- Freie Geld aus Geldautomaten freischalten, eine Mode, die auf Tiktok populär geworden ist
Erstmals veröffentlicht auf ntv.de
Aufgeregte junge Menschen können ihre Ungläubigkeit kaum zurückhalten. Sie feiern und tanzen vor einer Chase-Bankfiliale und werfen einige der $20-Banknoten aus den Stapeln, die sie halten, freudig in die Luft. Videos mit ähnlichen Szenen tauchten letzte Woche auf TikTok auf, einer bei Jugendlichen beliebten Plattform. In diesen Videos gaben zahlreiche Nutzer an, dass sie Zehntausende Dollar "kostenloses Geld" von Chase-Geldautomaten abheben konnten, angeblich aufgrund eines Fehlers.
Der virale Trend oder das "Life Hack" hatte sich auf TikTok und anderen Social-Media-Plattformen verbreitet: Nutzer behaupteten, dass sie Schecks für hohe Beträge ausstellen konnten, unabhängig von ihrem Kontostand. An Chase-Geldautomaten konnten sie einen Teil dieser imaginären Beträge abheben, ohne dass das Geld verifiziert wurde.
Was die ahnungslosen TikTok-Nutzer zunächst nicht bemerkten: Der Trick mit dem kostenlosen Geld aus dem Geldautomaten funktionierte wie klassischer Scheckbetrug, allerdings in besonders hektischer Form. Es dauerte nur wenige Tage, bis die abgehobenen Beträge von den Konten abgebucht wurden - oder bis die Bank versuchte, dies zu tun, aber keine ausreichenden Mittel auf den relevanten Konten fand. In vielen Fällen wurden die Konten demnach angeblich gesperrt, wie US-Medien berichten.
Bezahlmethode verwirrt Jugendliche
Doch die vermeintlich cleveren Life-Hacker, die bereits den Großteil des abgehobenen Geldes ausgegeben hatten, mussten nicht nur eine enorme Schuldenlast tragen, sondern auch mit schweren Strafen rechnen. Das Ausstellen und Umlaufen von ungedeckten Schecks ist Betrug, und bei Beträgen in Höhe von Zehntausenden Dollar handelt es sich um ein Bundesverbrechen. Das bedeutet, dass das FBI ermittelt.
Diese Ermittlungen werden in den meisten Fällen durch das äußerst naive Verhalten der jungen Täter erleichtert. Viele nutzten nicht nur ihr eigenes Konto und Scheckbuch, sondern posteten auch stolz Videos von sich und ihrer vermeintlichen Beute auf sozialen Netzwerken. Fast alle diese Videos wurden inzwischen von TikTok und anderen Plattformen entfernt.
Verwunderung über die Naivität von TikTok-Nutzern
Die Anzahl der Beteiligten an der Betrugsmasche bleibt unbekannt. Die betroffene Bank Chase teilte mit, dass alle Betrugsversuche überwacht werden und schwere Fälle an das FBI gemeldet werden. Kommentatoren in sozialen Netzwerken und US-Medien zeigten Verwunderung über die Naivität der TikTok-Nutzer, die anscheinend nicht verstanden, dass Zahlungen per Scheck, obwohl sie verzögert sein können, immer abgebucht werden.
Der Finanzjournalist Felix Salmon vom Nachrichtenportal Axos betonte jedoch, dass es sinnvoller wäre, das Papiercheck-System insgesamt abzuschaffen, anstatt dieses veraltete und schwer nachvollziehbare Zahlungsmittel den Jugendlichen zu erklären. In beiden Ländern, den USA und Deutschland, werden Schecks immer seltener verwendet. Laut der Bundesbank machen Zahlungen per Scheck nun weniger als 0,01 Prozent der Zahlungsvorgänge aus.
Trotz Verwirrung und vermeintlichem Vorteil könnten die TikTok-Nutzer, die an diesem Schema beteiligt waren, schwere Konsequenzen tragen. Viel Glück bei der Bewältigung des juristischen Verfahrens und der eventuellen Strafen.
Die unerwartete Entdeckung des Scheckbetrugs als Ergebnis dieses viralen Trends hat die Notwendigkeit von finanzieller Bildung, insbesondere bei jüngeren Generationen, hervorgehoben. Es ist bedauerlich, dass ein so einfaches und veraltetes Zahlungsmittel wie Schecks immer noch Verwirrung stiftet und unbeabsichtigt zu Betrug führt.