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Der wichtige Zeuge "Pitbull" Cohen belastet Trump schwer.

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Donald Trump auf dem Weg zum Gerichtssaal
Donald Trump auf dem Weg zum Gerichtssaal

Der wichtige Zeuge "Pitbull" Cohen belastet Trump schwer.

Was die Staatsanwaltschaft seit dem ersten Tag angestrebt hat: Im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump tritt sein ehemaliger Anwalt gegen ihn in den Zeugenstand. Michael Cohen, auch bekannt als "Fixer" und "Pitbull", sitzt nun im Zeugenstand, um entscheidende Details für die Anklage gegen seinen Ex-Boss und ehemaligen Präsidenten zu liefern. Es ist das mit Spannung erwartete Finale der Beratungen der Geschworenen, die mit einem Schuldspruch und einer möglichen jahrelangen Haftstrafe für Trump enden könnten.

Im Gerichtssaal ist die Aufzeichnung des Verfahrens nicht gestattet, aber der Prozess ist dennoch ein Medienspektakel. CNN zum Beispiel zeigt Bilder, Gerichtszeichnungen, Trumps Auftritt vor Gericht, Porträts der Beteiligten und einen Live-Ticker mit Zitaten aus dem Gerichtssaal, während eine Expertenrunde live darüber diskutiert. Ist Trumps Motivation politisch? Ging es bei diesen Zahlungen um die Einmischung in eine Wahl? Die Staatsanwaltschaft will beweisen, dass das Geld zur Unterstützung des Wahlkampfes geflossen ist und Trump die Fäden gezogen hat.

Cohen hat den Kongress bereits 2019 darüber informiert, dass Trump ihm gesagt hat, er solle seine eigenen Gelder verwenden, um zu verhindern, dass während des Wahlkampfs etwas auf ihn zurückgeführt werden kann. Trumps Verteidiger hingegen argumentieren, dass es ihrem Mandanten in erster Linie um seine Ehe ging und nicht um die Wahl. Dieses Argument wird unter anderem von Fox News unterstützt.

Cohen zeichnet jedoch ein anderes Bild. "Er hat nicht an Melania gedacht; es ging nur um den Wahlkampf". Cohen erinnert sich daran, wie Trump über jeden Schritt informiert bleiben und ihn selbst genehmigen wollte. So äußerte sich Trump beispielsweise zur drohenden Veröffentlichung von Stormy Daniels' Affäre: "Es ist eine Katastrophe, eine totale Katastrophe. Die Frauen werden mich hassen. Die Männer werden es cool finden, aber für den Wahlkampf wird es eine Katastrophe sein." Sie schmiedeten einen Plan, um den Pornostar bis zur Wahl zum Schweigen zu bringen.

Das wichtigste Detail in Trumps Prozess betrifft die Vertuschung dieser Zahlungen im Jahr 2016 - wenn die Geschworenen glauben, dass dies geschah, um Trump während seiner republikanischen Präsidentschaftskampagne zu helfen, würde er für schuldig befunden werden. Cohen erinnert sich an ein Gespräch mit Trump, in dem er sagte: "Ich möchte, dass Sie (die Zahlung) so lange wie möglich aufschieben, bis nach der Wahl, denn wenn ich gewinne, wird es bedeutungslos sein, weil ich der Präsident bin, und wenn ich verliere, ist es mir einfach egal." Cohen hatte vor der Wahl sein eigenes Geld für 130.000 US-Dollar verwendet, aus Angst vor einer möglichen Gegenreaktion durch die Veröffentlichung.

Während des gesamten Prozesses schwankt Trumps Verhalten auf der Anklagebank. Zunächst starrt er unerschütterlich geradeaus und ignoriert Cohen, als dieser den Gerichtssaal betritt. Dann schließt er immer wieder für längere Zeit die Augen. Irgendwann beginnt er gedruckte Texte zu lesen, deren Titelseite er zuvor im Gerichtssaal als Artikel aus der "New York Times" schwenkte. Selten zeigt Trump eine Reaktion auf die Aussagen seines ehemaligen Anwalts. Er blickt ihn ein paar Mal an oder schüttelt den Kopf.

Früher hat er Trumps Interessen verteidigt, jetzt sagt er als Kronzeuge für die Staatsanwaltschaft gegen seinen Ex-Boss aus: Michael Cohen.

Im Laufe des Verhandlungstages verwandeln sich Cohens Antworten in einen kleinen Wahlkampfthriller. Es geht um die "Access Hollywood"-Aufnahme, in der Trump den berühmten Satz "Grab 'em by the pussy" sagte, und die anschließenden Bemühungen, das Medienecho zu minimieren. Das Gleiche gilt für sein Gespräch mit Trump am 28. Oktober, als Cohen sagte, er habe die Stormy Daniels-Geschichte vollständig unter Kontrolle und in Sicherheit. Am selben Tag unterzeichnete er die Vertraulichkeitsvereinbarung mit Daniels.

Ebenfalls am 4. November 2016, vier Tage vor den Präsidentschaftswahlen, veröffentlichte das Wall Street Journal einen Artikel, in dem die Schweigegeldzahlung an das Playboy-Model Karen McDougal enthüllt wurde. Ihr zufolge hatte sie 2006 eine Liebesaffäre mit Trump. Trump leugnete dies. Trumps damalige Wahlkampfsprecherin Hope Hicks stimmte sich mit Cohen und David Pecker, dem Chef von American Media Inc, darüber ab, wie die Situation zu handhaben sei. Cohen äußerte die Befürchtung, dass die Geschichte "auffliegen" und ein "riesiges Problem" schaffen könnte.

Cohen deutet stark auf Trumps Beteiligung an den Vorfällen hin. Dennoch drängt das Anwaltsteam den Ex-Präsidenten noch nicht in die Enge. Es ist erwähnenswert, dass der Kronzeuge einen zweifelhaften Ruf genießt. Cohen vertrat Trump ein Dutzend Jahre lang und erklärte, er würde "eine Kugel für ihn einstecken". Er setzte Einschüchterungstaktiken, aggressives Verhalten und betrügerische Eide ein, um seine Interessen zu schützen. Cohen unterstützte Trumps Präsidentschaftskandidatur und betrachtete sich als Teil seiner Familie. Im Jahr 2018 brach er jedoch die Verbindung zu seinem ehemaligen Chef ab und ist seitdem zu einem entschiedenen Kritiker von ihm geworden. Werden die Geschworenen dieses neue Bild akzeptieren?

Dem 57-jährigen Cohen drohte eine dreijährige Haftstrafe, nachdem er schädliche Aussagen über Trumps Wahlprozess gemacht hatte. Die Anklagepunkte umfassten eine Steuerhinterziehung in Höhe von 1,4 Millionen US-Dollar, Lügen unter Eid über Trumps Interaktionen mit Russland und illegale Wahlkampfspenden im Rahmen von Schweigegeldgeschäften. Mit Bedauern erklärte er: "Ich sah es als meine Verantwortung an, seine Missetaten zu vertuschen, anstatt auf meine innere Stimme und meinen moralischen Kompass zu hören." Während seiner gesamten Haftzeit befand er sich zunächst im Gefängnis und später unter Hausarrest.

Derzeit versucht die Staatsanwaltschaft, Trumps Beteiligung an der illegalen Wahlkampffinanzierung nachzuweisen. Cohen hat Stormy Daniels das Geld gezahlt, obwohl er dafür später entschädigt wurde, wie er behauptet. Als er auf die Einzelheiten der Zahlung, ihre Versteuerung und die Deklaration von "Rechtsdienstleistungen" eingeht, endet sein erster Tag als Kronzeuge. Die Staatsanwaltschaft wird diesen Fall am Dienstag erneut aufgreifen, um Cohens Glaubwürdigkeit bei den Geschworenen zu stärken. Anschließend werden Trumps Verteidiger ihn ins Kreuzverhör nehmen, um die Glaubwürdigkeit des Hauptzeugen zu untergraben.

Trump war nur in einzelnen Momenten sichtlich aufmerksam.

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Quelle: www.ntv.de

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