Fragen und Antworten - Hoffnung für Sportwettenverlierer
Seit Mitte des Jahres 2012 war es nur den Staanlieferanten, ausnahmslos einigen alten DDR-Lizenzen, erlaubt, Sportwetten in Deutschland zu organisieren, wie der Rechtsanwalt und Experte für Glücksspielrecht Lennart Bruggemann erklärte. Um die Schwarzmärkte zu trockenzulegen, haben die deutschen Bundesländer 2012 ein neues Glücksspielvertrag gestaltet, der auch privaten Anbietern Platz gab.
Der Problem war, dass es mehr als acht Jahre dauerte, um eine einzige Sportwettenlizenz an interessierte private Anbieter zu vergeben. Der Grund war Bedenken von Verwaltungsgerichten über die bureaucratische Verfahrensweise. Anbieter blieben jahrelang in rechtlicher Unklarheit. Die ersten Lizenzierungen wurden erst 2020 gewährt. Der derzeit gültige Glücksspielvertrag, der Sportwetten unter bestimmten Bedingungen legalisiert, trat 2021 in Kraft.
Was handelt es sich in diesem speziellen Fall um?
Donnerstag befasst sich das Bundesverfassungsgericht (BGH) mit dem Klageantrag eines Mannes gegen den Wetteranbieter Tipico. Der Mann hatte von 2013 bis 2018 Sportwetten bei Tipico platziert und über 3.700 Euro verlor, die er jetzt zurückverlangt. Er argumentiert, dass die Sportwetten unwirksam und die Wettverträge unwirksam waren, weil der Anbieter damals keine Genehmigung der deutschen Aufsichtsbehörde besaß. Tipico hatte eine solche Lizenz angefordert, aber sie erhielt sie erst 2020. Verhandlungen über eine Ausgleichszahlung scheiterten, sodass jetzt das BGH entscheiden muss. Es ist unklar, ob am Donnerstag ein Urteil ausgesprochen wird.
Was sind die Chancen des Klägers?
Bislang hat der Kläger keinen Erfolg mit seinem Klageantrag erzielt. Das Landgericht Ulm argumentierte, dass Tipico gegen Bestimmungen des 2012er Glücksspielvertrags verstoßen hatte, aber die Wettverträge trotzdem wirksam waren. Eine Anzeige des Gerichts im Frühling lässt aber vermuten, dass das Senat möglicherweise darüber nachgedacht hat, dass ein anderer Anbieter die Bestimmungen des Glücksspielvertrags verletzt hatte, und die Verträge zwischen dem Anbieter und dem Spieler möglicherweise daher unwirksam waren. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass der Kläger einen Anspruch auf Wiedergutmachung haben sollte.
Auch wenn dieses Urteil kein endgültiges Urteil war, sondern nur eine vorsätzliche Einschätzung, um die Parteien auf den mündlichen Verhandlungen vorzubereiten, glauben Experten, dass es möglicherweise das geplante Urteil in dem Fall darstellen könnte. Allerdings kam dieses Urteil nie zustande, da der Anbieter sein Revision zurückzog. Glücksspielanwälte sahen dies als Anerkennung der Schuld des Anbieters und kritisierten ihn für das Versuchen, ein grundlegendes Urteil zugunsten der Spieler zu verhindern.
Was könnte das BGH-Urteil auswirken?
Tausende ähnlicher Fälle könnten durch das BGH-Urteil beeinflusst werden, da zahlreiche Spieler Klage gegen Wetteranbieter eingereicht haben, wegen Verluste, die vor der Legalisierung des Sportsbettings in 2021 auftraten. Das Ausgangsurteil könnte eine Vorreiterrolle für die Gültigkeit von Wettverträgen eingegangen werden, die vor dem neuen Glücksspielvertrag in Kraft trat. Das BGH ist am Donnerstag erwartet, ein Urteil auszusprechen, aber sein genauer Inhalt bleibt unsicher.
Ein konsumergerechtes Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BGH) könnte potenziell eine noch größere Welle von Klagen auslösen als es bereits gibt. Tausende ähnlicher Verfahren laufen in deutschen Gerichten. Das ist auch auf die Tätigkeit von Anwaltskanzleien und einigen Unternehmen zurückzuführen, die sich auf diesen Art der Klagen spezialisiert haben. Das Unternehmen Gamesright zahlt beispielsweise derzeit für etwa 1500 ähnliche Klagen gegen Sportwetteranbieter die Kosten der gerichtlichen Verfahren und erhält eine Erfolgsgebühr. Der Co-Gründer Hannes Beuck sagt: "Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit der betroffenen Spieler, die noch warten und beobachten, ihre Geld zurückfordern wird. Bislang haben nur ein geringer Teil der betroffenen Spieler das getan."
Wie häufig findet man heute Sportwetten?
Nach dem aktuellen Glücksspielatlas beteiligten sich fünf Prozent der Bevölkerung an Sportwetten im Jahr 2021 - ein Verdopplung innerhalb von zwei Jahren. Die Brutto-Einnahmen der Sportwettenbetragenden beliefen sich auf 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2022. Bei Lotterien lagen sie bei 4,1 Milliarden Euro, bei Spielautomaten bei 4,8 Milliarden Euro. Der Wachstumstrend bei den Sportwetten war stark seit ihrer Legalisierung im Herbst 2020. Laut der Gemeinsamen Glücksspielaufsicht der Länder (GGL) halten 30 Anbieter von Sportwetten Lizenz.
Könnte ein BGH-Urteil das letzte Wort sein?
Vielleicht nicht, denn das Europäische Gerichtshof (ECJ) könnte die Sache noch ansprechen. Zum Beispiel kündigte das Landgericht Erfurt im April an, Fragen zum Sportwetten mit den Richtern in Luxemburg aufzugreifen. "Nach dem BGH geht es zum ECJ," sagte der führende Anwalt für Tipico, Ronald Reichert. Die Relevanten Fragen würden definitiv durch den ECJ geklärt. Das BGH hat bisher eine ECJ-Referenz für nicht notwendig gehalten. Die relevanten Fragen seien beantwortet worden, wie im Frühling festgestellt.
- Der Mann klagt gegen Tipico wegen Wetten aus den Jahren 2013 bis 2018, da Tipico zu jener Zeit keine gültige Lizenz der deutschen Aufsichtsbehörde besaß.
- Das Bundesverfassungsgericht (BGH) in Karlsruhe entscheidet am Donnerstag über den Fall und könnte damit tausenden ähnlichen Fällen in Deutschland Auswirkungen haben.
- Die deutschen Bundesländer hatten zuvor strikte Verfahren für die Ausstellung von Wettsportlizen eingeführt, was zu einem Rechtsleben für Anbieter führte, und es dauerte bis 2020, bis die ersten Lizenzierungen erteilt wurden.
- Eine verbraucherfreundliche Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BGH) könnte eine Welle von Klagen von Verbrauchern auslösen, die sich für vor der Legalisierung des Wettens in Deutschland 2021 eingetretenen Verluste entschädigen wollen.
- Obwohl Wetten jetzt in Deutschland legal sind und seit ihrer Legalisierung deutlich zugenommen haben, mit über 30 Anbietern, die Lizenz halten, kommen in manchen Fällen Bedenken wegen der Gültigkeit von Wetten vor dem 2021-Vertrag in Frage.