Die Auftragsbestände sind nach einem früheren Höchststand deutlich zurückgegangen.
Deutschland, als führende Industrienation, steht derzeit vor Herausforderungen in seinem Industriesektor. Dieser scheint in einer Talsohle zu sein, da die Aufträge im August um fast sechs Prozent gesunken sind und damit wichtige Branchen wie Automobil, Chemie und Maschinenbau beeinträchtigen. Experten sehen dies als weitere besorgniserregende Entwicklung.
Die Neuaufträge im Industriesektor haben einen Einbruch erlebt, was die Krise weiter verschärft. Nach zwei aufeinanderfolgenden Anstiegen sind die Aufträge im August um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, was den schärfsten Rückgang seit Januar darstellt, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Wirtschaftswissenschaftler hatten nur einen Rückgang von 2,0 Prozent erwartet. Allerdings wurde die revidierte Zunahme der Aufträge für Juli höher angegeben, nämlich 3,9 Prozent statt 2,9 Prozent.
Inlandsaufträge sind im August um 10,9 Prozent gesunken, während ausländische Aufträge um 2,2 Prozent leicht zurückgegangen sind. Aufträge aus Eurozone-Ländern sind signifikant um 10,5 Prozent gesunken, während diejenigen aus anderen Teilen der Welt um 3,4 Prozent gestiegen sind.
Der LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch kommentierte: "Die führenden Indikatoren fallen, Prognosen werden nach unten revidiert, und die schlechten Nachrichten hören nicht auf. Es fühlt sich alles nach einer Rezession an." Der Chefökonom der Commerzbank, Jörg Krämer, beschrieb die Daten als enttäuschende Überraschung und erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt in der zweiten Jahreshälfte bestenfalls stagniert. "Es gibt kein Anzeichen für die viel erwartete wirtschaftliche Erholung."
Die Leistung im August lässt sich auf die Entwicklung großer Aufträge zurückführen. Ohne diese hätten die Aufträge nur um 3,4 Prozent gesunken. "Allerdings sind die Hoffnungen, dass die Aufträge ihren Tiefpunkt erreicht haben, nun zerschlagen worden", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. "Angesichts der anhaltenden Schwäche in der Nachfrage und der fortschreitenden Verschlechterung der Geschäftsentwicklung erscheint eine signifikante Erholung der Industrieproduktion in der zweiten Jahreshälfte 2024 unwahrscheinlich."
Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, betonte, dass die drei großen Sektoren der deutschen Industrie - Automobil, Maschinenbau und Chemie - alle von der Abschwächung betroffen sind. Das IMK erwartet derzeit ein stagnierendes BIP für dieses Jahr und ein mageres Wachstum von 0,7 Prozent für das nächste Jahr. "Die derzeitige verschlechterte Situation in der Industrie stellt ein Risiko nach unten für diese bereits pessimistische Prognose dar", fügte Dullien hinzu und erklärte, dass Wachstumsraten von mehr als einem Prozent, wie von der Bundesregierung für 2025 erwartet, angesichts der aktuellen Daten unrealistisch erschienen.