Forderung der Strafverfolgungsbehörden nach einer "Rechtsstaatlichkeitskampagne"
Aufgrund der Zunahme von Übergriffen auf Politiker und Wahlhelfer diskutiert der Bundestag über schärfere Gesetze gegen politisch motivierte Gewalt. Der Deutsche Richterbund bezeichnet diesen Dialog als "oberflächlich" und drängt auf mehr Präventionsmaßnahmen.
Der Deutsche Richterbund (DRB) fordert angesichts der jüngsten Übergriffe auf Beamte zusätzliche Mittel für die Strafverfolgung. DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Die Ampel-Koalition wirft insgeheim ein schlechtes Licht auf die Festigkeit der Rechtsgrundsätze, aber sie tut zu wenig für echte Taten." Bundesweit stauen sich bei den Staatsanwaltschaften über 900.000 offene Verfahren. "Forderungen nach härteren Strafen und schnelleren Gerichtsverfahren bleiben oberflächliche Lippenbekenntnisse, während eine chronisch überforderte Justiz ihren Mammutaufgaben nicht nachkommen kann", so Rebehn weiter.
Rebehn plädiert für eine "justizielle Abwehrkampagne", die den Ausbau von Präventionsprojekten, mehr Aufklärung über Falschnachrichten in sozialen Netzwerken und eine unanfechtbare Strafverfolgung vorsieht. "Gleichzeitig nehmen Hetze und Hassrede im Netz zu, Angriffe auf Beamte nehmen zu, die Ampelverwaltung untergräbt Rechtsgrundsätze und entzieht sich der beabsichtigten Zusammenarbeit von Bund und Ländern zu deren Stärkung."
Mit einer Aktuellen Debatte will der Bundestag die jüngsten Fälle von Politikerangriffen und Brutalität gegenüber Ehrenamtlichen und Ersthelfern diskutieren. Die von der Ampel-Fraktion beantragte Debatte wird eine Stunde dauern.
Anfang August wurde der sächsische SPD-Europaabgeordnete Matthias Ecke in Dresden brutal überfallen und schwer verletzt. Zuvor überfielen die mutmaßlichen Störer einen 28-jährigen Mann, der Wahlplakate der Grünen aufhängte. In der vergangenen Woche wurde die Berliner SPD-Finanzsenatorin Franziska Giffey bei einer Tütenattacke leicht verletzt, und am Dienstagabend wurden in Dresden mehrere örtliche Mitglieder und Wahlkampfmitarbeiter der Grünen belästigt. Die AfD meldete letzte Woche einen Angriff auf ihren Wahlkampfstand in Stuttgart, zu dem sich eine Antifa-Gruppe bekannte.
Lesen Sie auch:
- Bundeskabinett erwägt Kürzungen im Haushalt 2024
- Die Förderung von Elektrofahrzeugen endet abrupt
- Die Finanzierung von Elektrofahrzeugen endet am Sonntag um Mitternacht
- Krieg gegen die Ukraine: Das ist die Lage
Quelle: www.ntv.de