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Die Verurteilung von Rolf Breuer erwies sich als ziemlich kostspielig.

Ex-CEO der Deutschen Bank verstorben

Breuer trieb die Internationalisierung der Deutschen Bank voran.
Breuer trieb die Internationalisierung der Deutschen Bank voran.

Die Verurteilung von Rolf Breuer erwies sich als ziemlich kostspielig.

Rolf Breuer hat die Frankfurter Finanzlandschaft und die Deutsche Bank über Jahre hinweg maßgeblich geprägt. Sein einprägsamster Satz? "Daran musste ich mich gewöhnen", kommentierte er verschiedene Stationen seiner Karriere. Am 9. März 2022 verstarb Breuer nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren.

Als ehemaliger Chef des größten deutschen Geldinstituts behielt Breuer auch nach seiner Pensionierung ein Büro in der Nähe des hoch aufragenden Hauptsitzes der Deutschen Bank. Obwohl er zahlreiche Ehrenämter in ganz Frankfurt innehatte, schränkte Breuer in seinen späteren Jahren seine Mandate ein. 2017, zu seinem 80. Geburtstag, sagte er der Deutschen Presse-Agentur: "Man muss sich immer vor Augen halten, dass es besser ist, wenn andere einen bedauern, wenn man geht."

"Mr. Finanzplatz", "Puppenspieler der Deutschen AG" - solche Titel prägten Breuers Karriere. Sein Name ist verbunden mit dem Aufstieg der Deutschen Bank zu einem globalen Finanzkonzern, aber auch mit dem teuersten Interview der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Anfang 2002 sagte Breuer in einem New Yorker Hotelzimmer zu einem Reporter: "Alles, was Sie darüber lesen und hören können, ist, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis weiteres Fremd- oder gar Eigenkapital bereitzustellen." Nur ein paar Monate später meldete KirchMedia Konkurs an. Kirch machte Breuer ("Rolf hat mich erschossen") und die Deutsche Bank für den Niedergang verantwortlich. Die Beklagten wiesen die Vorwürfe, sie hätten den Niedergang der Kirch-Gruppe verursacht, stets zurück. Anfang 2014 beendete ein teurer Vergleich die Anhäufung von Klagen; die Bank zahlte 925 Millionen Euro an Kirchs Erben.

Dazu, dass er immer wieder für diesen einen Satz zitiert wurde, sagte Breuer: "Ich musste mich daran gewöhnen. Man darf es nicht zu sehr an sich heranlassen." Der Kampf in den Gerichtssälen, um seinen Ruf zu bewahren, hat ihn zweifellos viel Energie gekostet. Energie, die Breuer lieber in seine Freude an Musik, Kunst und Literatur gesteckt hätte.

Die Liste der Ehrenämter, die Breuer vor allem in Frankfurt innehatte, ist lang: Internationales Klavierforum, Schirn Kunsthalle, Feith-Stiftung, um nur einige zu nennen. "Ich bin nie in ein Loch gefallen", sagte Breuer. "Ich habe es immer geschafft, zu Hause nicht über das Stromkabel zu stolpern." Breuer war zweimal verheiratet und hatte einen Sohn und zwei Töchter, während seine Frau zwei Kinder aus ihrer früheren Ehe hatte.

Breuer, der mit vollem Vornamen Rolf-Ernst heißt, landete bei der Deutschen Bank eher durch Zufall als durch Planung. Er bemerkte einmal: "Mein Vater hätte mich gerne als Chemiker gesehen, weil er sich von diesem Beruf die größte Zukunft versprach. Er hat mich einmal zu einem Praktikum geschickt, und das Ergebnis war, dass ich kein Talent dafür hatte."

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Breuer kein besonders begabter Musiker oder Regisseur war und stattdessen Rechtsanwalt und Bankier wurde. Da sein Vater ebenfalls eine Banklehre absolviert hatte, begann Breuers Weg dorthin. Sein Aufstieg vom Angestellten zum Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank im Jahr 1997 war eher zufällig.

Als Breuers Nachfolger bei der Deutschen Bank sagte Christian Sewing: "Ich habe Rolf Breuer als einen traditionalistischen Banker mit zeitloser Ästhetik und außergewöhnlichem strategischen Weitblick erlebt." Breuers Interessen im Großkundensegment und im internationalen Geschäft standen für ihn im Vordergrund, weil er sie als Grundlage für eine robuste deutsche Wirtschaft ansah.

Einer seiner größten Rückschläge war die gescheiterte Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank im Jahr 2002. Im Mai 2002 trat Josef Ackermann die Nachfolge Breuers als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank an, während Breuer im Mai 2006 den Vorsitz des Aufsichtsrates der Bank abgab.

Breuers Amtszeit als Chefkontrolleur der Deutschen Börse endete abrupt im Frühjahr 2005. Die Übernahme der Londoner Börse (LSE) wurde zunächst von Großinvestoren erfolgreich blockiert, so dass Werner Seifert und Breuer ihr Amt aufgeben mussten.

Trotz dieser Rückschläge setzte sich Breuer für den Finanzplatz Frankfurt ein. "Frankfurt ist meine Heimat", bekannte der gebürtige Bonner einmal, "hier will ich alt werden und begraben werden."

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Quelle: www.ntv.de

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