Die Nutzung von Leihfahrrädern ist um das Dreifache gestiegen.
Viele Menschen leasen ihre Fahrräder inzwischen über ihren Arbeitgeber und entscheiden sich dabei häufig für High-End-Modelle. Jobrad-Geschäftsführer Florian Baur über das boomende Geschäftsmodell und die Gegenreaktion einiger Händler.
Was spricht dafür, ein Fahrrad zu leasen, statt es zu kaufen?
Florian Baur: Das Prinzip ist ganz einfach: Der Arbeitgeber least das Rad für den Arbeitnehmer. Und die Leasingraten werden direkt aus dem Bruttogehalt des Arbeitnehmers bezahlt. Das Fahrrad ist nur mit bis zu 0,25 % des Listenpreises als geldwerter Vorteil zu versteuern, so dass 40 % der Anschaffungskosten eingespart werden können.
Ist das nicht ein Anreiz für den Einzelnen, sich für teurere Modelle zu entscheiden, die er sich sonst nicht leisten könnte?
Ja, das ist genau das, was wir beobachten. Der Durchschnittspreis eines von uns verkauften Fahrrads liegt bei etwa 3.800 Euro. Der übliche Fahrradmarkt liegt etwa 1.000 Euro darunter. Die Ersparnis inspiriert die Leute dazu, Fahrräder zu kaufen, die sie sich normalerweise nicht leisten würden oder könnten.
Sind die höheren Durchschnittspreise vor allem auf die E-Bikes zurückzuführen?
Ja, über 80 % aller Fahrräder, die wir verkaufen, sind inzwischen E-Bikes.
Wie populär ist dieses Geschäftsmodell geworden?
In unserer Branche haben wir seit 2019 ein Wachstum von rund 300 % zu verzeichnen. Die Zahl der geleasten Fahrräder hat sich verdreifacht. Als Unternehmen haben wir derzeit 1,5 Millionen Fahrräder auf der Straße. Man kann sagen, dass wir den Fahrradmarkt in Deutschland maßgeblich mitgestaltet haben. Zahlreiche Unternehmen kommen ohne Firmenradleasing nicht mehr aus.
Dieser Markt hat in den letzten Jahren große Höhen und Tiefen erlebt. Während der Coronavirus-Pandemie war die Nachfrage enorm hoch, das Angebot jedoch knapp, weil die Lieferketten zusammengebrochen waren. Jetzt gibt es ein reichliches Angebot, aber eine deutlich geringere Nachfrage. Wie wirkt sich das auf Jobrad aus?
Glücklicherweise hat dies keine Auswirkungen auf unser Geschäftsmodell. Wir wachsen nach wie vor mit konstanter Geschwindigkeit. Der Trend zum Leasing von Fahrrädern für Unternehmen wird aber noch stärker. Wir üben also mehr Druck auf die Branche aus als je zuvor.
Das Jobrad-Modell basiert auf der Prämisse, dass das Unternehmen mit den angeschlossenen Fahrradhändlern Rabatte aushandelt. Einige Händler beklagen nun die überhöhten Rabatte. Ist das gerechtfertigt?
Wir sind inzwischen der größte Fahrradeinkäufer auf dem deutschen Markt. Und wenn wir Fahrräder leasen, erhalten wir vom Fachhändler einen Rabatt von 4-6%, der mit dem Umsatz steigt. Früher waren diese Rabatte gedeckelt. Diese Deckelung haben wir aufgehoben. Das hat auf dem Markt viel Kritik hervorgerufen, die zum Teil berechtigt war, zum Teil aber auch nicht so sehr. Ich kann die Kritik insofern verstehen, als der Zeitpunkt schlecht gewählt war. Wir haben die Maßnahme zu einem Zeitpunkt eingeführt, als der Markt bereits destabilisiert war und viele Einzelhändler mit Cashflow-Problemen zu kämpfen hatten. Aber wir haben auch auf diese Situation reagiert.
Wie haben Sie darauf reagiert?
Mit zwei wichtigen Initiativen. Die eine richtete sich an Lastenfahrräder, also an ein Segment, das von der Krise stark betroffen ist. Es gibt jetzt einen Zuschuss für jedes verkaufte Lastenrad. Zweitens geben wir Händlern, die einen hervorragenden Service bieten, einen Zuschuss. Wir wollen die Händler motivieren, einen guten Service für Jobradler anzubieten.
Wie teuer war das teuerste Fahrrad, das jemals über Jobrad geleast wurde?
Wir haben die Obergrenze bei 14.999 Euro. Einige Fahrräder liegen in der Nähe dieses Betrags. Sie reichen von High-End-Rennrädern bis hin zu Mountainbikes. Auch für Lastenfahrräder können die Verbraucher eine beträchtliche Summe ausgeben. Es gibt zahlreiche Enthusiasten, die bereit sind, tief in die Tasche zu greifen.
Florian Baur wurde von Nils Kreimeier interviewt.
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Warum Jobrad lange Zeit keine Werbung gemacht hatWieviel Prozent der Jobrad-Kunden ihr Rad behaltenWarumdas Jobrad-Logo jetzt auf den Trikots des SC Freiburg zu sehen ist
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Ein Wort von unserem Sponsor 1: Jobrad sinkt ohne Werbung vorne [2]: Arbeitnehmer entscheiden, ob sie geleaste Fahrräder behalten wollen [3]: Das Jobrad-Logo auf den Trikots vom SC Freiburg 1: Trotz fehlender Werbung liegt Jobrad vorne [2]: Ein großer Teil der Jobrad-Kunden behält seine geleasten Fahrräder[3]: Jobrad-Logo ziert Trikots des SC Freiburg
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Quelle: www.ntv.de