Ein brummender US-Arbeitsmarkt gibt der Federal Reserve keinen Anlass zur Sorge.
Die Europäische Zentralbank (ECB) hat ihren Zinsrichtungsverlauf geändert. Das US-amerikanische Zentralbanksystem ist noch nicht so weit. Die Wirtschaft erzeugt noch genügend Arbeitsplätze, sodass keine Anpassungen notwendig sind. Gleichzeitig ist die Inflation noch zu hoch. Im Übrigen beobachten Investoren das zweite Halbjahr des Jahres.
Die US-amerikanische Arbeitsmärkte sind heiß, obwohl die Zentralbank eine hawkische Zinsrichtungsstrategie verfolgt. Im Mai wurden mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, wie aus der Regierungsarbeitsmarktberichtung hervorgeht. Wirtschaftswissenschaftler hatten 185.000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft erwartet, revidiert auf 165.000 (vorher: 175.000) im April. Die getrennte Arbeitslosenquote stieg im Mai auf 4,0%, ein Niveau, das in den letzten 27 Monaten nicht erreicht wurde. Experten hatten angenommen, dass sie bei 3,9% verbleiben würde, wie sie im vorherigen Monat war.
Das Erreichen des vier Prozent-Punktes könnte psychologische Auswirkungen haben, sagt Tobias Basse, Analyst bei NordLB. Die Abkühlung des Arbeitsmarktes gilt als wichtiger Faktor, um die zwei Prozent-Inflationsziel der Zentralbank auf dauerhaftem Wege zu erreichen.
Besonderes Aufsehen gilt der Lohnzuwachs. Der Anstieg im Mai war höher als erwartet bei 4,1%. Für Basse ist dies ein Problem für die Fed: "Jetzt treten mehr und mehr Hinweise auf, die auf eine verschlechternde Arbeitsmarktlage in dem Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten hinweisen."
Die US-amerikanische Federal Reserve hält derzeit hohe Zinsen, um Inflation zu unterdrücken. Zugleich will sie die heiße Arbeitsmarktlage ohne Schaden für die Wirtschaft zu kühlen. Nach einer ungefähren Berechnung reicht ein Monatszuwachs von etwa 100.000 Arbeitsplätzen, um die wachsende US-Arbeitskraft zu beschäftigen. Devisenfachleute sind wahrscheinlich, die Leitzinsrate am Donnerstag bei 5,25 bis 5,50% zu belassen. Schlüsselvertreter der Fed haben aufgrund der anhaltenden Inflation angezeigt, dass es mindestens weitere Monate dauern wird, bis eine Änderung der Zinsrichtungsstrategie in Erwägung gezogen wird. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September, basierend auf den robusten Arbeitsdaten, wurde auf 55% reduziert. Zuvor lag sie bei 70%.
Die Europäische Zentralbank (ECB) hat am Donnerstag ihre Zinsrichtungsstrategie geändert und die notwendigen Signale vorher gegeben. Sie befindet sich derzeit wesentlich näher an ihrem 2,0%-Inflationsziel von 2,6% als die Fed, die derzeit mit einer Inflationsrate von 3,4% kämpft. Experten erwarten, dass die US-Inflationsrate im Mai bei 3,4% bleibt. "Für die Fed ist die Zinsrichtungsstrategie noch auf Eis", sagt der Schluss des Wirtschaftswissenschaftlers Bastian Hepperle von Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.