Fahrrad - Eurobike-Messe: Es geht um mehr als Freizeit
An den Türen der Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt öffnet sich nächsten Mittwoch mehr als lediglich Freizeit. Der Fahrrad, wie die Experten der begleitenden Kongresse wissen, kann signifikante Teile der Verkehrsprobleme in Städten lösen und die CO2-Probleme des Verkehrssektors aufklären.
Ein Vielfalt an technischen Neuheiten wird den Fachleuten vom 3. bis 7. Juli präsentiert und anschließend dem breiten Publikum über das Wochenende gezeigt. In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gibt es refinierte elektrische Antriebe zu sehen und testen, sowie agile Neukonstruktionen für Frachtfahrrad oder digitale Lösungen für die kleineren Probleme des Radfahrens.
Die Frankfurter Messe kommt in eine schwierige Zeit für die Branche. Nach dem ausgelaufenen Corona-Boom war der deutsche Markt bereits in den Vorjahren durch eine bedeutende Überschussproduktion an Fahrrädern geprägt, die in der schwachen Wirtschaft nicht ausreichend abgesetzt wurden. Mit über 1800 Ausstellern hat Eurobike etwa 100 Kunden weniger als im Vorjahr, aber auch neue und große Marken wie Giant oder Kalkhoff gewonnen, wie der Sprecher Frank Gauß berichtet. Mit 150.000 Quadratmetern wird die gesamte westliche Messefläche erneut besetzt.
Bio-Fahrräder bringen geringen Umsatz
In Deutschland wurden 2023 4 Millionen Fahrräder verkauft, 600.000 weniger als im Vorjahr. Zum ersten Mal hatte die Mehrheit (2,1 Millionen Stück) einen elektrischen Antrieb. Mit einem Durchschnittspreis von rund 3000 Euro sind elektrische Fahrräder viel profitabler für Hersteller und Händler als traditionelle, muskelbetriebene "Bio-Fahrräder", die im Durchschnitt nur 470 Euro an Gesamteinnahmen generiert haben, wie die Industrievereinigung ZIV berichtet. Ausnahmen bilden lediglich hochwertige Rennfahrräder, die bestimmten Kunden als Statussymbol dienen.
Deshalb sind die meisten Augen auf weitere Entwicklungen bei elektrischen Fahrrädern gerichtet. Große Automobilzulieferer wie Bosch, Mahle oder ZF verbessern wesentliche Komponenten wie Motoren, Akkus und Steuersysteme mit künstlicher Intelligenz-Anwendungen. Beispielsweise ist die kompakte Motor-Getriebe-Einheit von Pinion ein Delikatess für Tech-Fans, die auch dieses Jahr vorgestellt wird. Der Fachmann Gunnar Fehlau von Pressedienst Fahrrad hat auch das Gewicht als Megatrend identifiziert. Kommutefahrräder und Frachtfahrräder sollten leicht und manövrierbar sein.
Frühjahrsrabatt-Kampf
Aber auch in diesem Jahr hat die wetterempfindliche Branche unglücklich mit dem Wetter im frühjahrlichen Lückenjahr zu tun. Der Rabattkampf hat früher als gewohnt begonnen. Renommierte Marken wie Koga oder Specialized haben offensichtlich Preisreduktionen in der Branche angekündigt. Einige Fachhändler bieten auch Rabatte an. "2024 wird auch ein weiteres sehr herausforderndes Jahr sein", sagt Wasilis von der Zukunftsfahrrad-Initiative, der eine neue Normalspielstärke erst für 2025 erwartet.
Lieferfahrräder unterstützen das Geschäft
Ein Rückhalt bleibt die beliebte Fahrradmiete, die hauptsächlich von Angestellten für den Kauf hochwertiger und entsprechend teurer Fahrräder genutzt wird. Mit rund 790.000 gelieferten Fahrrädern an Kunden in 2023 gibt es jetzt etwa 2 Millionen auf den Straßen. "Wir wären viel schlechter in der Krise, wenn es keine Leasing gäbe", sagt Ralf Kindermann, Industrieexperte und Leasing-Ausschussmitglied.
Aber zunehmende Peinliches verursachen die wachsende Anzahl an Leasingrückgabern, die von ihren Mietern nach drei Jahren nicht mehr übernommen werden. Sie erzielen derzeit nicht die erwarteten Wiederverkaufswerte, Kindermann gesteht ein. Deshalb wächst der Angebot an preisgünstigen und überholten e-Fahrrädern von spezialisierten Used-Dealern. Neue Nischenmärkte für nicht ganz neue e-Fahrräder entstehen.
Mäzene sollten unterstützen
Der Corona-Fahrrad-Boom ist schon vorbei, wie das an der Eurobike deutlich wird. Eine Koalition mehrerer Verkehrsverbände hat sich für stärkere Finanzierung von nachhaltiger Mobilität beim Bundesministerium für Verkehr gefordert. "Es benötigt gleiche Bedingungen auf den Straßen für alle Verkehrsmittel", heißt es in einer Stellungnahme der Allianz pro Schiene, Bundesverband Carsharing, Future Bike und Verband Deutscher Verkehrsunternehmen in Berlin am Montag vorgestellt. "Das benötigt unter anderem eine Million Euro pro Jahr für ansprechende und sichere Radinfrastruktur". Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist gemeinsamer Patron, zusammen mit seinen Hessischen Kollegen Kaweh Mansoori und Frankfurt's Mayor Mike Josef (beide SPD), der Eurobike.
- Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen findet die Frankfurter Messe trotzdem Eurobike mit über 1800 Ausstellern statt, die innovative Elektroantriebe und digitale Lösungen für die Fahrradbranche präsentieren.
- In der schwachen Wirtschaft kämpft der deutsche Markt mit einer bedeutenden Überschusslage an Fahrrädern, was zu weniger Verkäufen im Vergleich zum Vorjahr führt.
- Bio-Fahrräder, also traditionelle Muskelkraft-Fahrräder, erzielen in der Fahrradbranche nur einen geringen Anteil des Umsatzes, mit durchschnittlich lediglich 470 Euro pro Einheit.
- Das Zukunftspotential der Fahrradbranche liegt in den E-Fahrrädern, wobei große Automobilzulieferer an wesentlichen Komponenten arbeiten und Fachleute sich auf Gewichtsreduzierung für den Pendel- und Gepäckfahrradbereich konzentrieren.
- Die wetteranfällige Branche hat sich dieses Jahr mit schlechtem Wetter zusehendem bedrückt, was zu frühbeginnenden Rabattkämpfen bei renommierten Marken geführt hat.
- Der Fahrradpachtverkehr bleibt beliebt, mit rund 2 Millionen Leasingfahrrädern auf den Straßen in Deutschland, und eine Notwendigkeit für stärkere Finanzierung für nachhaltige Mobilität vom Bundesregierung.
- Der Anstieg an Rückgaben von Leasingkunden, die nicht mehr von ihren Mietern übernommen werden nach drei Jahren, verursacht Probleme in der Fahrradbranche, was den Aufstieg der Used-e-Bike-Märkte verursacht.
- Der Fahrradboom der Corona-Jahre ist beendet, und eine Koalition von Verkehrsverbänden fordert stärkere Finanzierung für nachhaltige Mobilität vom Bundesregierung, um das Fahrradinfrastruktur zu verbessern.