„Die Hütte brennt“
Der neu gewählte Juso-Chef Philipp Türmer attackierte den Bundeskanzler in seiner Antwort auf die Grundsatzrede von Olaf Scholz scharf. Auf dem Federalist Convention warf Tilmer den Regierungschefs vor, nur als „Regulatoren der Macht“ zu agieren. Warteschlangen bei Lebensmittelbanken sind „eine Anklage gegen die Sozialdemokratie.“
Auf einem einheitlichen SPD-Bundesparteitag sorgte der erst vor wenigen Wochen gewählte neue Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation „Yusos“, Philipp Türmer, für Stimmung. „Olav, wenn du verteidigen willst, musst du angreifen“, sagte Tilmer mit Blick auf die schlechten Umfragewerte der Sozialdemokraten und die Landtagswahlniederlagen. Von der Kanzlerin wird erwartet, dass sie mitfühlt, erklärt und Entscheidungen trifft, „und nicht als Regulator der Macht“. Die Bundesregierung dürfe „das Volk nicht täuschen“.
Tilmer warf Scholz vor, nach außen hin zu wenig Führung zu zeigen und stattdessen als „Paartherapeut“ gegenüber Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen zu agieren. „Olav, du hast einmal gesagt, wer eine Tour bucht, soll sie auch bekommen“, sagte Tilmer. „Hiermit bestelle ich es und wir warten dringend auf die Lieferung.“
Applaus für Türmer
„Die Leute stehen in der Schlange vor den Lebensmittelausgabestellen schüchtern“, sagte Toulmer. Chef Dreizehn sagte, dies sei eine „sozialdemokratische Demonstration der Armut“. „Dort drüben brennt die Hütte.“ Die Debatte über die Haushaltskrise werde immer perfider, auf Kosten der Ärmsten. Selbst wenn die Partei während der Rede des Premierministers dreimal aufstand, konnte die Krise nicht gelöst werden.
Scholz‘ Rede wurde mit anhaltendem Applaus bedacht. In seinem Brief predigte er einen Kurs des Vertrauens und versprach, Haushaltsstreitigkeiten an der Ampel zu lösen, ohne den Sozialstaat zu opfern. Am Freitag wurden auch die Präsidenten Saskia Esken und Lars Klingbeil sowie Generalsekretär Kevin Kühnert gefeiert, die mit Mehrheit wiedergewählt wurden. Allerdings erhielt Tilmer während seiner Gegenrede wenig Applaus.
Am Vortag hatten die Jusos große Unterstützung erhalten: Es gelang ihnen, zwei Änderungen eines Leitantrags mit dem Titel „Gemeinsam für Deutschland“ durchzusetzen, der am Freitagnachmittag angenommen wurde. Forderungen nach einer Schuldenbremsenreform lassen nun Spielraum für eine vollständige Aufhebung der Schuldenbremse, so erklärt es zumindest Yusos. Rund 600 Abgeordnete stimmten zudem gegen einen Vorschlag der SPD-Spitze, einen „Zukunftssolidaritätsbeitrag“ für künftige Gutverdiener bereitzustellen. Stattdessen sieht der Hauptvorschlag nun eine einmalige Steuer auf das Vermögen von Superreichen vor, ohne nähere Angaben zu Höhe und Umsetzung zu machen.
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Quelle: www.ntv.de