Lebensmittel - In Tierhaltungsbetrieben kommt es immer häufiger zu Ausbrüchen der Vogelgrippe
Die Ausbrüche der Vogelgrippe in Geflügelhaltungsbetrieben in Deutschland und Europa haben zuletzt wieder deutlich zugenommen. Timm Harder, Leiter des Nationalen Aviären Influenza-Referenzlabors am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Greifswald, sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass der Ausbruch seit Oktober in Deutschland gemeldet werde. Etwa ein Dutzend Ausbrüche. „Die Situation in ganz Europa geht weit darüber hinaus.“
Ihm zufolge waren im November vor allem Puten in Deutschland betroffen. Nach der Infektion wurden auf einem Bauernhof in Mecklenburg-Vorpommern rund 25.000 Puten und auf einem niedersächsischen Bauernhof rund 24.000 Puten geschlachtet. Dem neuesten FLI-Bericht zufolge waren allein im November in Europa mehr als 1,6 Millionen Zuchtvögel betroffen. Besonders hart traf es Ungarn. Anfang Dezember erhöhte FLI sein Spreadrisiko.
Vogelzug und neue Genotypen
Harder glaubt, dass die häufigeren Ausbrüche von Beständen mit der Saisonalität zusammenhängen. „Das ist letztlich auf den Vogelzug zurückzuführen.“ Harder sagte, ein weiterer Grund für den Anstieg könnten auch neue genetische Varianten des Virus sein. Zuvor war ein Genotyp so weit verbreitet, dass er nur schwer auf Geflügel übertragen werden konnte. Dies betrifft insbesondere Möwen. Dieser Genotyp ist inzwischen verschwunden. „Weil es entweder keine Möwen mehr gibt oder die verbleibenden Möwen immun sind.“
Harder sagte, in Deutschland seien kürzlich vier neue Genotypen aufgetaucht. Dies kann die Ausbreitung des Virus erleichtern.
Der Notfall wird zur neuen Normalität
Bei der Vogelgrippe sind in den letzten Jahren Ausnahmezustände zur neuen Normalität geworden. Lange Zeit spielte die Vogelgrippe im Land nur in der kalten Jahreszeit eine Rolle, weil sie durch Zugvögel eingeschleppt wurde. Die ersten Fälle traten im Sommer 2021 auf, 2022 wird das Ausmaß noch größer sein. Seitdem grassiert die Vogelgrippe das ganze Jahr über im Land. Es hat sich auch in einem beispiellosen Ausmaß auf der ganzen Welt verbreitet. Zu den „weißen Flecken“ zählen, wie Harder es ausdrückt, derzeit nur Ozeanien und Australien.
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Experten beobachten die Antarktis weiterhin mit großer Sorge. Das Virus erreicht vorgelagerte Inseln. „Für die Albatrosse ist es im Grunde eine Nachtreise“, sagte Harder über die Distanz. Auf dem antarktischen Kontinent gibt es 20 Millionen Pinguine, die dicht beieinander stehen und Kolonien bilden. „Wenn jemand infiziert ist, wird sich das Virus sicherlich schnell verbreiten.“ Es sei schwierig, vor Ort Proben zu sammeln und sich ein genaues Bild zu machen.
Zuletzt gab es in Deutschland keine Hinweise auf diese Erkrankung bei Säugetieren
Die globale Ausbreitung erhöht auch das Risiko für andere Organismen als Vögel. Säugetiere infizieren sich häufig und sterben, vermutlich weil sie infizierte Vögel fressen. Nach Angaben des FLI gab es in Deutschland im November keine derartigen Beweise. Harder glaubt, dass dies auch mit früheren Rückgängen der Wildvogelpopulationen zusammenhängt. „Es gibt einfach weniger Kadaver und weniger erkrankte Wildvögel, die Raubtieren zum Opfer fallen.“
Harder sagte, das Virus grassiere auf der ganzen Welt und die Gefahr für den Menschen werde immer noch als gering eingeschätzt. „Wir sehen keine neuen Fälle.“ Bei den jüngsten Fällen in Südostasien handelt es sich um ein regional verbreitetes Virus.
FLI-Risikobewertung HPAI H5
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Quelle: www.stern.de