„Diese großflächige Bombardierung muss aufhören“
Wie schon am Vortag der Hartarbor-Messe wird am Dienstagabend der Gast der deutschen TV-Talkshow Markus Lanz über die diesjährige Krise sprechen. Ein Gast berichtet über die Lage im Gazastreifen.
Seit dem 7. Oktober dauern die Kämpfe im Nahen Osten an. An diesem Tag fielen Hamas-Terroristen in Israel ein, verwüsteten israelische Dörfer, massakrierten Menschen und nahmen Geiseln. Die israelische Armee schlug blutig zurück. Ihr Ziel: Hamas muss zerstört werden. Der Gazastreifen wurde bombardiert und in Schutt und Asche gelegt. Sie tötete den Anführer der Terrorgruppe Hamas. Aber nach Angaben der Hamas wurden auf jeden getöteten Hamas-Terroristen 30 bis 40 Zivilisten getötet.
Tankred Stobe war Arzt. Er war viele Jahre für Ärzte ohne Grenzen tätig, eine Hilfsorganisation in Krisengebieten. Am Dienstagabend ist der Arzt, der bereits zweimal im Gazastreifen tätig war, zu Gast in der Talkshow „Markus Lanz“.
Mit Taschenlampe bedienen
Stöbe sagte, derzeit seien 300 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen tätig. „Unsere Leute waren völlig schockiert und hilflos“, berichtete er. Was die Retter in der Gegend erlebten, schien fast unerträglich. Am vergangenen Mittwoch wurden in einem Krankenhaus im südlichen Gazastreifen hundert Tote aufgenommen. Die Zahl der Leichen überstieg die Zahl der Verletzten.
„Die Klinik funktioniert kaum“, sagte Stobe. Es fehlt an allem: Medikamente, medizinische Ausrüstung, Krankenschwestern, Strom.
Ärzte arbeiten unter unvorstellbaren Bedingungen. Selbst in Friedenszeiten kommt es im Gazastreifen häufig zu Stromausfällen. Die Menschen haben sich daran gewöhnt: Bei einem Stromausfall springen Diesel-Notstromaggregate sofort an. Aber jetzt gibt es keinen Diesel. Der Strom fiel aus und damit auch die Beatmungsgeräte und die OP-Leuchten. „Dann versuchen sie, mit der Taschenlampe ihres Telefons das Licht einzuschalten.“
Medikamente gelangen nur noch selten in den Gazastreifen. Stöbe: „Man versucht, das Medikament zu verdünnen und im Zweifelsfall versucht man auch, die Behandlung ohne Narkose und Schmerzmittel durchzuführen.“ Auch bei Amputation.
"Du bist zu weit gegangen"
Stobe sagte, der Gazastreifen sei auf Hilfe von außen angewiesen. „Das Land ist zu klein, um sich selbst zu versorgen.“ In Friedenszeiten fuhren jeden Tag 500 Lastwagen in den Gazastreifen ein, heute sind es wahrscheinlich ein Dutzend – wenn überhaupt. Es war schwierig, einem anderen Gast zuzuhören. Der CDU-Außenpolitikexperte Roderich Kiesewert erklärte, die Hamas habe den Krieg begonnen und Israel habe sich nur selbst verteidigt, was sein Recht sei. Schließlich steht das Überleben des Landes auf dem Spiel. Er wollte nicht glauben, dass Israels hartes Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung in Gaza gegen das Völkerrecht verstößt. Allerdings musste er zugeben: „Sie übertreiben.“
Stobe sagte, Ärzte ohne Grenzen, das Internationale Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen hätten seit Wochen einen Stopp der Bombenanschläge in Gaza gefordert, aber keine Antwort erhalten. Stobes Tonfall klang verzweifelt: „Es ist unmöglich, dass dort Menschen sterben, die nichts mit der Politik und diesem Konflikt zu tun haben.“ Deshalb forderte er: „Diese großflächige Bombardierung muss aufhören.“ In den vergangenen zwei Monaten lebten in Gaza 17.000 Menschen wurden im Streifen getötet, die meisten davon Zivilisten. Stobe: „Das kann nicht toleriert werden. Für mich gibt es keine politische Entschuldigung, das so weitergehen zu lassen.“ Er will Israels Existenzrecht nicht verweigern. „Aber als mitfühlender Arzt, der diese Menschen in Gaza kennt, kann ich nur sagen: So darf es nicht weitergehen!“
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Quelle: www.ntv.de