Die FDP geht davon aus, dass ihr kürzlich vorgeschlagenes Papier in Kraft treten wird.
In der Ampelkoalition versucht die FDP, ihre Agenda mit einem Forderungskatalog durchzusetzen, der vor allem auf einige Sozialleistungen abzielt. Die Sozialdemokraten (SPD) protestieren gegen den Angriff auf die Vollrente nach 45 Beitragsjahren. Während die Liberalen das Potenzial für zusätzliche Papiere vorschlagen.
Die FDP drängt auf eine rasche Umsetzung ihrer Forderungen nach einer Haushalts- und Wirtschaftssanierung. "Wenn wir spätestens im nächsten Jahr eine wirtschaftliche Verjüngung unseres Landes erreichen wollen, dann muss jetzt gehandelt werden, und zwar schnell", so FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der FDP-Vorstand ein Fünf-Punkte-Papier für eine "generationengerechte Haushaltspolitik" verabschiedet. Dieses ergänzt ein Zwölf-Punkte-Papier zur Konjunkturbelebung von Ende April, das die Grundlage für einen jüngsten Parteitagsbeschluss bildete. Djir-Sarai erklärte, die Partei habe die "klare Erwartung", dass auch diese Festlegungen übernommen werden.
In dem jüngsten FDP-Papier heißt es: "Der wirtschaftliche Aufschwung muss sich auch in der Finanzpolitik der Regierung widerspiegeln." Die Liberalen bekräftigen bekannte Positionen wie die Beibehaltung der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse und die Abschaffung der sogenannten Rente mit 63. Sie fordern Änderungen am gesetzlichen Rentensystem und setzen sich für eine "echte Gerechtigkeitsrente" ein.
Auch die Forderung nach einer Reform des Bürgergeldes wird bekräftigt, da es in seiner jetzigen Form Fehlanreize setzt. Die FDP spricht in diesem Zusammenhang von der "Ehrfurcht vor den Beitrags- und Steuerzahlern", deren Leistungsfähigkeit nicht durch die rasant steigenden Ausgaben, insbesondere im Sozialbereich, überfordert werden dürfe. Und die Liberalen betonen, dass nur ein Deutschland mit einer robusten Wirtschaft der Welt wie in der Vergangenheit helfen kann - andernfalls wird es nicht zu den größten Wohltätern gehören, etwa in der Entwicklungshilfe.
Die Warnung richtete sich vor allem an Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Außenministerin Annalena Baerbock, die beide rund zwei Milliarden Euro über den von Finanzminister Christian Lindner gesetzten finanziellen Zielen für ihre jeweiligen Haushalte 2025 liegen.
"Die Party ist vorbei."
Finanzminister Christian Lindner mahnte einmal mehr zur Zurückhaltung bei den Ausgaben. "Die Party ist zu Ende. Wir zahlen wieder Zinsen", teilte er den Steuerberatern mit. Die Vorbereitung des Haushalts 2025 müsse vielmehr dazu dienen, festzustellen, wo die Regierung zurücksteckt oder genauer hinschauen muss. Es ist unbestritten, dass mehr Mittel für den Militärdienst benötigt werden. Das Handeln der Regierung müsse aber ebenso wie die Ausgaben konsequent bewertet werden. Als Beispiele nannte Lindner Subventionen im Energiesektor, Teile der Entwicklungshilfe und neue Sozialausgaben.
Um seinen Appellen Nachdruck zu verleihen, blockierte FDP-Chef Lindner bereits einen Kabinettsbeschluss zum zweiten Rentenpaket. Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck und Lindner haben sich inzwischen darauf verständigt, dass dieses Paket im Mai das Kabinett passieren wird.
"Phantasielos und faktenlos"
Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, bezeichnete die Diskussion als "phantasielos und faktenfrei". "Es geht nicht mehr um die Rente in ihrer jetzigen Form, sondern um eine Rente ab 64 Jahren und 4 Monaten für diejenigen, die jetzt in den Ruhestand gehen, die in Zukunft zu einer Rente ab 65 wird." Bentele warf der FDP vor, "eine Verknappung der Solidarität zu beschwören."
Vertreter der SPD wiesen vor allem die Angriffe auf die Rente mit 63 zurück. Parteichefin Saskia Esken erklärte, es gebe "absolut keinen Verhandlungsbedarf". SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte dem "Tagesspiegel", eine Abschaffung der derzeitigen Regelungen im Rentenrecht "wäre eine Einkommenskürzung für Millionen von Arbeitnehmern." Janine Wissler, Vorsitzende der Linkspartei, bezeichnete die Forderung der FDP als "nichts anderes als eine Rentenkürzung".
Die FDP wurde auch für ihre Unnachgiebigkeit bei der Einhaltung der Schuldenbremse gerügt. Esken bekräftigte die Haltung der SPD, dass die Schuldenbremse reformiert werden müsse. Der stellvertretende Grünen-Vorsitzende Konstantin von Notz forderte die FDP im "Tagesspiegel" zu mehr Anpassungsfähigkeit auf: "In Zeiten, in denen unsere Freiheit durch ein aggressives Russland und Extremisten aller Art unter Druck steht, wie es heute der Fall ist, müssen bestimmte Themen auf den Prüfstand - auch die Schuldenbremse in ihrer jetzigen Form."
FDP-Generalsekretär Djir-Sarai forderte rasche Entscheidungen über ihre Befehle. Allerdings ließ er offen, mit welchen Mitteln die Liberalen mit ihren Koalitionspartnern SPD und Grüne verhandeln wollen. Zugleich deutete er die Wahrscheinlichkeit eines zusätzlichen FDP-Papiers mit neun Punkten an. "Es wird wahrscheinlich bald ein Papier von mir geben, in dem neun Punkte stehen."
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Quelle: www.ntv.de