Der Rechnungshof hat Wissing wegen seiner Eisenbahngeschäfte verwarnt.
Die deutsche Regierung hat große Pläne für den Ausbau des Schienennetzes, aber ein aktueller Bericht deutet darauf hin, dass das begrenzte Budget den Fortschritt verlangsamt. In dem Bericht heißt es weiter, dass bestimmte wichtige Projekte möglicherweise auf Eis gelegt werden müssen. Außerdem macht der Bundesrechnungshof Verkehrsminister Wissing das Leben schwer, weil er seinen Umgang mit der Deutschen Bahn für unzureichend hält.
Wie der "Spiegel" berichtet, ist der Bundesrechnungshof mit dem Umgang von Verkehrsminister Volker Wissing mit der Deutschen Bahn unzufrieden. Das Magazin beruft sich auf einen Prüfbericht, der Wissings Auftritte missbilligt und feststellt, dass die bisherigen Bemühungen zur Verbesserung der Bahn nicht mehr als eine "Reformillusion" seien. Einer der Gründe für diese unbefriedigende Situation ist, dass Wissings Darstellungen "unvollständig" sind und "die schwierige finanzielle und betriebliche Situation der DB AG nicht zutreffend abbilden."
Um die Situation der Bahn zu verbessern, hat die Bundesregierung eine neue Gesellschaft namens InfraGo gegründet, die den Betrieb, die Instandhaltung und den Ausbau der Schieneninfrastruktur übernehmen soll. InfraGo wird weiterhin Teil des DB-Konzerns sein, aber die neue Gesellschaft soll "gemeinnützig" arbeiten. Im Aufsichtsrat werden Vertreter des Bundes sitzen. Der Bundesrechnungshof hält diese Konstellation für unzureichend, um "die Eigentümerrolle des Bundes bei der DB AG zu stärken und seine Interessen wirksamer zu vertreten." Die Gründung der InfraGo helfe nicht bei der dringend notwendigen Modernisierung des Konzerns, sondern verfestige nur einen "eklatanten Mangel in der bestehenden Konzernstruktur".
Seit Jahren wird über eine Aufspaltung des DB-Konzerns in verschiedene Einheiten diskutiert, die mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. So hatte beispielsweise die Monopolkommission, ein Beratungsgremium der Bundesregierung, vorgeschlagen, das Infrastrukturmanagement vom Bahnbetrieb zu trennen. Es scheint, dass der Rechnungshof diesem Ansatz zustimmt, da er erwähnte, dass die Probleme nicht gelöst werden, "solange die Infrastruktursparte Teil des DB AG-Konzerns ist."
Geldangelegenheiten
Die Finanzfragen der Bundesregierung dürften ihre Ziele für den Ausbau des Schienennetzes konterkarieren. Aus einem dem "Spiegel" zugänglichen Schreiben des Verkehrsministeriums geht hervor, welche Projekte in Zukunft mit Haushaltsproblemen zu kämpfen haben könnten.
Zu den gefährdeten Projekten gehören die Verbindung des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark, die Schaffung neuer Streckenabschnitte der Ruhrtalbahn zwischen Karlsruhe und Basel mit einem Tunnel in Offenburg, der lang erwartete Ausbau einer Hauptachse für den Rhein-Ruhr-Express in Duisburg und eine Güterbahnstrecke von Uelzen nach Halle. Darüber hinaus könnten auch der Anschluss der Gäubahn an den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof über den Pfaffensteigtunnel, der Ausbau einer Bahnstrecke von München über Mühldorf bis zur österreichischen Grenze und das Elektrifizierungsprojekt von Weimar über Gera nach Gößnitz gefährdet sein.
Laut "Spiegel" wird für diese Projekte die Planung einer "Baufinanzierungsvereinbarung" erwogen. Theoretisch könnte mit dem Bau begonnen werden, eine "endgültige Entscheidung" werde aber erst getroffen, wenn die Haushalte für 2025 und 2026 vorliegen. Die derzeitige Haushaltslage und die Sparvorgaben des Finanzministeriums machen eine finanzielle Unterstützung jedoch sehr unwahrscheinlich, so die Quellen des "Spiegel".
Ländliche Regionen verlieren an Anschlussfähigkeit
Unterdessen sind in Deutschland in diesem Jahr weniger Städte an den Fernverkehr der Deutschen Bahn angeschlossen als im Vorjahr. Darüber hat das Bundesverkehrsministerium den Linkspartei-Haushaltspolitiker Victor Perli informiert. Unter anderem fallen die Städte Northeim (Niedersachsen), Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen), Bebra (Hessen), Rastatt (Baden-Württemberg) und Leverkusen-Mitte (Nordrhein-Westfalen) weg. Fernverkehrshalte sind in Ludwigsstadt (Bayern), Rudolstadt (Thüringen) und Eichenberg (Hessen) vorgesehen, während Heilbronn (Baden-Württemberg) aufgrund von Bauarbeiten nur gelegentlich bedient wird.
Das Ministerium betont, dass die Anbindung der Städte an den öffentlichen Personennahverkehr weiterhin möglich sein wird. Problematisch könnte jedoch die von der Straßenbahn-Koalition angestrebte Stärkung des Fernverkehrs in der Region werden, da die steigenden Kosten für die Infrastruktur die Deutsche Bahn dazu veranlassen könnten, unrentable Fernverkehrsverbindungen einzustellen. Die Linken-Politikerin Perli ist von dieser Entwicklung enttäuscht und fordert den Verkehrsminister auf, eine Strategie zur Verbesserung der Anbindung des ländlichen Raums vorzulegen.
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Quelle: www.ntv.de