EU-Gipfel nominiert Ursula von der Leyen für zweite Amtszeit
Die Europäische Ratsversammlung hat den CDU-Politiker Ursula von der Leyen für eine zweite Amtszeit als Präsidentin der EU-Kommission nominiert. Darüber hinaus hat der Europäische Rat entschieden, dass der ehemalige portugiesische Premierminister António Costa der nächste Präsident des Europäischen Rats und die estnische Premierministerin Kaja Kallas die neue EU-Auswärtige Politikchefin werden. Mehrere Delegationen in Brüssel berichteten von den Seitenlinien eines EU-Gipfels darüber.
Gemeinsam mit den großen europäischen Parteifamilien hatte es in der Mitte der Woche bereits eine Übereinkunft zur Vergabe der Spitzenposten von von der Leyen, Costa und Kallas aus der CDU, Sozialdemokraten und Liberalen bereitgestellt.
Die Präsidentschaft der EU-Kommission gilt als die wichtigste Position nach den Europawahlen. Der Präsident oder die Präsidentin verfügt über etwa 32.000 Mitarbeiter unter ihrem Befehl, die Vorschläge für neue EU-Gesetze machen und die Aufsicht über die Ausführung europäischer Verträge übernehmen. Zudem sitzt der Kommissionspräsident auf fast allen bedeutenden internationalen Gipfeln, wie z.B. G7 oder G20, als Vertreter der EU.
Die Personalbeschlüsse basieren auf den Ergebnissen der Europawahlen fast drei Wochen zurückliegen. Die Mitte-Rechte Europäische Volkspartei (EPP), zu der die CDU und CSU gehören, erzielte den besten Erfolg mit CDU-Politikerin Ursula von der Leyen als Spitzenkandidatin. Sie wird jetzt eine informelle Koalition mit den zweitplatzierten Parteifamilien der Sozialdemokraten (S&D) und der Liberalen (Renew) im Parlament bilden.
Für die EPP führten die Verhandlungen der polnische Premierminister Donald Tusk und der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis, für die Sozialdemokraten die deutsche Bundeskanzlerin Olaf Scholz und der spanische Premierminister Pedro Sánchez, und für die Liberalen der französische Präsident Emmanuel Macron und der ausgehende niederländische Premierminister Mark Rutte.
Wut des italienischen Premierministers
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni äußerte ihre Unzufriedenheit mit dem Verfahren. Sie kritisierte, dass trotz den guten Ergebnissen ihrer Fratelli d'Italia-Partei in den Europawahlen sie nicht in die Besprechungen über die Personalgruppe eingebunden wurde. Der ungarische Premierminister Viktor Orbán äußerte sich ebenfalls gegen das Verfahren.
Ihre Zustimmung war jedoch nicht notwendig, denn keine Einigkeit war erforderlich. Mindestens 20 EU-Länder mussten zustimmen, was mindestens 65% der EU-Bevölkerung repräsentiert.
Am Donnersamstag-Gipfel versuchten mehrere Premierminister, die Sache zu beruhigen, und erklärten, dass es nicht um Ausschluss von jemandem gewesen sei. Der polnische Premierminister Donald Tusk sagte z.B.: "Es gibt kein Europa ohne Italien, und es gibt kein Beschluss ohne Premierministerin Meloni. Das ist mir klar."
Von der Leyen benötigt Mehrheit im Parlament
Allerdings benötigt von der Leyen noch eine Mehrheit im Parlament für ihre Bestätigung als EU-Kommissarpräsidentin. Das Europäische Parlament wird am 16. Juli auf ihre Nominierung stimmen erwartet. Sollte sie in der ersten Abstimmungsrunde keine Mehrheit erreichen, folgt am 17. Juli eine zweite Abstimmungsrunde mit einer einfachen Mehrheit für die Bestätigung. Sollte sie auch in der zweiten Abstimmungsrunde keine Mehrheit erreichen, muss das Europäische Rat eine neue Kandidatin vorschlagen.
Um Ursula von der Leyen für eine zweite Amtszeit zu ermöglichen, muss sie jetzt eine parlamentarische Mehrheit sichern. Die informelle Koalition aus EVP, Sozialdemokraten und Liberalen verfügt theoretisch über eine bequeme Mehrheit von etwa 400 aus 720 Stimmen. Es wird jedoch angenommen, dass eine gewisse Anzahl von Abgeordneten von ihrer Fraktionslinie abweichen und nicht für die Deutschen stimmen.
Deshalb sucht von der Leyen jetzt auch aktiv nach Stimmen von Abgeordneten anderer Parteien, insbesondere von den Grünen. Vertreter der Partei haben sich in den letzten Tagen offen für Gespräche gezeigt. Das Parlamentswahlen in Strasbourg könnten bereits in der dritten Juliwoche terminiert sein, wie aus Aussagen der Parlamentspräsidentin Roberta Metsola hervorgeht.
Die Entscheidung des Europäischen Rats, Ursula von der Leyen für eine zweite Amtszeit als Präsidentin der EU-Kommission zu nominieren, ist ein bedeutender Schritt in EU-Politik, da sie als CDU-Politikerin mit großem Einfluss auf die Gestaltung von EU-Gesetzen und die Vertretung der EU auf internationalen Gipfeln gilt. Trotz Kritik von Führern wie der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni muss von der Leyen jetzt eine Mehrheit im Europäischen Parlament für ihre Bestätigung sichern, was am 16. oder 17. Juli erwartet wird.