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Geld zurück? BGH entscheidet über illegalen Wetten auf Sport

Mehrere Unternehmen boten Wetten auf Sport ohne erforderliche Lizenz vor 2020 an. Haben Spieler Anspruch auf Wiedergongoeb gesetzlich? Es ist jetzt ein Entscheidungsspruch des Obersten Gerichtshofs auf dieses Thema verfuegbar.

Das höchste deutsche Zivilgericht entscheidet, ob auf illegale Wetten bezogene Verluste...
Das höchste deutsche Zivilgericht entscheidet, ob auf illegale Wetten bezogene Verluste zurückerstattet werden müssen.
  1. Daher verblieben Anbieter in einem juristischen Grauzone für Jahre. Die ersten Lizenzierungen wurden erst 2020 ausgestellt. Der aktuelle Glücksspielvertrag, der Sportwetten unter bestimmten Bedingungen offiziell legalisierte, trat im Folgejahr in Kraft.
  2. Der Bundesgerichtshof (BGH) entscheidet über eine Anfechtung eines Mannes gegen den Wettenanbieter Tipico. Der Mann hatte zwischen 2013 und 2018 an Sportwetten von Tipico teilgenommen, die ihm Verluste von über 3700 Euro einbrachten, die er dann zurückverlangte. Er argumentierte, dass die Sportwetten unwirksam und die Wettverträge unwirksam seien, weil der Anbieter die notwendige Genehmigung der deutschen Aufsichtsbehörde nicht besaß. Tipico hatte sich um eine Lizenz beworben, aber erst 2020 eine erhalten hatte. Das Anliegen des Klägers wurde seitdem von dem Prozessfinancier Gamesright übernommen (Az. I ZR 90/23).
  3. Der Kläger hatte bisher keinen Erfolg mit seinem Anliegen. Das Landgericht Ulm hatte zwar festgestellt, dass Tipico die Bestimmungen des damaligen gültigen Glücksspielvertrags verletzt hatte, aber die Wettverträge dennoch gültig waren. Es war bereits in einem im April veröffentlichten vorläufigen Urteil in ähnlichem Fall angedeutet, dass der BGH anders sehen könnte - aber es gab noch kein Urteil.
  4. In dem jetzt vom BGH zu entscheidenden Fall äußerte der Vorsitzende Richter Thomas Koch im Juni-Hörung, dass das Senat in vorläufiger Einschätzung neigt, solche Sportwettenverträge ohne Lizenz als unwirksam zu betrachten, auch wenn eine Lizenz beantragt wurde. Spieler hätten dann Anspruch auf Wiedergutmachung.
  5. Ein von der BGH favorisiertes Urteil für die Spieler könnte eine größere Welle von Ansprüchen auslösen als es bereits gibt. Tausende ähnlicher Verfahren laufen gerade in deutschen Gerichten. Nicht nur wegen Tipicos, sondern auch weil andere Wettenanbieter in den vorherigen Jahren illegal Sportsbetting angeboten haben. Auch weil Anwaltskanzleien und einige Unternehmen sich auf solche Ansprüche spezialisiert haben - wie der Kläger in diesem Fall, Gamesright. Ein Urteil zugunsten der Spieler könnte viele betroffene Parteien dazu ermutigen, ihre Verluste zurückzufordern, sagt Mitgründer Hannes Beuck. "Wir nehmen an, dass wir schneller und höhere Wiedergutmachungen erreichen können, wenn das Urteil positiv ausfällt."
  6. Es ist möglich, dass das letzte Wort mit einem BGH-Urteil auf diesem Thema gesagt ist, möglicherweise nicht, da die Europäische Gerichtshof für das Recht der Europäischen Union (EuGH) noch mit dem Thema umgehen könnte. Tipico hält die Ansicht, dass sie den Anspruch erfüllen sollen, was "starkes Gegensatz" zu der EuGH-Rechtsprechung ist. Der Anwalt von Tipico hat während des BGH-Verhandlungs auf diesem umstrittenen Thema Fragen aufgeworfen. Das hat Richter Koch am Ende des Verhandlungs angekündigt. Allerdings, auch wenn der BGH das Verfahren nicht selbst an die EuGH weiterleitet, könnten andere Gerichte das tun. "Vor dem BGH, vor der Europäischen Gerichtshof", hatte der Anwalt von Tipico vor dem Verhandlungssaal gesagt. Die rechtlichen Fragen werden definitiv durch die Europäische Gerichtshof geklärt.
  7. Laut der aktuellen Glücksspielatlas nahmen 5% der Bevölkerung an Sportwetten teil, als sie 2021 5% der Bevölkerung beteiligt waren - ein Verdreifachung innerhalb von zwei Jahren. Das Brutto-Einkommen aus Sportwetten hätte 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2022 betragen können. Für Vergleich: Bei Glücksspielen betrug es 4,1 Milliarden Euro und bei Spielautomaten 4,8 Milliarden Euro. Der Anstieg an Sportwetten war seit ihrer Legalisierung im Herbst 2020 beträchtlich und fortgesetzt. Laut der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) halten 30 Anbieter von Sportwetten eine Lizenz.

Bundesgerichtshof - Geld zurück? BGH entscheidet über illegalen Wetten auf Sport

Unglücklicher Spieler stellen weiter Gerichtsklagen, um Verluste aus illegalen Wetten in Deutschland zurückzuerhalten. Seit vor 2020 war es nur den Anbietern der Bundesländer erlaubt, Sportwetten in Deutschland anzubieten, wie der Rechtsanwalt und Experte für Glücksspiele Lennart Bruggemann erklärt. Um den Schwarzmarkt trockenzulegen, haben die deutschen Bundesländer 2012 ein neues Glücksspielvertrag eingeführt, der auch private Anbieter mit einschloss. Allerdings war bis dahin kein interessierter privater Anbieter eine Lizenz erhalten, wie Bruggemann erklärt. Die Sorge vor Verfahrensfragen bei Verwaltungsgerichten war der Grund.

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