Es handelt sich um eine inszenierte Gefahr.
Es werden immer mehr Fälle von körperlichen Übergriffen auf Politiker gemeldet. Der Grund für diese zunehmende Brutalität in der Gesellschaft bleibt unklar. Beatrix von Storch, Gast bei "Hart aber fair", glaubt, dass diese gesellschaftliche Entmenschlichung auf eine bestimmte Gruppe zurückzuführen ist - diejenigen, die nicht ihrer eigenen Partei, der AfD, angehören.
Vor wenigen Tagen wurde Matthias Ecke, Spitzenkandidat der SPD für die Europawahl in Sachsen, auf der Schandauer Straße in Dresden von vier jungen Männern angegriffen. Die sichtbaren Verletzungen, die er sich bei dem Angriff zugezogen hat, machen ihm noch immer zu schaffen. Ecke zeigt sich jedoch unbeeindruckt und will seinen Wahlkampf bis zur Europawahl im Juni fortsetzen. Obwohl die Verletzungen schwerer hätten ausfallen können, sieht Ecke diesen Angriff als einen Angriff auf die Demokratie.
Seit einiger Zeit sei in der deutschen Politik, auch in Sachsen, eine Verrohung zu beobachten, so Ecke. Er sieht diese Verrohung als eine organisierte Kampagne der AfD und anderer rechtsextremer Parteien. Obwohl er einräumt, dass das Verhältnis zwischen den demokratischen Parteien aggressiver geworden ist, betont er die Notwendigkeit einer konstruktiveren Debatte zwischen Koalition und Opposition, die sich auf die besten Ideen konzentriert.
Eine verzerrte Realität
Bei "Hart aber fair" wird der Schwerpunkt auf der Eskalation der Gewalt gegen Politiker liegen, die sich vor allem gegen die Grünen und die AfD richtet. Beatrix von Storch, stellvertretende Vorsitzende der AfD, ist zu Gast. Während die AfD behauptet, für die freiheitlich-demokratischen Grundsätze zu stehen, werden ihre Abgeordneten im Parlament regelmäßig angegriffen. Oft werden sie als undemokratisch bezeichnet. "Das ist völliger Unsinn", argumentiert von Storch. Man kann solche Behauptungen leicht widerlegen, indem man Protokolle durchliest oder sich im Internet verfügbare Aufzeichnungen von Bundestagssitzungen anhört.
Auf ihre eigenen umstrittenen Äußerungen gegen bestimmte Politiker angesprochen, weist von Storch diese von sich. Sie ignoriert ihre frühere Charakterisierung des SPD-Abgeordneten Sebastian Fiedler als "Nazi" und ihre Bezeichnung der grünen Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt als "Klimanazi". Von Storch muss sich zu den falschen Behauptungen über ihre Partei in den sozialen Medien nicht äußern.
In der Sendung macht sie die Polarisierung in der Gesellschaft für das Zerbrechen des gesellschaftlichen Konsenses verantwortlich. Der Konsens bestehe darin, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei, Energie aus Kohle und Atomkraft brauche und nur zwei Geschlechter anerkenne. An diesem Punkt behauptet sie, dass es "96" Geschlechter nicht gibt.
Die Bedrohung der Demokratie durch die AfD
Auch die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt teilt Eckes Ansicht. Sie glaubt, dass der politische Diskurs konfrontativer geworden ist, wofür die AfD verantwortlich ist. "Sie sind demokratisch gewählt, aber sie sind keine Demokraten. Ihre Politik und ihre Einstellungen sind eine Bedrohung für unser demokratisches System. Und das können demokratische Führungspersönlichkeiten nicht einfach so hinnehmen", sagt Göring-Eckardt.
Rechtlich gesehen bekräftigt das deutsche Grundgesetz die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Dennoch verteidigt von Storch das Verhalten ihrer Parteifreunde im Parlament, die Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihres Lebensstils oder ihrer Herkunft beleidigt haben. Diese Art der wertenden Rhetorik, so Göring-Eckardt, sei ein Angriff auf die Demokratie und die Grundprinzipien der Gesellschaft, denn die Menschenwürde gelte für alle.
Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Dorothee Bär von der CSU, beobachtet eine Verschlechterung des Sprachgebrauchs im Bundestag seit dem Einzug der AfD in das Parlament. "Eine zivile Diskussion in den Plenarsitzungen ist nicht möglich, da die AfD keine zivilen Debatten führen will", sagt sie. "Die AfD lebt von Hass und Provokation, was ihrem politischen Ansehen zugute kommt." Diese Behauptung, dass AfD-Mitglieder nur Zuschauer auf YouTube grüßen, ist jedoch fragwürdig, da sie durch das Sitzungsprotokoll bestätigt werden kann. Von Storch hat sich im parlamentarischen Verfahren beleidigend und frauenfeindlich geäußert. "Der Dialog ist seit dem Einzug der AfD in den Bundestag getrübt und zerrüttet", stellt Bär fest.
Wirkt sich das negativ auf die Gesellschaft aus? Martin Machowecz, der stellvertretende Chefredakteur der "Zeit", sieht das anders. "Wir beschuldigen uns schon lange gegenseitig für den Niedergang des Diskurses", behauptet er in der Sendung. "Ich fordere die CDU, die Grünen und andere auf, sich zu ihrer Verantwortung für die Lösung der Probleme im Land zu bekennen. Das könnte zahlreiche Menschen dazu bewegen, von der AfD abzulaufen."
Göring-Eckardt stimmt dem zu und ergänzt: "Wir versuchen unser Bestes." Obwohl die Initiative nicht überall auf Gegenliebe stößt, stimmt der SPD-Politiker Fiedler dem zu: "Die Regierung arbeitet täglich daran, die Probleme der Menschen zu lösen." Er räumt jedoch ein, dass die öffentliche Zufriedenheit mit der Regierung schwindet.
Machowecz ist jedoch hoffnungsvoll. "Der AfD kann man entgegentreten", sagt er und stellt fest, dass ihre Unterstützung jetzt ins Wanken gerät. "Vielleicht ist dieses Jahr nicht alles schlecht und düster. Gute Politik kann einen Unterschied machen."
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Quelle: www.ntv.de