zum Inhalt

Deutschland und Frankreich einigen sich auf EU-Schuldenregeln

Deutschland und Frankreich geben in der europäischen Debatte oft den Ton an. Im Streit um die Schuldenregeln gibt es offensichtlich seit langem bestehende Differenzen zwischen beiden Seiten. Nun wurde eine Einigung gefunden.

Finanzminister Christian Lindner stattet Paris überraschend einen Besuch ab. Foto.aussiedlerbote.de
Finanzminister Christian Lindner stattet Paris überraschend einen Besuch ab. Foto.aussiedlerbote.de

Finanzen - Deutschland und Frankreich einigen sich auf EU-Schuldenregeln

Deutschland und Frankreich haben sich im Rahmen einer Debatte über die Reform der EU-Schuldenregeln auf einen gemeinsamen Vorschlag geeinigt. Am Abend erfuhr die dpa, dass dieses Thema am Mittwoch auf einer Sondersitzung der EU-Finanzminister behandelt wird.

Regierungsquellen zufolge beinhaltet der Vorschlag eine wirksamere Sicherheitslinie zur Reduzierung des Haushaltsdefizits und der Staatsverschuldung als bisher. Gleichzeitig sollten Investitionen und Strukturreformen in den Mitgliedstaaten stärker berücksichtigt werden.

Seit Monaten arbeiten die EU-Finanzminister an neuen Regelungen zum Schuldenabbau. Die Verhandlungen basieren auf einem Vorschlag der Europäischen Kommission vom April, der keine einheitlichen Richtlinien zum Schuldenabbau vorsah, sondern jedem Land einen individuellen Weg vorgab.

Die Nachbarländer rücken näher

Die EU-Wirtschaftsmächte Deutschland und Frankreich gingen mit völlig unterschiedlichen Positionen in die Verhandlungen. Berlin besteht auf einheitlichen Leitlinien für den Schulden- und Defizitabbau in hochverschuldeten Ländern, wogegen sich Paris lange gewehrt hat. Allerdings sind die Beziehungen zwischen den Nachbarländern in letzter Zeit enger geworden.

„Vor zwei Jahren waren die Positionen beider Parteien noch sehr unterschiedlich. Damals gab es Forderungen, die bekannten Standards von 3 % Haushaltsdefizit und bis zu 60 % der Staatsverschuldung abzuschaffen. Gemeinsam haben wir das hinter uns gelassen“, sagte er Finanzminister Christian Linde Nano (FDP) dpa. Im Gegenteil: Beide Kriterien werden nun eindeutig bestätigt.

Aus deutscher Sicht ist es zudem entscheidend, dass der Weg zu einer nachhaltigen Stabilität der öffentlichen Finanzen auf klaren Zahlenvorgaben beruht. „Wir empfehlen, Mitgliedstaaten, die Strukturreformen einleiten, fiskalische Anreize zu geben. Um das Vertrauen der Kapitalmärkte zu gewinnen, ist es jedoch wichtig, dass es bei Defiziten über drei Prozent weiterhin ein formelles Verfahren gibt“, erklärt Lindner . Er hofft, am Mittwoch gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire auf eine Einigung zwischen den EU-Finanzministern drängen zu können. Vor allem Italien steht Berichten zufolge zur Disposition.

Überraschungsreise nach Paris

Lindner stattete am Dienstag überraschend einen Besuch in Paris ab. Gemeinsam mit Le Maire wollte er Fragen klären, die zwischen den beiden Ländern weiterhin umstritten sind. An diesem Abend gab es gute Nachrichten aus Europa. Le Maire schrieb auf X (ehemals Twitter) und garantierte die zukünftige Gesundheit der öffentlichen Finanzen und Investitionen.

Die europäischen Vorschriften sehen derzeit vor, dass die Verschuldung 60 % der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten darf und die Haushaltsdefizite unter 3 % des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts gehalten werden sollen. Aufgrund der Coronavirus-Krise und der Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind sie vorübergehend bis 2024 ausgesetzt.

Lesen Sie auch:

Quelle: www.stern.de

Kommentare

Aktuelles