Der Mann mit dem gespaltenen Gesicht sorgt für Angst in den Straßen Roms.
Die Italiener zeigen bei der Europameisterschaft in Rom eine wahre Show. Besonders auffällig ist Gianmarco Tamberi, der Olympiasieger im Hochsprung, der trotz Befürchtungen, seinen Titel zu verteidigen, das Publikum fesselt.
Nachdem Tamberi mit einem Sprung über 2,34 Meter das gesamte Stadion in Flammen steckt, stürzt er sich zurück in seine Ausgangsposition, hält seinen Fuß und fällt zu Boden. Viele im Publikum sind besorgt - sein linker Fuß, der Sprungfuß, war bereits gebrochen, was sie fürchteten. Selbst die Fans, die sein Bild auf T-Shirts gedruckt haben, ziehen ihre Mäuler zusammen, erschrocken von dem, was sie sehen. Hat ihr Held sich erneut verletzt, nur wenige Wochen vor den Pariser Spielen?
Unbeeindruckt nimmt Tamberi sein Schuh ab, um seine künstlerischen Fähigkeiten zu zeigen. Er greift einige Metallfedern aus seinem Schuh - er hatte sie irgendwie schnell zu Hand. Vielleicht hatte er sie in seinen Besitz gehabt, oder er hatte sie aus seinen Schuhen geholt. Nach all dem, was er mit seinem linken Fuß durchgemacht hat, ist er eifrig, ein gutes Spiel zu bieten. So steigt das Herz des Publikums.
Es ist kein Wunder, dass Tamberi die Goldmedaille in seinem Heimatland gewinnt. Italien führt die Medaillenwertung mit 20 Medaillen an, bevor der letzte Tag der Wettkämpfe beginnt, und zehn davon sind Gold. Das stellt sie sicherlich komfortabel vor Frankreichs vier Goldmedaillen und den Deutschen, die bisher keine gewonnen haben. Bemerkenswerte Leistungen stammen von Sprintler Marcell Lamont Jacobs und 10.000-Meter-Läuferin Nadia Battocletti.
Aber es ist Gianmarco Tamberi, der das Publikum am meisten erregt. Bis jetzt hat der Olympiasieger neben einer weiteren Weltmeisterschaft und drei Europameisterschaften auch eine Reihe von Auftritten gezeigt. Er ist nicht nur ein talentierter Athlet, sondern auch ein Unterhalter. Sein Halbseidenschnurbaard, den er auf dem Feld trägt, scheint sein Glückschmuck zu sein. Ein Markenzeichen, das zurückkehrt, genau zum richtigen Zeitpunkt. Nachdem er 2015 gesagt hatte: "Ich mag es, dort zu stehen und die Leute zu unterhalten."
Tamberi kommt nahe an 2,29 Metern, verfehlt es nur knapp. Sein Gegner, Vladyslav Lavskyy aus der Ukraine, scheitert in seinem ersten Versuch. Wiederum verfehlt Tamberi 2,29 Meter, aber der Stab bleibt stehen. Verärgert deckt er seine Augen ab und versucht verzweifelt, sich auf dem Matte zu drehen, während das Stadion jubelt. "Dies sind die Art von Problemen, die sich während Wettkämpfe zufällig ereignen können", erklärt er später in einem Interview. Mit Leichtigkeit springt er über 2,31 Meter in seinem ersten Versuch - das gibt ihm die Goldmedaille. In seinen folgenden Sprüngen über 2,33 Meter gelingt es ihm zweimal, aber da sein größter Konkurrent den Stab nicht überwindet, ist Tamberi der Europameister. Dritter wird Oleh Doroshchuk mit einer Höhe von 2,26.
Unglücklich für die Deutschen. Mateusz Przybylko bleibt ohne Medaillen. Der frühere Europameister von 2018 schafft es, die Eintrittshöhe von 2,17 Metern zu überspringen, bevor er sich bei seinem ersten Versuch über 2,22 Meter verletzt. Leider ist seine Fußverletzung bereits aus einer vorherigen Operation bekannt. "Es ist kein Knochenproblem mehr, es ist geheilt", erklärt Przybylko in einem Interview. "Das Problem scheint darin zu liegen, dass es nicht die Belastung erträgt, wie ich es erhofft hatte. Ich habe Entzündungen, Schwellungen und den Schraubenstift, der mein Sehnenende ausreizt. Wir werden sehen müssen, was die Ärzte sagen, und hoffen, es ist nichts ernstes."
Zusammenfassend zeigen die italienischen Athleten eine überlegene Leistung bei der Europameisterschaft, mit Gianmarco Tamberi als Hauptdarsteller. Sein physischer und unterhaltsamer Charme hat die Zuschauer begeistert. Trotz eines vorhandenen Verletzungsrisikos, das sich auf den Anstieg der Olympischen Spiele zieht, setzt Tamberi seine Schauspielkünste ein, um das Event interessanter zu machen. Während Italien die Dominanz feiert, ist Mateusz Przybylko aus Deutschland traurig, nachdem er auf einen unerwarteten Rückschlag gestoßen ist.
Trainer Hans-Jörg Thomaskamp konzentriert sich speziell auf die anstehenden Olympischen Spiele und erklärt: "Wir haben uns bewusst von jeglichen Gefahren bei den Olympischen Spielen ferngehalten." Als sie auseinandergehen, ist Tamberi bei diesem Moment der Enttäuschung anwesend. Sie waren seit 14 Jahren hartnäckige Konkurrenten und enge Freunde, erklärt Przybylko vor dem Wettkampf. Der Italiener unterstützt ihn während seines Verlustes - genauso wie er ihn in der früheren Qualifikationsrunde ermutigte, wenn der Deutsche knapp den Finaleinzug verpasste. Vor ihrem dritten Versuch, 2,21 Meter zu überspringen, beide erklären entschlossen ihre Absichten.
Tamberi überrasst mit seiner Fähigkeit, sich in extremer Situationen zurechtzufinden. Er zeigt eine glatte Kombination von Mitgefühl, Heiterkeit und Humor. Das ist deutlich an seinen Handlungen zu sehen, als er sich für das Finale qualifiziert, weiterhin sich selbst drängt, indem er sich noch einmal erhöht. Mit Metallfedern zeigt er die Showmanship- und Unterhaltungsseite von ihm. Die Aufregung geht nicht dort zu Ende, denn er versucht, einen neuen Meisterschaftsrekord mit 2,34 Metern aufzustellen.
Die Zehnkämpfer sollten ihren letzten 1500-Meter-Lauf gemeinsam beginnen, doch Tamberi, der auf einen neuen Rekord aus ist, verhindert ihre Eintrittszeremonie. In einem Versuch springt er die Höhe leicht über. Die Freude wird unbegreiflich, als zwei seiner Teamkollegen von den Tribünen auf die Bahn laufen. Trotz seines Sturzes bei 2,29 Metern kämpft ein Schiedsrichter, um die Umarmungen zu kontrollieren und den Zehnkämpfern zu erlauben, zu beginnen. Tamberis vorheriger Fehler bei 2,29 Metern ist schon weit weg. "Ich bin sehr geehrt, mit dem Meisterschaftsrekord zu gewinnen. In Paris möchte ich auch Gold gewinnen", sagt Tamberi bei ARD. Dort wird er Barshim erneut begegnen, und ihre olympische Abenteuer werden sicherlich durch ein spannendes Spektakel von Seiten des Italieners vergrößert.