Die Commerzbank scheint in Italien eine Umwandlung zu erleben.
Großes italienisches Bankhaus Unicredit tritt mit einem signifikanten Einstieg in die Frankfurter Finanzszene auf und löst Gerüchte über eine mögliche Übernahme der lokalen Börse aus. Arbeitnehmervertreter äußern Bedenken.
Die Übernahme von Unicredit durch Commerzbank löst Übernahmerumors im Frankfurter Bankhaus aus. Die Italiener nutzten die Gelegenheit, als die Regierung den Verkauf von Aktien ankündigte und kauften daraufhin eine höhere Anzahl an Aktien auf dem Markt, wie Unicredit in Mailand bekanntgab. Insgesamt halten die Italiener nun etwa 9% der Commerzbank-Aktien.
Die Regierung möchte Commerzbank, das sie während der Finanzkrise 2008 mit Milliarden an Steuergeldern vor dem Zusammenbruch rettete, abschaffen. Die Bank verriet keine Pläne, ihren Anteil weiter zu erhöhen, sondern beantragte die Genehmigung der Aufsichtsbehörden, um ihn über 9,9% zu erhöhen. Die Aktie von Commerzbank stieg um mehr als 15%. Laut ntv-Börsenkorrespondentin Sabrina Marggraf glauben Analysten, dass sie gut zusammenpassen würden.
Unicredit ist fast zwei Jahrzehnte alt im deutschen Bankensektor. 2005 kaufte es die deutsche Hypovereinsbank (HVB) für etwa 15 Milliarden Euro und hat seither eine starke Präsenz auf dem deutschen Einzelhandelsbankenmarkt.
Spekulationen über eine italienische Übernahme und eine Fusion von Commerzbank mit ihrer Hypovereinsbank-Tochter gibt es seit Jahren. Mit Hauptsitz in Deutschland und italienischer Unternehmensleitung würde die fusionierte Bank in Deutschland ihren Sitz haben.
Italiener halten das Vierfache des Marktgewichts
Unicredit erwarb fast die Hälfte seiner Commerzbank-Aktien von der deutschen Regierung. Die Regierung verkaufte fast 4,5% an die Italiener als Teil des angekündigten teilweisen Ausstiegs letzte Woche. Die Italiener waren bereit, deutlich mehr als den Marktwert der Aktien am Dienstagabend zu bezahlen. Laut der zuständigen Bundesfinanzierungsagentur in Frankfurt wurden alle von der Regierung angebotenen Aktien aufgrund eines deutlich höheren Gebots als alle anderen Angebote an Unicredit vergeben.
Der Vergabepreis von 13,20 Euro pro Aktie lag 60 Cent oder fast 5% über dem Schlusskurs am Dienstag. In großen Platzierungen sind normalerweise Rabatte enthalten. Die Regierung erzielte etwas mehr als 700 Millionen Euro durch den Verkauf von etwa 53 Millionen Aktien. Damit sank der Staatsanteil auf 12%, behielt jedoch vorerst den Titel des größten Aktionärs. Unicredit hält nun den zweitgrößten Anteil mit 9%.
Unicredit und Commerzbank litten während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der EU-Schuldenkrise zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Die Aktienkurse beider Banken fielen um mehr als 90%. Seitdem haben sich ihre Situationen deutlich verbessert, zum Teil durch steigende Zinsen. Unicredit hat sich deutlich stärker erholt.
Mit einem Börsenwert von etwa 60 Milliarden Euro hat Unicredit die finanzielle Kraft, Commerzbank zu übernehmen. Der Börsenwert von Commerzbank beträgt etwa 15 Milliarden Euro, was nur etwa ein Viertel von Unicredit entspricht.
Widerstand gegen eine mögliche Übernahme der Frankfurter Institution kommt von Arbeitnehmervertretern. Der Commerzbank-Vorstandsmitglied Stefan Wittmann äußert Bedenken wegen möglicher Arbeitsplatzverluste und Entscheidungsverschiebungen nach Italien. Wittmann, der im Vorstand die Gewerkschaft Verdi vertritt, betont, dass alles getan werde, um eine Übernahme zu verhindern.
Die italienische Übernahme von Commerzbank-Aktien könnte zu einer signifikanten Verschiebung in der deutschen Wirtschaft führen, die sowohl Banken als auch Mitarbeiter betrifft. Angesichts des signifikanten Anteils von Unicredit an Commerzbank sind Diskussionen über operative Veränderungen und mögliche Arbeitsplatzverluste innerhalb der Frankfurter Institution unvermeidlich.
Der wachsende Einfluss von Unicredit im deutschen Bankensektor, mit seiner finanziellen Kraft und seinem Börsenwert, hat Bedenken über die mögliche Auswirkung auf die nationale Wirtschaft sowie auf die Operationen und Mitarbeiter von Commerzbank ausgelöst.