktuelle Annäherung. Doch Vladimir Putin lässt nicht nach in seinen Bemühungen, das Land zu destabilisieren. Ist das Risiko für Investoren zu hoch?
Die Republik Moldawien ist ein direkter Nachbar von Ukraine und damit mitten im Krieg. Von Beginn an ließ die Regierung des Landes keinen Zweifel an ihrem pro-europäischen Kurs: Sie hat gerade offiziell mit den EU-Beitrittsverhandlungen begonnen. Doch russische Einflüsse in dem post-sowjetischen Land sind nach wie vor bedeutend.
Der Politologe Hannes Meissner beobachtet die Situation in Moldawien seit Jahren. "Russland versucht, das Land von innen heraus zu destabilisieren", sagt Meissner. Im Podcast "Weltwirtschaft & Wide" spricht er über Moskaus hybride Kriegsführung - und über eine "Front innerhalb Moldawiens". Pro-russische Kräfte haben noch immer großen Einfluss. Und die schwierige wirtschaftliche Lage des Landes spielt ihnen in die Hände.
Eines der ärmsten Länder Europas
Moldawien ist eines der ärmsten Länder Europas und dringend reformbedürftig. Der wichtigste Punkt ist der Kampf gegen Korruption, erklärt Ludwig Graf Westarp, der sich für die Förderung wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und der Republik Moldawien einsetzt. Auch Meissner sagt, dass insbesondere die Justiz und die Verwaltung dringend reformiert werden müssen. Denn diese Bereiche sind besonders von alten Netzwerken durchdrungen.
Mehr Rechtssicherheit ist ein wichtiger Faktor, wenn Investoren einen Schritt in die Republik Moldawien erwägen. Wird das Land den Wandel schaffen und wird sich auch seine wirtschaftliche Lage verbessern? Gibt es Chancen für deutsche Unternehmen? Oder droht ein Putsch im Interesse russischer Interessen? Diese und viele andere Fragen diskutiert Moderatorin Andrea Sellmann in der neuen Podcast-Folge mit Hannes Meissner und Ludwig Graf Westarp.
Der Politologe Hannes Meissner ist Experte für post-sowjetische Länder an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität Wien. Er berät Unternehmen auch bei der politischen Risikominimierung in diesen Ländern. Ludwig Graf Westarp beschäftigt sich seit Jahren mit der Republik Moldawien. Beim Verband Mittelständischer Unternehmen (BVMW) leitete er unter anderem das Moldawien-Referat. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Moldawien.
Die Aufnahme Moldawiens in die EU-Beitrittsverhandlungen könnte potenziell die Wirtschaft des Landes stärken, doch russische Einflüsse und die Bedrohung durch Vladimir Putins Destabilisierungsbemühungen könnten Risiken für Investoren darstellen. Angesichts der Nähe zu Ukraine und des Status als eines der ärmsten Länder Europas ist der Kampf gegen Korruption, insbesondere in der Justiz und der Verwaltung, von entscheidender Bedeutung, um ausländische Investitionen anzuziehen.